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Kay Scarpetta bittet zu Tisch

Kay Scarpetta bittet zu Tisch

Titel: Kay Scarpetta bittet zu Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Drittens sollte das Rindfleisch normal bis mager sein und in der Mikrowelle bei großer Hitze aufgetaut werden, damit es zügig geht. Der Fernsehapparat muß die ganze Zeit eingeschaltet sein, und wenn das Telefon klingelt, sollte man gereizt reagieren.
    »Mr. Marino?« sagte Jimmy, der auf einem hohen Barhocker saß. »Darf ich ein bißchen Eis in mein Dr. Pepper tun?«
    »Nee, darfst du nicht«, gab Marino zurück. Er öffnete den Kühlschrank erneut und nahm einen eiskalten Bierkrug heraus. Er schüttete das Dr. Pepper hinein. Jimmys Mund klappte ehrfürchtig auf.
    »Sei ein Mann«, sagte Marino. »Cool!« antwortete Jimmy.
    Nach einer halben Stunde waren Hackfleisch und Speck schön braun. Marino schnitt Zwiebeln und grüne Chilischoten, dann öffnete er Dosen mit weißen Bohnen, Erbsen und Richfood-Tomatensauce.
    »Hast du schon mal richtig scharf gegessen?« fragte Marino, während er das Gemüse kleinschnitt.
    »Weiß nicht.«
    »Bald wirst du's aber wissen«, versprach ihm Marino. »Ich will dir mal was sagen, mein Junge. Bevor der Abend vorüber ist, wirst du ganz schön was gelernt haben.«
    »Glauben Sie, morgen ist Schule, Mr. Marino?«
    »Paß mal auf. Entweder nennst du mich Captain Marino oder Pete. Klaro? Und hundert pro fällt die Schule morgen aus. Ich hoffe bloß, daß deine Mama heimfahren kann und ich nicht noch einen Tag mit dir zubringen muß.«
    Jimmy lächelte. Er wußte genau, daß Marino es nicht so meinte.
    »Ich denke mal, ich könnte sie mit meinem Wagen da rauskriegen«, fuhr Marino fort.
    »Ich würde aber lieber hierbleiben.« Jimmy nippte an seinem Sodawasser.
    Kräuter gehören zu den weniger ungewöhnlichen Zutaten in Marinos Chili. Da ihm der stark gewürzte Texas-Stil am liebsten ist, gibt er zwei Kräuterpäckchen in die Tomatensauce. Im vorliegenden Fall drei Dosen mit je einem knappen Pfund. Dazu schüttete er nach Gefühl Wasser, aber nicht viel, weil er seine Chilisauce etwas dicker liebt, damit er sie auch als Spaghettisauce essen kann, wenn ihm nach Abwechslung zumute ist. Dann goß er das Bohnenwasser ab und gab die Bohnen mit vier Rindsbrühwürfeln dazu, die sich zunächst partout nicht aus ihrer Verpackung lösen wollten.
    »Das riecht aber wirklich gut«, jubelte Jimmy wie ein Footballspieler nach dem Touchdown.
    »Noch ein halbes Stündchen, und wir können essen«, verkündete Marino, während er sich die Hände wusch und an seiner Hose abtrocknete.
    »Ich hab auch noch Brot. Das könnte ich mit Butter und Knoblauch überbacken.«
    »Nein, vielen Dank.«
    »Und wie steht es mit Salat? Vielleicht habe ich hier irgendwo noch einen Kopfsalat.«
    Er durchforstete den Kühlschrank und riß offene Schubfächer heraus.
    »Nein danke«, antwortete Jimmy. »Ich esse keinen Salat.«
    »Alles eine Frage der Salatsauce. Schon mal Thousand Islands probiert? Da mischt man Mayonnaise mit Ketchup zusammen, dann werden Gewürzgurken geschnitten. Alles gründlich durchrühren und dann zum Salat, Burger oder was du sonst gerade hast, dazugeben. Wenn du auf ein echtes Männeressen stehst, dann mach ich dir ein richtig dickes Sandwich mit Corned Beef, und zwar mit tüchtig Thousand Islands mit Sauerkraut drauf. Dazu Schweizerkäse, wenn du welchen hast. Ha, ich hab auch schon Mozzarella genommen. Alles zusammen wird dann in Butter angebraten.«
    »Ich mag aber keine Mayonnaise«, teilte Jimmy ihm höflich m it.
    »Du wirst gar nicht schmecken, daß welche drin ist«, versprach ihm Marino.
    »Vielleicht machen wir das morgen mittag.« »Sie hatten doch gesagt, Sie wollten mich dann nicht mehr hier haben.«
    »Will ich ja auch nicht«, versetzte Marino. Das Schneetreiben hatte sich fast gelegt, als die Elf UhrNachrichten kamen. Marino saß in seinem Lehnstuhl und hatte w enig übrig für das, was die Sprecherin über einen Schußwechsel in einem der zahlreichen sozialen Wohnungsbauten Richmonds verlauten ließ. Das war nicht sein Problem. Sein Zuständigkeitsbereich war die Polizeischule, wo seine Aufgabe darin bestand, die Neulinge auszubilden. Mit abscheulichen Gewaltverbrechen bekam er es nur dann zu tun, wenn er in eine ATF- oder FBI-Sonderkommission berufen wurde.
    »... war der bislang noch nicht identifizierte Mann mit dem Gesicht nach unten in einer Blutlache auf der Straße gefunden worden... «
    »Drogen«, murmelte Marino vor sich hin.
    »... und man nimmt an, daß er drogenabhängig...«
    »Siehst du?« sagte Marino zu Jimmy. »Weißt du, wie man diese Art von Mord

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