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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Penthouse hatte gelangen können. Kurz vor Ende ihres Lebens hatte sie es geschafft, eine unverzeihliche Sünde zu begehen. Sie trug die Verantwortung für Leid und Schmerz. Wegen ihrer Nachlässigkeit und ihres Leichtsinns würden andere nun genau das Schicksal erleiden, gegen das sie immer gekämpft hatte.
      Im Grunde genommen war alles nur ihre Schuld. Die Armut ihrer Familie. Der Tod ihres Vaters. Die Trauer ihrer Mutter. Die Borderline-Erkrankung und schwere psychische Störung ihrer Schwester Dorothy und alles, was Lucy bis jetzt zugestoßen war.
      »Er war noch nicht da, als ich geläutet habe«, wiederholte sie. Morales lachte laut. »Ich hätte ihn nie reingelassen.«
      Berger starrte Morales unverwandt an und blieb, das Mobiltelefon in der Hand, reglos unten an der Wendeltreppe stehen. Hinter ihr in ihrem luxuriösen Penthouse befand sich eine Galerie meisterhafter Kunstwerke. Durch die blitzblanke, gewölbte Glasfront war die Skyline von New York zu sehen. Vor ihnen erstreckte sich das tiefer gelegene Wohnzimmer, ausgestattet mit Möbeln aus teurem Holz und Polstern in Erdtönen, wo sie alle noch vor kurzem gesessen hatten, als Freunde und Verbündete in einem Feldzug gegen den Feind, der nun enttarnt und zurückgekehrt war.
    Mike Morales.
      Scarpetta spürte, wie sich der Pistolenlauf von ihrem Kopf entfernte. Doch anstatt sich umzudrehen, blickte sie Berger an, in der Hoffnung, sie würde verstehen, dass sie allein gewesen war, als sie den Aufzug verlassen, geläutet und sich angemeldet hatte. Dann, plötzlich, hatte sich jemand wie ein Dämon auf sie gestürzt, sie am Arm gepackt und sie zur Wohnungstür hereingezerrt. Vielleicht hätte sie die Bemerkung einer der Pförtnerinnen vorhin beim Betreten des Gebäudes stutzig machen sollen.
      »Die anderen erwarten Sie schon, Dr. Scarpetta«, hatte die hübsche junge Frau in der eleganten Uniform lächelnd zu ihr gemeint.
    Welche anderen?
      Scarpetta hätte nachfragen sollen. Mein Gott, warum hatte sie es nicht getan? Morales hatte doch nur seine Dienstmarke vorzeigen müssen. Vermutlich hatte er sich sogar das sparen können, denn er war ja erst vor wenigen Stunden hier gewesen. Außerdem hatte er ein charmantes und überzeugendes Auftreten und ließ sich nicht so leicht abwimmeln.
      Nun schaute Morales sich um. Seine Pupillen waren geweitet. Seine Hände, die in Latexhandschuhen steckten, ließen eine kleine Sporttasche auf den Boden fallen, die er öffnete. Sie enthielt ein ausklappbares Stativ, farblose Nylonfesseln und andere Gegenstände, die Scarpetta nicht erkennen konnte. Doch beim Anblick der Fesseln schlug ihr Herz schneller. Sie wusste, was man damit anrichten konnte, und sie hatte Angst davor.
      »Lassen Sie Jaime gehen. Dann können Sie mit mir machen, was Sie wollen«, sagte sie.
    »Maul halten.«
    Als ob sie ihn langweilte.
      Mit einer raschen Bewegung fesselte er Berger die Hände hinter dem Rücken und stieß sie unsanft aufs Sofa.
      »Schön brav sein«, sagte er zu Scarpetta und fesselte ihr ebenfalls sehr fest die Hände.
      Sofort krampften sich ihre Finger zusammen. Der Schmerz war entsetzlich, als hätte man eine Metallspange um ihre Handgelenke geschlossen, die die Blutgefäße abschnürte und sich bis in den Knochen grub. Er schubste sie neben Berger aufs Sofa. Im nächsten Moment klingelte oben ein Mobiltelefon.
      Langsam wanderten seine Augen von dem Telefon, das er Berger aus der Hand gerissen hatte, zu der Galerie und den Räumen im oberen Stockwerk.
    Das Telefon läutete noch einmal und verstummte dann.
    Wasser plätscherte und wurde abgedreht. Scarpetta dachte an Lucy. Morales offenbar auch.
      »Es gibt noch ein Zurück, Mike. Sie müssen das nicht tun ... «, begann Berger.
      Als Scarpetta aufstand, versetzte Morales ihr einen so heftigen Stoß, dass sie zurück aufs Sofa stürzte.
      Dann hastete er die Wendeltreppe hinauf, beinahe ohne die Stufen zu berühren.
    Lucy frottierte ihr kurzgeschnittenes Haar und atmete in tiefen Zügen den Dampf in einer der luxuriösesten Duschen ein, die sie seit langem benutzt hatte.
      Gregs Geschmack. Mit gläserner Duschwand, Seitenstrahldüsen, Dampfbad, Musik von allen Seiten, einem beheizten Sitz, falls man einfach nur in Ruhe Musik hören wollte. Berger hatte eine CD von Annie Lennox eingelegt. Vielleicht ein Zufall, weil Lucy sie letzte Nacht im Loft gehört hatte. Greg und seine Whiskys, seine Luxusspielzeuge und seine Anwältin. Lucy wunderte sich

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