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Kay Scarpetta bittet zu Tisch

Kay Scarpetta bittet zu Tisch

Titel: Kay Scarpetta bittet zu Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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schneien.«
    »Kann ich denn wieder hierbleiben, wenn's doch schneit?«
    »Irgendwann will dich deine Mutter sicher wiederhaben«, sagte Marino.

Marinos New-Jersey-Omelette im Stil des Südens
    Marino trug einen grauen FBI-Trainingsanzug, der seinen Körperumfang nicht ganz verheimlichen konnte. Seine weißen Röhrensocken waren von den Goretex-Stiefeln orangefarben verfärbt. Er ging in die Küche, und schon bald gluckerte die Kaffeemaschine. In einer Tupperware-Saftschale schlug er mit einer Hand die Eier auf. Er wischte die gußeiserne Pfanne mit Haushaltspapier aus. Er wusch die Pfanne nie mit Spülmittel, und sie war so vollgesogen, daß er kein Fett benötigte.
    Den Speck hatten sie am Vorabend für das Chili aufgebraucht, so daß Marino sich für das Frühstücksfleisch etwas einfallen lassen mußte. Er entschied sich für die koschere Bockwurst von Hebrew Brothers, zerschnitt zwei davon und briet sie in der Pfanne an. Dann legte er sie auf eine Platte, deckte sie mit Aluminiumfolie zu und stellte sie anschließend in den Backofen, um sie warm zu halten. Er gab ein paar Tropfen Magermilch zu den Eiern, fügte Salz und Pfeffer hinzu und schüttelte das Ganze kräftig durch, bis es schaumig war. Dann goß er es in die Pfanne, und sofort begannen die Eier überall am Rand zu brutzeln und in der Mitte Blasen zu werfen.
    Das Geheimnis bestand darin, das Ganze langsam zu braten und zu warten, bis das Ei durch und durch gar war. Dann drehte Marino die Platte auf 60 Grad herunter. Er schnitt Frischkäse in dicke Vierecke und setzte sie in die Mitte des Omelettes, das er dann mit geübtem Griff zusammenfaltete. Kurz darauf schaltete er den Herd ganz aus. Nach wenigen Minuten war der Frischkäse heiß, und er konnte das Omelette servieren. Er teilte es, allerdings alles andere als gerecht, nickte, und löffelte dann noch Erdbeermarmelade darauf. Schließlich legte er je eine Bockwurst auf die beiden Teller und brachte das Frühstück ins Wohnzimmer.
    »Wir könnten eigentlich die Klapptabletts benutzen«, sagte er und deutete mit dem Kinn auf ein Metallgestell mit Tabletts, das in einer Ecke beim Fenster stand.
    Jimmy klappte zwei von ihnen auf und legte eins vor den Lehnstuhl und das andere dorthin, wo er auf der Couch saß.
    »Wenn du willst, kannst du dir noch Senf zu der Wurst nehmen«, sagte Marino und schnitt sein Omelette an.
    »Danke, brauche ich nicht.«
    »Sag Bescheid, wenn du noch mehr Marmelade möchtest.« »Ich mag aber Trauben am liebsten«, gestand Jimmy. »Pech für dich«, gab Marino zurück.

9
    Scarpetta kam mit dem US-Airways-Flug 301 an, nachdem sie wie immer einige Male das Flugzeug wechseln mußte und zu weit entfernten Gates im Flughafen von Charlotte gehastet war. Dort strandete man unausweichlich, ganz gleich wohin einen die Reise auch führte, und sei es zum Leben nach dem Tod. Ihren Mercedes hatte sie auf dem Langzeitparkplatz beim Richmond International Airport stehen lassen, und versuchte nun vergeblich die Fahrertüre zu öffnen, da sie zugefroren war. Kleine Eiszapfen hingen am Türgriff.
    Sie trug auch keine Stiefel, weil sie ihr für die Reise nach Miami nicht notwendig erschienen waren. Sie versank mit ihren Halbschuhen im Schnee, während sie herumrutschte und sich abmühte. Schließlich ging die Tür mit einem Ruck auf. Doch jetzt mußte sie die Scheiben noch freikratzen. Sie ließ den Motor an und drehte als erstes die Heizung hoch. Mit dem Eiskratzer befreite sie erst die Windschutzscheibe, dann Seitenfenster und Heckscheibe und schließlich die Spiegel vom Schnee. Mit größter Sorgfalt reinigte sie jeden Quadratzentimeter von Schnee und Eis, denn sie war die letzte, die bei eingeschränkter Sicht gefahren wäre. Wie viele Fälle hatte sie erlebt, bei denen jemand wegen eines toten Winkels ums Leben gekommen war! Sie stieg ein und schnallte sich an. Sie fuhr stets defensiv, weil sie wußte, daß viele Verkehrsteilnehmer ihre Besorgnis nicht teilten und keinen Gedanken an die anderen verschwendeten. Viele Fahrer linsten durch die Bögen, die ihre schwerfälligen Scheibenwischer notdürftig freigelegt hatten. Vom Dach ihres Wagens wirbelten ganze Schneeberge auf die Windschutzscheiben der folgenden Autos.
    Scarpetta nahm die I-64 West, fuhr an der Ausfahrt Fifth Street herunter und schlängelte sich zur Schnellstraße in die Innenstadt, wobei sie an ihrem alten Arbeitsplatz Ecke
    Fourteenth und Franklinstreet vorbeikam. Es war keineswegs so, daß sie ihre Arbeit in diesem

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