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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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hätte ihre Schatten überall erkannt, denn der Tanz der plötzlichen Dunkelheit, den sie auf die Erde warfen, war immer etwas gewesen, das in ihr Sehnsucht und Freude weckte.
    Hier, in Nightshade, bedeuteten sie noch viel mehr.
    Nur einer der Aerianer landete, und für einen Falken war er sehr alt: Ein Mitglied der Reserve.
    “Gefreite Neya?”, erkundigte er sich mit einem Blick auf ihre verwundeten Begleiter.
    Sie salutierte ihm kurz – denn von ihnen dreien war sie die Einzige, die es ohne Schmerzen konnte. Und als sie sah, wie die wettergegerbten Falten um seine Augen sich zum falschen Gesichtsausdruck verzerrten, fügte sie noch hinzu: “Ich bin nicht im Dienst.”
    “Du bist suspendiert”, war die vorwurfsvolle Antwort. “Aber in diesem Fall könnte es eventuell sein, dass Lord Grammayre deine Einmischung übersieht.” Er wendete sich an Severn. Seine Flügel bildeten dabei einen starren Bogen über seinem Kopf. Sie bebten, er war länger in der Luft gewesen, als man es ihm zumuten konnte.
    “Ist das das vermisste Kind?”
    “Ja. Catti von den Findelhallen.”
    “Möge der Gott des Fluges euch warme Winde gewähren”, sagte der alte Aerianer sanft. Es war eine steife, konservative Phrase, aber er sagte sie mit so viel Gefühl, dass es Kaylin nichts ausmachte. “Offizier Handred?”
    Severn nickte.
    “Handred?”, fragte Kaylin und hob ihre Augenbrauen.
    “Der Name meines Vaters.”
    “Aber du hast gesagt, du weißt nicht, wer –” Sie hielt inne, als auch das andere Wort in ihr Bewusstsein drang.
“Offizier?”
    Er zuckte mit den Schultern.
    “Du hast es nicht für nötig gehalten, das zu erwähnen.”
    “Bei den Falken scheint man auf Form nicht so viel Wert zu legen.”
    “Ich will mit Marcus sprechen.”
    “Warte, bis deine Suspendierung aufgehoben ist. Ich habe gehört, dass es für Leontiner tatsächlich noch einen Rang unter Gefreitem gibt.”
    “Ja. Leiche.”
    Er lachte. Der alte Aerianer zuckte bei dem Geräusch zusammen und schüttelte sein ergrauendes Haupt. Seine Flügel jedoch waren noch weiß, und sie waren stark genug, vielleicht stärker, als sie es gewesen waren, als alles Suchen nichts geholfen hatte.
    Clint flog in die Höhe, als er sie kommen sah. Hoch in die Luft, der Aerianische Gegenpart zum Salutieren. Die halbe Stadt konnte ihn sehen – in seiner vollständigen polierten Rüstung war das nicht zu vermeiden – doch da die Aerianer in den letzten Tagen wie kleine Wolken über die ganze Stadt hinweggezogen waren, war es nicht so aufsehenerregend, wie es hätte sein können.
    Als sie die Treppen erreichten, lag – und schlief – Catti in Severns Armen. Auch er blutete, aber er hatte darauf bestanden, dass er stark genug war, ihr Gewicht zu tragen. Etwas an der Verbitterung in seinen Worten hatte Kaylin überzeugt. Es sah so aus, als wäre die Last für ihn wie ein Geschenk.
    Und das war sie.
    Clint war auf den Boden zurückgekehrt und machte sich nicht die Mühe, ihnen mit seinem Speer den Weg zu versperren. “Severn”, sagte er, “du siehst furchtbar aus.”
    “Du nicht”, entgegnete Severn. Sein Tonfall glich einem Schulterzucken, aber die Schultern hob er dabei nicht. Er wollte Catti nicht wecken.
    “Aristo hat bereits Nachricht erstattet”, fügte Tanner hinzu. “Der Falkenlord wartet, und Eisenbeißer ist sein neuer Schatten.”
    “Ist er glücklich?”, fragte Kaylin hoffnungsvoll.
    “Ist er das je?”
    “Ähm, ich trage das Emblem nicht. Das werdet ihr beide euch merken, ja?”
    Tanner lachte.
    “Marcus versteht das schon”, fügte Clint hinzu. “Ich meine, immerhin bist du nicht zu spät.” In den Worten war mehr als nur Necken. Er streckte die Hand aus und streichelte Cattis Kopf zärtlich. Nicht genug, um sie zu wecken, nur genug, um sich zu versichern, dass sie wirklich da war. Clint war immer jemand gewesen, der die Dinge spüren musste. Sein Lächeln war müde, echt, und im nächsten Augenblick verschwunden. “Ich sollte dir noch etwas sagen.”
    Da sie wirklich nicht zu spät war, wartete sie ab.
    “Das Arkanum hat uns einen Besuch abgestattet.”
    Sie verdrehte die Augen. “Clint –”
    “Und der Repräsentant ist noch nicht wieder gegangen.”
    Da war noch mehr. Aber anscheinend nicht für ihre Ohren bestimmt. “Tiamaris.” Falls es ihn überraschte, wie Tiamaris angezogen war – und die Schuppen konnten als eine sehr altmodische Rüstung durchgehen, wenn man sie nicht hatte wachsen sehen – zeigte er es nicht.
    Der Drache

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