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Kayankaya 4 - Kismet

Kayankaya 4 - Kismet

Titel: Kayankaya 4 - Kismet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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schüttelte den Kopf.
    »Warum?«
    Ehe sie den Mund aufmachen konnte, keifte jemand, der anscheinend neu ins Sekretariat getreten war: »Weil ihre Nutten-Mutter mit drinhängt! Darum, Sie großer Kinderfreund!«
    Ich drehte mich um und betrachtete Frau Schmidtbauer verblüfft. Trotz allem, was passiert war, konnte ich kaum glauben, daß die Stimme, die mich vor kaum einer halben Stunde so frischfröhlich empfangen hatte, und die, die jetzt klang, als sei Haß in erster Linie eine Tonart, aus demselben Menschen kamen.
    Sie schob mir ihr trotz der Bräune sichtbar gerötetes Gesicht entgegen und grinste triumphierend. »Hätten Sie nicht mit gerechnet was?! Ihre Mutter ist nämlich die Schlimmste von allen! Und die kleine Hexe ist schon genauso verdorben! Sieht man ja, wie sie Sie um den Finger gewickelt hat!«
    Die Schlimmste von allen? Verdorbene Hexe? Phantasierte sie jetzt einfach irgendwas zusammen, Hauptsache, es klang ihrer Meinung nach derb und könnte mich eventuell zum Abgang bewegen?
    Ich schüttelte leicht den Kopf. »Was habt ihr Leute hier immer mit den Müttern? Sind wir in irgend ‘nem Ghettofilm oder in Italien oder was?«
    »Aber ich sage die Wahrheit! Ihre Mutter ist eine Nutte! Ich könnte Ihnen Dinge erzählen, da würden Sie die Ohren anlegen…«
    Plötzlich ahnte ich was. Diese Art blindwütigen Durchdrehens kannte ich eigentlich nur, wenn Eifersucht im Spiel war, und je blindwütiger Frau Schmidtbauer wurde, desto mehr lehnte sie sich mir entgegen, und desto greller sprangen mir die Farben ihrer mit Dschungeltieren bedruckten Bluse ins Auge. Ich dachte an Gregors Uhr und daran, daß es möglicherweise noch andere Gründe gab außer ein paar Mark Schweigegeld, warum jemand wie Frau Schmidtbauer, die Sachen sagte wie >Ich könnte Ihnen Dinge erzählen ...< und >Ohren anlegen<, sich zur Mafia-Handlangerin machen ließ.
    »… Eine ganz schmutzige Person, eine…«
    »Sagen Sie mal, wie ist das so mit Doktor Ahrens - hat er Viecher nur als Felle aufm Boden rumliegen, oder bumst er auch so?«
    Zum zweiten Mal während unseres kurzen Beisammenseins schaffte ich es, daß sie dieses blödsinnige Gesicht mit heruntergeklapptem Unterkiefer und zuckenden Augenlidern machte.
    »… Was… was reden Sie da… Ich weiß gar nicht…«
    Ich lächelte großzügig. »Ist ja schon gut. Warum denn nicht? Is doch ‘n schicker Kerl, der Ahrens - schickes Büro, schickes Auto… Trotzdem würde ich an Ihrer Stelle über Nutten und Verdorbenheit das Maul nicht ganz so weit aufreißen.«
    »Was fällt Ihnen ein!«
    »Gerade im Moment nicht mehr so viel. Ich geh jetzt mit Leila ‘n bißchen raus, in der Zeit können Sie sich um das Monster da kümmern. Es ist wohl in unser aller Interesse, die Sache nicht an die große Glocke zu hängen. Rufen Sie Ahrens an und fragen Sie ihn nach ’nem Arzt, der ihm die Kugeln rauspult, ohne viel zu fragen. Ahrens kennt bestimmt einen. Und dann will ich Sie später unter vier Augen sprechen. Sollten Sie verschwinden oder Verstärkung rufen oder sonst irgendwas unternehmen, damit unser Gespräch nicht stattfindet, sitzen Sie noch heute abend im Knast. Dasselbe gilt, falls Sie Ahrens oder Gregor gegenüber Leila ins Spiel bringen. Sie war hier nur zufällig dabei und hat mit der Sache nichts zu tun - ob ihre Mutter nun ist, was Sie behaupten, oder nicht.«
    Sie öffnete kurz den Mund, um etwas zu erwidern, überlegte es sich anders, nickte leicht, sah zum Telefon und griff nach dem Hörer. Als ich hinter Leila und mir die Tür schloß, hörte ich, wie sie sich räusperte, um dann wie zurückverwandelt loszuflöten: »Ach, meine Liebe, gut, daß ich dich erwische. Ich muß dringend Doktor Ahrens sprechen. ..«
    Anscheinend nahm sie meine Drohung ernst. Ich stellte mir kurz Höttges’ Gesicht vor, falls ich tatsächlich auf die Idee gekommen wäre, ihn zu bitten, die Verhaftung einer Frau zu veranlassen, gegen die absolut nichts vorlag. Um ihn rumzukriegen, hätte ich mir schon was Besonderes ausdenken müssen. Eine mögliche Projektion des Filmchens mit ihm auf die Fassade des Polizeipräsidiums zum Beispiel. Oder einen nachts über Frankfurt kreisenden Zeppelin, an dem ein riesiger Monitor hinge, von dem die Einzelheiten seines Rendezvous bis nach Offenbach flimmern würden.
    »Laß uns irgendwohin gehen, wo wir alleine sind und den Platz vorm Hauseingang im Auge haben.«
    »Im Auge haben?«
    »Sehen können.«
    Leila deutete den dunklen Flur hinunter. »Besucherraum.«
     
    Wenn

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