Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
Vom Netzwerk:
nickte knapp. “Wie erwartet”, sagte er.
    “Was?”
    Er hob eine halbe angesengte Augenbraue, als er Kaylin ansah. “Du warst wirklich eine schlechte Schülerin, was?”
    “Es geht um Magie?”
    Er schnaufte. Der Geruch nach etwas, das sie Schwefel nennen wollte – und nicht konnte, weil sie keine Ahnung hatte, wie Schwefel tatsächlich roch – kitzelte sie in der Nase. “Ich habe einige deiner Akten gelesen”, sagte er, “aber selbst ich habe meine Grenzen.”
    “Geht schon rein”, sagte Clint zu ihnen allen. “Aber Kaylin?”
    Sie hatte sich bereits nahe an die geliebten Flugfedern herangeschlichen. “Ja?”
    “Ruf Marrin an.”
    “Sie wird ganz bestimmt hier sein, ehe ich den ersten Satz vollendet habe, Clint.”
    “Sie sollte es wissen.”
    “Ehe ich das erste
Wort
gesprochen habe. Sie sah nicht gerade … ruhig aus. Und Tiamaris hat gesagt, dass Catti untersucht werden muss, ehe sie nach Hause darf.”
    Er zuckte zusammen. In ihm kämpfte der Elternteil mit dem Falken. Der richtige Teil gewann. Er sagte nichts mehr.

16. KAPITEL
    D ie gewölbten Decken, die als Aufenthaltsraum für die Aerianer bestimmt waren, waren leer. Falls die Reserven zurückgerufen worden waren, hatten sie sich andere Höhen ausgesucht, die sie mit ihrer wachsamen Anwesenheit beschenkten. Sie sah die Haupthalle zum ersten Mal so leer.
    “Kaylin”, sagte Severn ruhig. Es war eine Frage, und sie schüttelte sich und riss ihren Blick von den leeren Höhen los. Catti war schwer, und ob man die Last zu schätzen wusste oder nicht, sie blieb eine Last.
    Kaylin führte sie zu den Türen am anderen Ende der Falkenhalle. Sie waren bewacht, aber nicht von Teela und Tain; sie erkannte die Falken dort überhaupt nicht. Es mussten auch Reserven sein, obwohl sie keine Aerianer waren. Sie sahen aus wie Menschen, die zu wenig geschlafen hatten – was sie von ganzem Herzen nachvollziehen konnte.
    Sie beantwortete ihre müden Fragen, versicherte ihnen, dass die Krise – größtenteils – überstanden war, und wartete, während die Wachen zur Seite traten, um sie passieren zu lassen. Es schien ewig zu dauern, aber jetzt, wo Catti in Sicherheit war, hatte sie es nicht eilig, sich dem Falkenlord zu stellen.
    “Tiamaris?”
    Der Drache sah zu ihr hinab. Sein Gang war steif, seine Schritte kürzer als sonst, und sie erwartete fast, dass er eine Blutspur hinter sich herzog. Aber sie berührte ihn nicht, sie versuchte es nicht einmal. Ihre Arme zitterten zu sehr, und außerdem hatte er ziemlich deutlich gemacht, dass er so etwas absolut nicht zuließ.
    “Kaylin?”
    “Warum bist du eigentlich hier?”
    Er verzog das Gesicht. “Ich verstehe einfach nicht”, entgegnete er, “warum du so eine schlechte Schülerin warst. Deine Fähigkeit, Fragen zu stellen, ist schier unerschöpflich.”
    Sie hielt das für seine ganze Antwort, aber nach einer Pause, in der drei verschlossene Türen langsam an ihnen vorbeizogen, sprach er erneut. “Ich war der einzige passende Anwärter. Ich kann gut mit den sterblichen Rassen umgehen.”
    Zu jeder anderen Zeit hätte sie gelacht. “Die – deine –”
    “Verwandlung?”
    “Genau.”
    “Ja?”
    Sie zögerte. Sie verstand, was das Wort Ausgestoßener bei ihrer eigenen Rasse bedeutete: Man war entweder im Gefängnis oder kurz davor, unglaubliches Pech mit den Gesetzeshütern zu haben. Es bedeutete ungefähr dasselbe – sofern sie es sagen konnte, und abgesehen von sozialen Gefälligkeiten – bei den Leontinern und den Aerianern. Wenn es einem irgendwie gelang, zu bezahlen, was man dem Gerichtshof schuldete, dann wurde man nicht mehr als Ausgestoßener betrachtet.
    Aber bei den Barrani hieß es offensichtlich etwas anderes. Kaylin hatte immer den schleichenden Verdacht gehabt, dass das daran lag, dass Barrani im Grunde ihres Herzens alle gemeine Hurensöhne waren, und die offiziell Ausgestoßenen es nur deswegen waren, weil sie genug persönliche Macht hatten, es zu überleben, wenn sie
offen
rebellierten. Nichts, was sie in Nightshade erlebt hatte, hatte sie von dieser Meinung abbringen können, aber aus offensichtlichen Gründen hatte sie das nie laut geäußert.
    Aber Drachen? Wie so oft war ihr Mund schneller als ihr Gehirn. “Bist du ein Ausgestoßener?”
    Er blieb wie angewurzelt stehen und verrenkte seinen Hals, um zu ihr hinunterzusehen – sie mit seinem Blick zu durchbohren.
    “Kaylin”, sagte Severn leise, als Tiamaris ihr die Antwort schuldig blieb, “du musst endlich lernen, dich

Weitere Kostenlose Bücher