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Kay Susan

Titel: Kay Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Phantom
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schließlich erfüllte er meine merkwürdige Forderung und setzte mich, meinen Anweisungen gemäß, vor der Oper ab. Ich sagte ihm, er solle warten, bis ich zurückkäme; er war schon viele Jahre bei meiner Familie, und ich vertraute sowohl seiner Loyalität als auch seiner Diskretion.
Es war kurz nach Mittag, und die große Treppe lag verlassen da, aber ich war ein so bekannter Besucher, daß niemandem meine Anwesenheit im Gebäude aufgefallen wäre, selbst wenn man mich bemerkt hätte. Ich trug den Mantel über dem Arm, den Vorschlaghammer sorgfältig darunter versteckt.
Ich kannte nur eine Möglichkeit, in Eriks Haus einzudringen, und folgte unbeirrt dem Weg, den der Perser mir gezeigt hatte, bis zu dem Stein im dritten Kellergeschoß. Da ich wußte, daß ich so wieder durch die Folterkammer mußte, war ich gerüstet, um mir den Weg durch die dicken Glaswände freizuschlagen. Ich stellte dann jedoch fest, daß meine Vorsichtsmaßnahme ganz unnötig gewesen war: Die verspiegelte Kammer war dunkel, die Tür stand offen, und ich konnte den Nebenraum ohne die geringste Mühe betreten.
Ich war bestürzt über das Bild der Verwüstung, das sich meinen Augen bot. Der Raum war fast bis zur Unkenntlichkeit zerstört; die schwarzen Tapeten heruntergerissen und in Fetzen geschnitten, die prachtvollen Orgelpfeifen von der Wand geholt und zerstört, der dunkelrote Teppich mit zerfetztem Notenpapier übersät. Alles, was er schätzte, alles, was ihm in den Jahren der Einsamkeit teuer gewesen sein mußte, war in einer wahnsinnigen Trauerorgie verstümmelt worden.
Ich starrte auf die Überreste seiner vernichteten Existenz und empfand einen Augenblick lang tiefes Mitleid. Glas knirschte unter meinen Füßen. Ich bückte mich und hob einen zweiteiligen Bilderrahmen auf. Auf einer Seite enthielt er ein verblichenes Porträt eines erstaunlich gutaussehenden Mannes, auf der anderen Seite konnte ich das Bild wegen der Glassplitter nicht genau erkennen . . .
Eine Bewegung im Nebenzimmer ließ mich rasch den Bilderrahmen in die Tasche schieben, ehe ich mich umwandte, um mich der unvermeidlichen Herausforderung zu stellen.
Ich erwartete Erik, doch es stand der Perser vor mir.
»Guten Morgen, Monsieur de Chagny«, sagte er ruhig in seinem stark akzentuierten Französisch, »oder vielleicht sollte ich besser guten Tag sagen.«
Er steckte seine Uhr wieder in die Brusttasche, sah sich mit stiller Verzweiflung um und wies auf eine schwarze Ledercouch, die die Zerstörung einigermaßen heil überstanden zu haben schien.
»Vielleicht möchten Sie Platz nehmen«, fuhr er überaus höflich fort.
Ich rührte mich nicht. »Wo sind sie?« fragte ich. »Wohin hat er sie gebracht?«
Schweigend wies der Perser mit einer Hand auf eine geschlossene Tür, die ich zuvor nicht bemerkt hatte.
»Dort drinnen?« Ich machte eine Bewegung, um an ihm vorbeizugehen, doch seine Hand fiel mit der Autorität des Polizisten schwer auf meinen Arm.
»Bleiben Sie hier! In diesem Raum ist jetzt kein Platz für Sie.«
Ich starrte ihn an. »Ich habe jedes Recht . . . «
»In dieser Angelegenheit haben Sie keine Rechte«, sagte er entschieden. »Ich möchte keine Gewalt anwenden, aber wenn es sein muß, tue ich es. Sie werden diesen Raum nicht betreten, solange ich hier bin, um es zu verhindern.«
In gespanntem Schweigen starrten wir einander an – plötzlich widerstrebend Feinde, wo wir noch vor wenigen Wochen ungleiche Verbündete gewesen waren. Seine olivfarbene Haut war rund um die müden Augen fleckig und geschwollen, der Mund schmallippig und dünn, als zöge das Gewicht unausgesprochenen Kummers die Mundwinkel nach unten. Dieser strenge, aufrechte, ältliche Orientale, der mich einst mit verzweifelter Dringlichkeit und kaum verhohlenem Zorn in den Untergrund geschleppt hatte, schien viele Stunden lang geweint zu haben. Er sah aus wie ein gebrochener alter Mann, der nicht mehr konnte. Ich hätte ihn leicht überwältigen können, sogar mit einer Hand, und doch hatte ich nicht das Herz dazu.
Ich ging und setzte mich auf die Couch, wie er gesagt hatte. Benommen starrte ich auf die verbogenen Orgelpfeifen und die zerbrochenen schwarzen Kerzen, die zwischen den umgeworfenen Kerzenleuchtern lagen.
»Hat Erik das getan?«
Der Perser nickte ernst.
»Warum?«
»Er hat nicht damit gerechnet, daß sie zurückkäme. Er sagte, er hielte Sie für einen vernünftigen jungen Mann, und verständlicherweise würden Sie es verbieten. Er an Ihrer Stelle, sagte er, hätte genau

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