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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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zitternder Stimme. »Ich habe ihr die Handgelenke und die Hände massiert, um den Blutkreislauf anzuregen. Ihre Fingernägel waren blau. Außerdem habe ich versucht, die Striemen wegzureiben. Sie waren sehr tief.«
    »Erinnern Sie sich, was Sie mit der Schere gemacht haben?« »Die Plastikfessel war sehr eng zugezogen. Es hat sicher sehr weh getan. Die Schere habe ich im Bad auf dem Boden liegen gelassen.«
      »Wann haben Sie beschlossen, sich selbst zu verletzen, um mich, wie Sie mir gerade erklärt haben, hierherzuholen?«
      »Ich saß neben ihr auf dem Badezimmerboden und wusste, dass man mir die Schuld geben würde. Wenn ich erreichen konnte, dass Ihr Mann sich mit mir beschäftigte, würde man Sie sicher hinzuziehen. Ich vertraue Ihnen. Sie sind die Einzige, die sich um sie gekümmert hat.«
    »Ich kannte sie doch gar nicht.« »Lügen Sie mich nicht an!«, schrie er.
    12
    Shrew genehmigte sich noch einen Maker's Mark, denselben Bourbon, den auch der Chef trank. Sie schenkte sich ein volles Glas ein, mit Eis, weil der Chef das auch so hielt.
      Dann griff sie nach der Fernbedienung des Vierzig-ZollFlachbildschirmfernsehers von Samsung, wie ihn der Chef laut seiner Kolumne einmal besessen hatte. Allerdings traf das inzwischen nicht mehr zu. Wenn Shrew richtig gelesen hatte, hatte der Chef sich nun einen Achtundfünfzig-ZollPlasmabildschirm von Panasonic zugelegt. Natürlich konnte es sich bei dieser Meldung auch um bezahlte Schleichwerbung handeln. Es war schwer zu sagen, was stimmte und was er nur aus finanziellen Gründen erfand, denn die geschäftliche Seite von Gotham Gotcha war Shrew ebenso unbekannt wie alles andere.
    Terroristen, dachte sie.
      Was, wenn das ganze Geld an eine Terrororganisation floss? Vielleicht war ihre Nachbarin ja von Terroristen umgebracht worden, die nur das Haus verwechselt hatten und in Wahrheit hinter Shrew her waren, weil sie ahnten, dass sie allmählich Verdacht schöpfte. Was, wenn Regierungsmitarbeiter auf der Jagd nach diesen Terroristen die Website zu Shrew zurückverfolgt und die falsche Wohnung erwischt hatten? Das klang wahrscheinlich, denn schließlich wohnten Shrew und Terri genau gegenüber, nur dass Shrews Wohnung eine Etage höher lag. Schließlich ließen Regierungen ja ständig irgendwe1che Leute ermorden. Vermutlich auch Marilyn Monroe, weil sie zu viel gewusst hatte.
      Möglicherweise wusste Shrew ja auch zu viel- oder die falschen Leute nahmen das zumindest an. Inzwischen hatte sie sich so in ihre Panik hineingesteigert, dass sie nach der Visitenkarte griff, die Detective Pete Marino ihr hinterlassen hatte. Sie trank einen Schluck Bourbon, hielt die Karte in der Hand und war kurz davor, ihn anzurufen. Doch was sollte sie ihm sagen? Außerdem war sie nicht sicher, ob er vertrauenswürdig war. Wenn das, was der Chef über ihn geschrieben hatte, stimmte, war er ein Vergewaltiger und ungeschoren mit seiner Tat davongekommen. Und ein Vergewaltiger in ihrer Wohnung hätte ihr gerade noch gefehlt.
      Shrew klemmte einen Stuhl aus dem Esszimmer unter den Türknauf, wie sie es im Film gesehen hatte, und vergewisserte sich, dass alle Fenster geschlossen waren und dass sich niemand auf der Feuerleiter herumdrückte. Dann sah sie in der Fernsehzeitung nach, ob irgendwo eine gute Komödie lief. Da sie nichts entdecken konnte, legte sie ihre Lieblings-DVD mit Kathy Griffin ein.
      Mit ihrem Bourbon auf Eis setzte sich Shrew an den Computer und loggte sich mit ihrem Passwort in das Programm der Website ein.
    Im nächsten Moment traute sie ihren Augen nicht.
      Das Foto von Marilyn Monroe und Shrews Sensationsbericht waren bereits mehr als sechshunderttausendmal angeklickt worden. In einer knappen Stunde! Sie erinnerte sich an die Videoaufnahmen, die zeigten, wie Saddam Hussein verhöhnt und gehängt worden war. Sie hatten in der ersten Stunde nicht einmal ein Drittel so viele Interessenten gefunden. Ihr Erstaunen verwandelte sich in Stolz, auch wenn sie ein wenig verängstigt war. Wie würde der Chef reagieren?
      Shrew würde ihren couragierten Akt des zivilen Ungehorsams damit rechtfertigen, dass die Welt ohne ihren Bericht die Wahrheit über Marilyns Ermordung niemals erfahren hätte. Deshalb sei ihre Handlung moralisch gerechtfertigt. Außerdem äußerte sich der Chef niemals zu nachrichtenwürdigen Ereignissen. Weshalb also sollte er Anstoß daran nehmen, wenn Shrew es tat? Dem Chef ging es doch nur darum, die Herzen und Seelen der Menschen zu verletzen, denen

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