Kay Scarpetta 16: Scarpetta
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»Sie erklären mir gerade, dass das Gras grün und der Himmel blau ist. Keine Sorge, Pete.«
Es war schön, dass sie ihn Pete nannte. Er klickte das E-Mail-Programm an und fügte das Foto als Anlage hinzu.
»Falls mich jemand anruft, erfahren Sie es als Erster«, meinte sie. »Es wäre nett, wenn es umgekehrt genauso funktionieren würde. Hier laufen nämlich jede Menge Leute herum, die gern die Lorbeeren für die Aufklärung der Morde an der Frau hier in Baltimore und dem Jungen in Greenwich einheimsen würden. Ist Ihnen auch schon aufgefallen, wie komisch Menschen werden können, wenn es um Lob und Anerkennung geht?«
»Insbesondere, wenn es sich um einen Burschen namens Morales handelt«, bestätigte Marino. »Mich wundert, dass er sich noch nicht bei Ihnen gemeldet hat. Allerdings ist er nicht unbedingt ein Anhänger von Gründlichkeit.«
»Verstehe. Einer von der Sorte, die einen durchvögeln und dann sofort aus dem Bett aufspringen. Die anderen dürfen dann hinter ihnen aufräumen oder ihre Arbeit zu Ende machen. Erinnert mich an manche Scheidungsväter.«
»Haben Sie Kinder?«
»Zum Glück sind sie inzwischen aus dem Haus. Ich schaue mir gerade das Foto an. Und niemand weiß, warum das Opfer, Terri Bridges, das Fußkettchen trägt?«
»Genau das ist unser Problem. Ihr Freund Oscar Bane behauptet, es noch nie zuvor gesehen zu haben.«
»Eigentlich ist ein Fußkettchen keine große Sache, doch ich gehöre nicht zu den Leuten, die Indizien ignorieren«, antwortete sie. »Vermutlich haben Sie schon erraten, dass ich über vierzig bin und nicht viel davon halte, meine Fälle in einem Labor lösen zu lassen. Aber die Jugend? Die tanzt um die Forensik wie um das Goldene Kalb. Geben Sie jungen Leuten zwei Türen zur Auswahl. Hinter der einen verbirgt sich ein Video, auf dem jemand eine entführte Frau vergewaltigt und ermordet. Hinter der anderen befindet sich die DNA von einer in der Auffahrt gefundenen Zigarettenkippe. Welche Tür nehmen sie wohl?«
»Da könnte ich Ihnen Geschichten erzählen.«
»Vermutlich hören sich meine ganz ähnlich an. Wissen Sie, was die Buchstaben CSI, das ist doch der Titel dieser Forensik-Serie, für mich bedeuten? Can't Stand It - Es kotzt mich an. Denn das tun diese bescheuerten Akronyme inzwischen wirklich. Sagen Sie, Pete, gab es dieses ganze Forensik-Zeug schon, als Sie bei der Polizei angefangen haben?«
»Ich glaube, das Fernsehen hat es erfunden. In der wirklichen Welt hatten wir Spurensicherungsexperten. Hin und wieder haben Leute wie Sie und ich auch unser Fingerabdruck-Pulver, die Kamera, ein Maßband oder was sonst nötig ist, aus der Tasche geholt und die Sache selbst in die Hand genommen. Ich brauche keinen gottverdammten Laser, um die Ausmaße eines Tatorts zu bestimmen. Luminol funktioniert genauso gut wie diese schicken Chemikalien und teuren Lichtquellen. Mein ganzes Leben lang mische ich schon Luminol in Sprühflaschen an. Man braucht keine Wissenschaftler, um einen Mord aufzuklären.«
»So weit würde ich nicht gehen. Viele dieser neuen Erfindungen bedeuten wirklich einen Fortschritt. Kein Vergleich zu früher. Zumindest kann ich auf diese Weise einen Tatort untersuchen, ohne dort das absolute Chaos anzurichten. Stellen Sie sich vor, bei einer alten Dame wird eingebrochen. Und dann kommen wir und versauen ihr das, was noch übrig ist, mit schwarzem Pulver. Dank der technischen Entwicklungen können wir heute rücksichtsvoller sein.«
»Okay, das stimmt vielleicht schon ... «, antwortete er. »Kommen Sie mal irgendwann nach Baltimore, Pete?« »Diesen Ausdruck habe ich schon lange nicht mehr gehört.
Einen Fall im Labor lösen. Daraus können Sie schließen, dass ich auch über vierzig bin. Ich schicke Ihnen gerade ein paar Dateien. Können Sie im Moment Ihre Mails abrufen? Kommen Sie auch manchmal nach New York?«
Er scannte die Seiten des Polizeiberichts und des vorläufigen Autopsieberichts von Dr. Lester ein.
»Ich bin die Sache damals anders angegangen«, sagte Bacardi. »Ich halte mich nämlich noch immer an die altmodische Methode, mit den Leuten zu reden und nach einem Motiv zu suchen. Klar komme ich hin und wieder nach New York. Das wäre möglich. Kein Problem. Aber wir sollten zuerst unsere Jahrbuch-Fotos austauschen. Doch ich schwöre, seit meiner Gesichtstransplantation sehe ich viel besser aus.«
Marino holte sich ein alkoholfreies Bier aus dem Kühlschrank. Diese Frau musste er kennen
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