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Kay Scarpetta 16: Scarpetta

Titel: Kay Scarpetta 16: Scarpetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sicher als abstoßend empfunden. Sie wäre vermutlich zu dem Schluss gekommen, er habe zu viele Jahre in der Gesellschaft von Perversen jedweder Couleur verbracht, was schließlich auf ihn abgefärbt habe.
      »Ich vergesse immer, dass das Wetter dort anders ist«, antwortete er.
    »Ich bleibe hier.«
      »Gut, dann muss ich mich wohl damit abfinden. Gepäck hast du ja genug mitgebracht.«
    Ihre Koffer standen an der Tür.
      »Essen«, erwiderte sie. »Auch wenn du mich noch so gern in ein romantisches Restaurant einladen möchtest, essen wir heute zu Hause. Falls wir jemals nach Hause kommen.«
      Sie blickten einander in die Augen. Sie hatte ihm gerade eine unausgesprochene Frage gestellt.
      »Meine Gefühle für dich haben sich nicht geändert«, entgegnete er. »Wenn du nur wüsstest, was manchmal in mir vorgeht. Ich rede nur nicht darüber.«
    »Vielleicht solltest du das aber.«
    »Das tue ich doch gerade.«
      Sie spürte, dass er sie in diesem Moment begehrte, und reagierte nicht mit Abscheu. Vielleicht empfand sie ja genauso. Es war so leicht für ihn, zu vergessen, dass sie aus einem ganz bestimmten Grund so korrekt war. Die Wissenschaft erfüllte für sie die Funktion einer Leine, an die sie das wilde Tier in sich legte, um es ausführen, verstehen und bändigen zu können.
      »Meiner Ansicht nach ist es ein sehr wichtiger Aspekt dieses Falls, dass Terri Bridges im Badezimmer ermordet wurde«, sagte sie. »Die Frage ist, warum wir so sicher sind, dass es dort geschehen ist.«
      »Die Polizei hat nirgendwo sonst in der Wohnung Hinweise auf die Tat gefunden. Auch nichts, was darauf hindeutet, dass die Leiche erst nach dem Mord ins Badezimmer geschafft wurde.«
      »Was meinst du damit, nichts deute darauf hin, dass ihre Leiche bewegt worden sei?«
      »Keine Ahnung. Ich gebe hier nur Morales' Meinung wieder.«
      »Woher sollen diese Hinweise auch kommen?«, wandte Scarpetta ein. »Wenn sie noch keine zwei Stunden tot war, verrät ihre Leiche nicht viel. Die volle Entwicklung von Totenflecken und Leichenstarre dauert normalerweise mindestens sechs Stunden. War sie noch warm?«
      »Oscar Bane sagte, er habe ihr bei seiner Ankunft den Puls gefühlt. Sie sei noch warm gewesen.«
      »Wenn Oscar Bane also nicht der Täter ist, muss der Mörder kurz vor seinem Eintreffen die Wohnung verlassen haben. Was für ein Zufall und ein gewaltiges Glück für den Mörder, dass er bei seiner Tat nicht gestört wurde. Nur ein paar Minuten früher, und Oscar Bane hätte ihn ertappt. Vorausgesetzt, dass Oscar und der Täter nicht ein und dieselbe Person sind.«
      »Vorausgesetzt«, wiederholte Benton. »Allerdings bleibt die Frage, wie jemand annehmen konnte, dass Terri am Silvesterabend allein zu Hause sein würde. Außer, sie wurde willkürlich als Opfer ausgesucht. Ihre Wohnung war die einzige in dem sonst dunklen Gebäude, in der Licht brannte. Und das, obwohl die meisten Menschen um diese Jahreszeit den ganzen Tag Licht machen. Oder zumindest um vier, wenn die Sonne untergeht. Wurde Terri vielleicht doch von einem Fremden umgebracht?«
      »Was ist mit einem Alibi? Weißt du, ob Oscar Bane eines hat?«
      Sie sah zu, wie er so viel Blut wie möglich aus seinem Finger drückte.
      »Ich überlege gerade, wann du deine letzte Tetanusspritze bekommen hast«, sagte sie.
     
    14
    Es war nicht schwierig, im Archiv der New Yorker Polizei die beiden Fälle zu finden, die Morales erwähnt hatte. Die damals zuständigen Ermittler an die Strippe zu kriegen entpuppte sich hingegen als ein wenig langwieriger.
      Marino stand gerade in seiner Wohnung und zog den Mantel aus, als um zwanzig nach sechs sein Mobiltelefon läutete. Die Frau stellte sich mit dem Namen Bacardi vor, wie der Rum, den er früher gern, gemischt mit Dr.-Pepper-Kirschlimonade, getrunken hatte. Er rief sie über das Festnetz zurück, fasste den Fall Terri Bridges kurz zusammen und fragte sie, ob Oscar Bane oder jemand, auf den seine Beschreibung passte, im Sommer 2003, dem Zeitpunkt des Mordes, in Baltimore und Umgebung gesichtet worden sei.
      »Bevor wir zur Treibjagd blasen«, gab Bacardi zurück, »würde mich interessieren, warum Sie einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen vermuten.«
      »Es war nicht meine Idee, sondern die meines Kollegen Mike Morales, der Übereinstimmungen in unserer Datenbank gefunden hat. Kennen Sie ihn?«
    »Nicht dass ich wüsste. Also ist es nicht auf ihrem Mist gewachsen. Offenbar haben Sie nicht

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