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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Sie mir ohnehin glauben und für mich kämpfen. Sie müssen mir glauben. Schließlich hören Sie nicht zum ersten Mal von mir.«
    »Wann soll ich von Ihnen gehört haben?«
      »Ich verstehe.« Sein Blick war durchdringend. »Sie haben Anweisung zu schweigen. Gut. Mir gefällt dieses Spiel nicht. Aber in Ordnung. Einverstanden. Ich bitte Sie nur darum, mich anzuhören, mich nicht zu verraten und nicht gegen Ihre Schweigepflicht zu verstoßen. Schließlich haben Sie einmal einen Eid abgelegt.«
      Scarpetta hätte jetzt gehen müssen. Doch sie dachte an Berger. Oscar hatte Berger nicht gedroht. Noch nicht. Und solange er es nicht tat, durfte Scarpetta kein Sterbenswörtchen verlauten lassen. Allerdings verhinderte das nicht, dass sie sich um Berger und die Menschen sorgte, die ihr nahe standen. Deshalb wünschte sie, Oscar möge endlich den Mund aufmachen und klipp und klar sagen, dass er sich an Berger oder sonst jemandem rächen wollte. Dann wäre Schluss mit dem Arztgeheimnis gewesen, und es hätte wenigstens die Möglichkeit bestanden, ihn wegen Androhung einer Straftat festzuhalten.
      »Ich werde mir Notizen machen und eine Akte anlegen«, meinte Scarpetta.
      »Ja, Notizen, das ist gut. Ich möchte, dass Sie die Wahrheit schriftlich in Händen halten. Nur für den Fall, dass etwas passiert.«
      Scarpetta nahm einen Block und einen Stift aus der Tasche ihres Laborkittels.
    »Vermutlich werde ich sterben«, sagte er. »Es gibt wahrscheinlich keinen Ausweg. Sie werden mich sicher kriegen. Könnte mein letzter Neujahrstag gewesen sein. Doch eigentlich ist das egal.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
      »Weil sie immer wissen, was ich gerade tue oder wo ich bin.«
    »Auch jetzt in diesem Augenblick?«
      »Vielleicht. Aber wissen Sie, was?« Er schaute zur Tür. »Es ist eine ziemlich dicke Stahlschicht, um sie zu durchdringen. Ich bin nicht sicher, ob sie es schaffen, werde aber trotzdem mit dem, was ich sage und denke, vorsichtig sein. Sie müssen aufmerksam zuhören und meine Gedanken lesen, so gut sie können. Irgendwann werden sie auch noch den Rest meines freien Willens und meiner Gedanken an sich reißen. Möglicherweise üben sie nur und brauchen dazu ein Versuchskaninchen. Schließlich hat die CIA schon seit einem halben Jahrhundert Pläne in der Schreibtischschublade, wie man das menschliche Verhalten durch neurologisch wirksame Elektromagneten beeinflussen kann, ohne dass derjenige es bemerkt. Und an wem, glauben Sie, üben die? Und was, meinen Sie, geschieht, wenn man in so einem Fall zur Polizei geht? Aus geheimnisvollen Gründen wird keine Anzeige aufgenommen. Genau wie es passiert ist, als ich es bei Ms. Berger melden wollte. Man hat mich abgewimmelt. Und jetzt ist Terri tot. Ich bin weder paranoid, noch habe ich irgendeinen psychotischen Schub. Ich leide nicht an einer Persönlichkeitsstörung oder an Wahnvorstellungen. Ich gehe auch nicht davon aus, dass Außerirdische mit Massenvernichtungswaffen hinter mir her sind, auch wenn ich mir in dieser Hinsicht manchmal ein wenig Sorgen um unsere Politiker mache. Vielleicht führen wir ja deshalb Krieg im Nahen Osten. Das sollte ein Scherz sein, obwohl mich inzwischen nichts mehr überraschen würde.«
      »Sie scheinen sich gut mit Psychologie und Psychiatrie auszukennen.«
      »Ich habe einen Doktortitel und gebe Seminare in der Geschichte der Psychiatrie am Gotham College.«
      Scarpetta, die noch nie davon gehört hatte, fragte ihn, wo dieses College sei.
    »Nirgendwo«, erwiderte er.
     
    5
    Ihr Benutzername war Shrew - die Widerspenstige -, weil ihr Mann sie immer so genannt hatte. Es war nicht immer beleidigend gemeint, sondern manchmal auch als Kosename.
      »Sei doch nicht so ein widerspenstiges Weibsbild«, schimpfte er, wenn sie sich über seine Zigarren oder seine Schlamperei beschwerte. »Wollen wir ein Schlückchen trinken, meine kleine Widerspenstige? «, bedeutete normalerweise, dass es nach fünf war, er gute Laune hatte und sich die Nachrichten anschauen wollte.
      Wenn sie dann die Gläser und eine Schale mit Cashewnüssen brachte, klopfte er neben sich auf das Polster der mit hellbraunem Cord überzogenen Couch. Nach einer halben Stunde Nachrichten, die - was man nicht eigens zu erwähnen brauchte - nie gut waren, wurde er still, nannte sie nicht mehr Zankweibchen und sprach auch nicht mehr mit ihr. Beim Abendessen waren nur noch Kaugeräusche zu hören. Anschließend zog er sich zum Lesen ins Schlafzimmer zurück. Eines Tages

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