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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Bluse von Oxford zu und hob den Hörer des Haustelefons ab.
      »Jaime? Ich bin es, Kay« , sagte Scarpettas Stimme. »Ich stehe vor deiner Tür.«
      Berger drückte die Null auf dem Tastenfe1d und entriegelte damit das Schloss. »Komm rein«, antwortete sie. "Ich bin gleich unten.«
    »Stört es dich, wenn ich rasch dusche? «, fragte Lucy.
     
    33
    Marino sah sich auf seinem elektronischen Terminplaner die Nachrichten an, während er raschen Schrittes die Central Park South entlangging. Mit den Schultern voran schob er sich durch die anderen Passanten wie ein Football-Spieler kurz vor dem Tor.
      Benton saß in seinem blauen Nadelstreifenanzug dem Journalisten, einem gewissen Jim Soundso, gegenüber. Marino wusste nicht, wie er hieß, weil es noch zu früh für einen Auftritt der bekannteren Moderatoren war. BENTON WESLEY, FORENSISCHER PSYCHOLOGE, MCLEAN HOSPITAL stand in Versalien am unteren Bildrand.
      »Guten Morgen, liebe Zuschauer. Heute ist Dr. Benton Wesley bei uns, der ehemalige Leiter der Abteilung Verhaltensforschung beim FBI in Quantico. Derzeit sind Sie in Harvard und hier am John Jay tätig, richtig?«
      »Jim, ich möchte sofort auf den Punkt kommen, denn die Zeit drängt. Wir appellieren an Dr. Oscar Bane, sich bitte beim FBI ... «
      »Gestatten Sie mir eine kleine Unterbrechung, denn unsere Zuschauer sollen erfahren, dass es sich hier um einen höchst brisanten Fall handelt. In den letzten beiden Nächten wurden in New York nämlich zwei abscheuliche Morde verübt. Was können Sie uns dazu sagen?«
      Direkt vor Marino befanden sich der Columbus Circle und das Time Warner Center, wo Benton in diesen Minuten im Studio saß. Es war keine gute Idee gewesen, auch wenn Marino verstand, warum Benton keinen anderen Ausweg gesehen hatte und Berger nicht nach ihrer Meinung hatte fragen wollen. Erstens wollte er verhindern, dass man sie zur Verantwortung zog, und zweitens war er ihr nicht rechenschaftspflichtig. Obwohl Marino wusste, dass niemand Benton gegenüber weisungsbefugt war, löste sein Auftritt im Fernsehen ein mulmiges Gefühl in ihm aus.
      »Falls er sich gerade diese Sendung anschaut, soll er bitte das FBI anrufen«, hallte Bentons Stimme in der Live-Sendung durch Marinos Ohrhörer. »Wir haben Anlass zu großer Sorge um Mr. Banes Sicherheit. Auf keinen Fall- ich wiederhole, auf keinen Fall - soll er sich mit der örtlichen Polizei oder anderen Behörden in Verbindung setzen. Wenn er sich beim FBI meldet, wird man ihn in Sicherheit bringen.«
      Eine von Scarpettas Devisen lautete, man dürfe einen Menschen niemals so unter Druck setzen und in die Enge drängen, bis er glaubte, er habe nichts mehr zu verlieren. Auch Benton hielt sich an diesen Wahlspruch. Marino ebenfalls. Warum also dieses Theater? Erstens hatte Berger Morales angerufen, in Marinos Augen eine Katastrophe. Damit hatte sie ihm nur aus Schadenfreude einen Vorsprung verschafft. Der geniale Morales war aufgeflogen! Sie, Berger, war eine ausgezeichnete Staatsanwältin und mit allen Wassern gewaschen. Und dennoch hätte sie es nicht tun sollen. Marino fragte sich noch immer nach ihren wahren Beweggründen.
      Er hatte das eigenartige Gefühl, dass sie es ihm aus persönlichen Gründen heimzahlen wollte. Scarpetta hätte sich niemals so verhalten, obwohl sie genug Gelegenheit dazu gehabt hätte. Nach Mitternacht in Bergers Wohnzimmer hätte Scarpetta jede Menge Seitenhiebe auf Morales loslassen können, den sie genauso unsympathisch und wenig vertrauenswürdig fand, wie Marino es tat. Allerdings hatten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewusst, dass er in seiner Freizeit als Hauptdarsteller in selbst gedrehten Snuff-Filmen agierte. Jedenfalls war Scarpetta so wie immer absolut professionell geblieben, obwohl Morales mit ihr im selben Raum saß. Falls sie ihn für den Mörder gehalten hatte, hätte sie kein Wort darüber verloren, solange sie es nicht beweisen konnte. So war sie nun einmal.
      »Ich muss sagen, Dr. Wesley, dass ich noch nie so einen ungewöhnlichen Appell gehört habe. Appell ist ja wohl nicht das richtige Wort, aber warum ... «
      Marino beobachtete die winzigen Gestalten, die sich auf dem Bildschirm ein Wortgefecht lieferten. Berger wohnte nur etwa zwei Häuserblocks entfernt von hier. Sie war in Gefahr. Es war ausgesprochen riskant, jemanden wie Morales zu sehr unter Druck zu setzen und ihm seine Fehler unter die Nase zu reiben. Sicher würde er zuschlagen. Und wen würde er wohl zuerst ins Visier

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