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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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er gerade nachstellte.
      Shrew verließ die Website und fing an - fest überzeugt, dass die Medien ihre sensationelle Enthüllung inzwischen aufgegriffen hatten -, sich durch die Fernsehsender zu schalten. Sie rechnete damit, dass Dr. Scarpetta bei CNN das Thema mit Anderson Cooper, Wolf Blitzer oder Kitty Pilgrim erörtern würde. Doch von der berühmten Gerichtsmedizinerin, die der Chef so verabscheute, war nichts zu sehen, und Marilyn Monroe wurde mit keinem Wort erwähnt. Aber es war ja noch früh. Shrew trank einen Schluck Bourbon und klinkte sich nach einer Viertelstunde wieder in die Website ein, um die Besucherzahl zu kontrollieren. Zu ihrem Erstaunen stellte sie fest, dass inzwischen mehr als eine Million Menschen das Autopsiefoto von Marilyn Monroe betrachtet hatten. So etwas hatte Shrew noch nie erlebt. Sie verließ das Programm und rief die Website selbst auf.
      »Du lieber Himmel!«, rief sie, und ihr blieb fast das Herz stehen.
    Die Website sah aus, als hätten dort die Vandalen gehaust.
    Die Buchstaben von Gotham Gotcha hatten sich zu OH C THA MAGGOT umgruppiert. Die Silhouette von New York im Hintergrund war pechschwarz, und darüber blinkte ein blutroter Himmel. Der Weihnachtsbaum vor dem RockefeIler Center stand kopfüber im Central Park. Und die Schlittschuhläufer wirbelten im Boathouse-Restaurant herum, während die Gäste auf der Eisfläche des Wollman Rink an ihren Tischen saßen. Plötzlich begann es heftig zu schneien. Donner grollte, und Blitze erleuchteten sintflutartigen Regen, der die Spielwarenhandlung FAO Schwarz unter Wasser setzte. Im nächsten Moment war ein Flug an einem sonnigen Sommertag über den Hudson zu sehen, wo auf einmal die Freiheitsstatue auf dem Bildschirm erschien und in tausend Teile zersprang, als wäre der Hubschrauber mitten in sie hineingeflogen.
      Das Banner wiederholte sich immer wieder in einer wahnwitzigen Endlosschleife, ohne dass Shrew etwas dagegen tun konnte. Es war ein Anblick, der sich nun Millionen von Fans bot, und sie war machtlos dagegen. Kein Icon reagierte mehr auf den Mausklick. Als sie versuchte, die Kolumne von heute Morgen, die kürzlich ins Netz gestellte Extra-Kolumne oder überhaupt irgendeinen Bericht aus dem Archiv anzuklicken, bekam sie nichts als die immer wieder schauderhaft durcheinanderwirbelnden Bilder zu Gesicht. Sie konnte weder eine E-Mail an die Website schicken, noch hatte sie Zugang zu Gatham Gassip, wo die Fans chatteten, stritten oder Gerüchte über wildfremde Menschen verbreiteten.
      Auch das Schwarze Brett und die Rubriken »Heimliche Einblicke« oder »Fototausch« waren gesperrt, ja, sogar der »Darkroom«, wo man perverse Bilder oder Nacktfotos von Prominenten zu sehen bekam. Auch die beliebte Seite Gatham Gatcha past martem, wo Shrew nach dem Tod entstandene Fotos wie das von Marilyn veröffentlichte - Fehlanzeige!
      Wie kam es, dass Hunderttausende von Fans das Foto und Shrews Bericht öffnen konnten, obwohl die Website blockiert und völlig verwüstet war? Eine Verschwörung, dachte sie. Die Mafia, fiel ihr erschrocken ein, als sie sich an den geheimnisvollen italienischen Agenten erinnerte, der sie am Telefon eingestellt hatte. Die Regierung! Shrew hatte sich zu weit aus dem Fenster gelehnt, und nun sabotierten die CIA, das FBI oder das Ministerium für Heimatschutz die Website, damit die Welt die Wahrheit nie erfuhr. Oder ging es vielleicht doch um Terrorismus?
      Panisch klickte Shrew jedes Icon an, ohne dass etwas geschah. Das Banner setzte seine rasante Fahrt fort; das Wort Gotham Gotcha änderte fortwährend die Reihenfolge seiner Buchstaben:
    GOTHAM GOTCHA! OH C THA MAGGOT! GOTHAM GOTCHA!
    Benton wartete vor dem Behandlungszimmer. Oscars verschiedenfarbige Augen beobachteten Scarpetta durch den Türspalt, bevor sie hinter beigem Stahl verschwanden. Sie hörte ein Klappern, als ihm Fesseln und Ketten abgenommen wurden.
    »Komm«, sagte Benton. »Wir reden in meinem Büro.«
      Er war schlank und hochgewachsen und schien jeden Raum zu dominieren. Heute jedoch wirkte er müde, als kurierte er eine Erkältung aus. Sein ebenmäßiges Gesicht war angespannt, sein silbergraues Haar zerzaust, und er war gekleidet wie ein Behördenmitarbeiter: neutraler grauer Anzug, weißes Hemd, unauffällige blaue Krawatte. Er trug eine billige Sportuhr aus Plastik und den schlichten Ehering aus Platin. Es war unklug, seinen Wohlstand im Gefängnistrakt eines Krankenhauses zur Schau zu stellen, wo die durchschnittliche

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