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Kaylin und das Geheimnis des Turms

Kaylin und das Geheimnis des Turms

Titel: Kaylin und das Geheimnis des Turms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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getan und damit kaum etwas erreicht.
    Ihr Arm tat weh. Ihr Kopf tat weh. Ihre Augen taten weh.
    Wie lange war es her, seit sie das letzte Mal richtig geschlafen hatte?
    Wie lange konnte sie es sich leisten, zu schlafen?
    Sie schloss ihre Augen und versuchte, ihren Kiefer zu entspannen. Sie knirschte immer wieder mit den Zähnen.
    Sie weckten sie vom Rand eines Albtraums, als ihnen Essen gebracht wurde. Es gelangte in den Händen der Wachen zu ihnen, sie ließen es vorsichtig und leise zurück. Ihr Magen knurrte, aber Hunger hatte sie keinen. Oder vielmehr wurde ihr bei dem Gedanken an Essen eindeutig übel.
    Severn sah sie an.
    Sie schüttelte den Kopf. Sah zu den Fenstern. “War ich lange weg?”
    “Lange genug”, antwortete er. “Ich war nicht dabei, als du den Lord der grünen Auen … gesehen hast.”
    “Äh, nein. Daran würde ich mich wohl erinnern.”
    Er klopfte ihr seitlich gegen den Kopf. “Kannst du ihn wiederfinden?”
    Sie nickte. “Glaub schon.”
    “Auch im Rennen?”
    “Ich weiß es nicht. Wenn du meinst, ob ich ihn finden kann, während ich von Barrani gejagt werde, die ein ganzes Stück schneller sind, dann wahrscheinlich nicht.”
    “Sie werden etwas abgelenkt sein.”
    Sie runzelte die Stirn. Und wachte auf. “Ich will nicht, dass irgendwer sein Leben riskiert …”
    “Wie es aussieht, führt daran kein Weg vorbei”, entgegnete Severn ruhig. “Alles, was wir tun können, ist, uns auszusuchen, wann und wie, und wenn wir warten, dann bleibt uns vielleicht nicht einmal diese Wahl.” Er zögerte einen Augenblick, ehe er weitersprach. “Ich vertraue dir.”
    Was noch eine weitere Last war.
    Er betrachtete einen Augenblick lang ihr Gesicht. “Du bist dir nicht sicher”, sagte er. Es war fast eine Frage.
    “Nein.” Sie streckte eine geballte Faust aus. “Bin ich nicht. Er könnte recht haben. Wahrscheinlich hat er das. Ich habe bei der Geburt von jeder Menge Säuglingen geholfen – aber ich habe es immer auf die normale Art getan, und die meisten von denen waren auch nicht hundertmal älter als ich.”
    Severn zögerte. “Und das Risiko?”
    “Welches Risiko?” Sie schluckte.
    “Kaylin, du hättest schon beim ersten Mal sterben können.”
    Sie warf Andellen einen messerscharfen Blick zu. Andellen bemerkte es nicht. “Dann kannst du das Wann und Wie bestimmen, aber ich nicht?”
    “Nein. Du kannst es. Ich wollte es nur wissen.”
    “Wann also?”
    “In einer Stunde. Vielleicht eineinhalb.” Er hielt inne. “Ich kann den Mond nicht sehen, aber Andellen so kurz vorher anscheinend schon.”
    Sie schluckte Luft. Essen brachte sie nicht hinunter. “In Ordnung.” Sie machte eine Pause. “Als ich zum ersten Mal hergekommen bin, mit Teela, wurden wir fast von einer Tür umgebracht.”
    Severn nickte.
    “Wer hat diese Falle gestellt?”
    Andellen zuckte mit den Schultern. “Anteela hat Feinde bei Hofe. Zum Teil ist sie deswegen gegangen.”
    “Gut.”
    “Warum?”
    “Weil die Falle mächtig war und magisch und wir uns nicht noch mehr Feinde leisten können.”
    Sie warteten.
    Die Glocken erklangen zuerst. Die kamen aus der Ferne und waren hoch und klar wie der Gesang freier Vögel. Sie waren auch ausdauernd, einmal begonnen, hörte ihr Klang nicht wieder auf. Einer einzelnen Note gesellte sich eine weitere dazu, dann noch eine und noch eine. Alle klangen harmonisch.
    Andellen stand auf. “Es wird Zeit, Kaylin. Lord Severn.”
    Severn stand ebenfalls auf. “Auf mein Zeichen”, sagte er leise zu ihr.
    Sie nickte. Dann zog sie ihre Schuhe aus. Barrani abzuhängen war unmöglich, andererseits war es in diesen Schuhen aber auch unmöglich, eine
Ameise
abzuhängen. Sie ließ sie in der Ecke liegen.
    Sie trug den Ring, den ihr der Lord der Westmarsche gegeben hatte, und das Medaillon von Lord Sanabalis. Sie trug das Kleid der Barrani, aber ihre Haare hingen offen. Sie strich sie sich aus dem Gesicht, schlang sie zu einem Knoten und fluchte dann, weil sie keine Haarstäbe zur Hand hatte. “Ich hasse es hier echt”, sagte sie zu niemandem Bestimmten.
    “Es sieht offen besser aus”, sagte Severn.
    Sie warf ihm einen wütenden Blick zu.
    Die Türen öffneten sich.
    Wachen standen davor. Sie zählte vier. Sie trugen eine andere Rüstung als sonst und keine offensichtlichen Waffen. Sie hatten Stirnbänder, die mit verschiedenen Runen bestickt waren.
    “Es ist an der Zeit”, sagte einer von ihnen ernst.
    Sie verließen die Gemächer. Aber Severn zeigte mit einer leichten

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