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Kayankaya 4 - Kismet

Kayankaya 4 - Kismet

Titel: Kayankaya 4 - Kismet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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feuerte, was die Pistole hergab. In die Beine getroffen, brüllte Gregor auf, erstarrte einen Augenblick in einer Art Jazztanzverrenkung, faßte sich an die Oberschenkel und brach zusammen. Im selben Moment kreischte Frau Schmidtbauer los.
    Ich blieb liegen, schnappte nach Luff und versuchte meinen zitternden Arm zu beruhigen. Gregors kaum drei Meter von mir entfernter Körper bewegte sich nicht mehr. Offenbar war er ohnmächtig. Auf seiner Trainingshose breiteten sich dunkle Flecken aus. Ich hatte mein gesamtes Magazin in seine Beine und die Wand dahinter geleert. Schon ein nüchterner Gregor hätte mich vermutlich keinen kühlen Kopf bewahren lassen. Voll mit Droge war er mir für einen Augenblick wie meine allerletzte Bekanntschaft erschienen. Immerhin hatte ich nicht höher gezielt.
    Frau Schmidtbauers Kreischen nahm kein Ende. Schließlich rappelte ich mich auf, ging zu ihr hin und knallte ihr so lange Ohrfeigen, bis sie die Hände vors Gesicht schlug und in leises Wimmern verfiel. Dann beugte ich mich unter den Schreibtisch. Die Arme um die Knie geklammert, das T-Shirt zerrissen, die Füße nackt, kauerte Leila in die äußerste Ecke gedrängt, preßte Mund und Augen zusammen, und Tränen liefen ihr über die Wangen.
    Ich richtete mich auf und griff nach der Packung Zigaretten in meiner Sakkotasche. Jetzt begann das Mädchen auch mir auf die Nerven zu gehen. Warum rannte sie nicht weg? Warum blieb sie, egal was man ihr androhte oder was passierte, in diesem in jeder Hinsicht grauenhaften Sekretariat hocken? Ob Leila nun irgendwas wußte oder nicht - ohne sie, so glaubte ich inzwischen, hätte es ein wirklich erfolgreicher Nachmittag werden können: Höchstens eine halbe Stunde, um Frau Schmidtbauer zu knacken, noch mal etwa zwanzig Minuten, bis sie mir sämtliche Details der Verbindung zwischen Heim und Armee erklärt hätte, und schließlich, mit etwas Glück, zwei knappe Lebensläufe, die aus irgendeinem Grund mies genug waren, daß niemand ihr Ende groß betrauerte. Selbst jetzt wäre noch alles drin gewesen. Ein bißchen Herumpikserei in Gregors Wunden, und Frau Schmidtbauer hätte mir ihr Wissen wahrscheinlich schriftlich angeboten. Aber so … Weder konnte ich Leila unterm Tisch hervorzerren und vor die Tür setzen noch in ihrer Gegenwart Militärjunta-Methoden anwenden. Die Frage war, was ich statt dessen machen konnte. Ich rauchte und überlegte.
    »… Baby, dein Leben ist so was von im Arsch, du weißt es nur noch nicht«, röchelte es vom Boden. Gregor schien wieder zu Kräften zu kommen. »… Ich mach dich Schwein fertig… Ich mach dich dermaßen fertig, aber ich laß dich nicht krepieren … Ich quetsch dir die Eier, bis du deine eigene Scheiße kotzt… Und du wirst so viel bluten und dir so sehr wünschen, nie deine verfickte Kanackenfresse aus deiner verfickten Kanackenmutter gesteckt zu haben…«
    Er machte so weiter, bis ich rüberging und ihm gegen den Kopf trat. Er gurgelte noch irgendwas, dann war Ruhe.
    »So«, sagte ich und wandte mich zu Frau Schmidtbauer, »jetzt lassen Sie uns mal ausknobeln, wie wir hier wieder rauskommen.«
    Aber Frau Schmidtbauer wollte nichts ausknobeln. Sie wollte heulen und jammern und mich mit erstickter Stimme anklagen: »Sie Mörder!… Sie haben ihn umgebracht!… Sie sind ein Mörder!«
    »Ach, Unsinn. Der hält was aus. Die Frage ist, wieviel Sie aushalten. Ich ruf jetzt die Polizei an und erzähl ihr die Geschichte von einem durchgedrehten Kokser - wenn Sie mir beim Erzählen helfen. Wenn nicht, muß ich’s mit der Wahrheit versuchen: daß Ihr Heim mehr oder weniger unter dem Kommando einer deutsch-kroatischen Mafia steht, und daß Sie zusammen mit Gregor hier so ‘ne Art Statthalter sind.«
    »… Sie Mörder!«
    »Jetzt hören Sie endlich auf. In spätestens drei Wochen verprügelt der schon wieder jemanden. Außer Sie plärren noch ‘ne Weile rum, dann gibt’s vielleicht ‘ne Chance, daß er verblutet.«
    »Sie… Sie…«
    »Wenn Sie jetzt noch mal Mörder sagen, schlag ich Sie tot.«
    »… Sie sind brutal, grausam…«
    »Okay, also die Wahrheit.«
    Ich ging zum Telefon, hob den Hörer ab und wählte. Ehe es zu tuten begann, schoß ein dünner Arm an mir vorbei, und eine kleine Hand mit rosa lackierten abgekauten Nägeln schlug auf die Gabel. »Nein!«
    Ich drehte mich um und sah in Leilas verweintes Gesicht.
    »Bitte!« Ihre von geplatzten Äderchen durchzogenen Augen blickten mich flehend an.
    »Ich soll nicht die Polizei rufen?«
    Sie

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