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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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Masse. Zum ersten Mal verwirrte sie der Eintritt in die Burg nicht, und irgendwie bedauerte sie das. Sie bebte fast, hin und her gerissen zwischen Angst und Wut. Es war kein gutes Gefühl.
    Lord Nightshade erwartete sie bereits, und alles, was sie fühlte – zu kompliziert, um es in Worte zu fassen – musste ihr deutlich ins Gesicht geschrieben stehen, denn seine Miene veränderte sich leicht.
    “Lord Tiamaris”, sagte er. “Severn.” Höflichkeiten beiseite – und mehr würde er ihnen nicht bieten – wandte er sich an Kaylin. “Diesen Nachmittag ist es in der Kolonie zu Unruhen gekommen.”
    “Ja.”
    “Auf mehreren Ebenen.”
    “Ja.”
    “Bist du deswegen hier?”
    “Nein.”
    “Ah. Und du bist wie ein Falke gekleidet.”
    “Sieh drüber hinweg.”
    “Das habe ich.” Er neigte seinen Kopf leicht zur Seite. “Was kann ich für dich tun, Kaylin Neya?”
    Ihr Sarkasmus war ihr abhandengekommen, und ohne fühlte sie sich schutzlos. Bloßgestellt auf eine Art, die sich nicht einmal mit Nacktheit vergleichen ließ. “Die Langen Hallen”, sagte sie zu ihm. Dann sprach sie mit gesenkter Stimme weiter. “Das Siegel der Alten.”
    Er hob seine Augenbrauen kaum merklich. “Sprich weiter.”
    “Was soll ich noch sagen?”
    Tiamaris berührte ihre Schulter. “Kaylin, uns bleibt nur wenig Zeit. Verschwende sie mit Auflehnung, und sie ist dennoch verschwendet. Letztendlich ist Lord Nightshade ein Barrani. Er verrät nichts. Bezahl seinen Preis, oder bezahle später einen höheren, aber entscheide dich jetzt.”
    Sie sah dem Koloniallord in die Augen, drückte die Schultern durch, hob ihr Kinn und verstieß gegen kaiserliches Gesetz. “In deiner Kolonie wandern tote Barrani umher.”
    Nichts an ihm veränderte sich und gleichzeitig alles. Kaylin wünschte, das Archiv würde dieses Treffen aufzeichnen, weil sie es sich dann später noch einmal ansehen könnte, um es zu studieren, zu lernen und zu verstehen. Jetzt blieb nur ihr Instinkt.
    Ein schlechter Ersatz für mehr Zeit.
    “Tot?”, sagte er leise.
    “Nicht wie normalerweise. Aber ja, tot. Eine der Unruhen.”
    “Sie hatten … sich des Kindes bemächtigt.”
    Sie nickte. Es überraschte sie nicht, dass er nicht sonderlich überrascht war.
    “Sie haben ihr Ritual nicht vollziehen können.”
    Sie schüttelte den Kopf.
    “Gut. Das ist genug, Kaylin. Ich muss dir nicht sagen, dass du nicht darüber sprechen darfst.”
    “Nein. Ich habe bereits einen kaiserlichen Befehl missachtet, indem ich es hier getan habe.”
    “Hier”, sagte er mit dem ersten Anflug eines blassen Lächelns, “gilt das kaiserliche Gesetz nicht.” Er drehte sich um und ging voran.
    Zum ersten Mal im Leben konnte sie ehrlich sagen, dass sie den Mangel an Gesetzen in den Kolonien zu schätzen wusste – Gesetz war hier nur das Wort des Koloniallords. Kaylin folgte ihm, und nach einem Augenblick taten Severn und Tiamaris es ihr gleich.
    “Nicht der Drache”, sagte Nightshade, ohne sich umzusehen.
    “Er weiß doch sowieso alles, was –”
    “Nicht der Drache.”
    “Tiamaris?”
    “Ich kann warten.” Das stimmte mehr oder weniger. Er blieb in der Halle vor der großen, mit Runen behauenen Steinplatte stehen und verschränkte seine Arme vor seiner breiten Brust.
    Lord Nightshade hob seine Hände und legte sie gegen die Wand. Die Runen begannen zu leuchten, doch das hatte Kaylin bereits erwartet. Unter ihrer Uniform allerdings spürte sie, wie auch die Zeichen auf ihrer Haut zu brennen begannen, und das hatte sie auf keinen Fall erwartet.
    Sie verkniff sich ein überraschtes Aufschreien. Es wurde ein Grunzen, nicht mehr. Severn legte seine Hand auf ihre Schulter. Sie sah auf und schüttelte den Kopf; der Schmerz war nicht schlimmer geworden. Er war auch nicht besser geworden, aber damit konnte sie leben.
    Lord Nightshade jedoch legte die Stirn in Falten. “Verstehst du, wie gefährlich dein Vorschlag werden kann?”
    “Ich bin schon einmal dort gewesen”, sagte sie ruhig. “Ich verstehe.”
    “Die Gefahr ist diesmal größer.”
    “Das war doch klar.”
    Die Türen öffneten sich, indem die Wand zur Seite glitt und verdampfte wie eine Flüssigkeit. Direkt dahinter saßen, wie sie schon beim letzten Mal gesehen hatte, die zwei Barrani. Ihre Augen waren geschlossen, und ihre makellosen Wimpern glänzten im Licht. Dieses Mal sah sie sich die beiden lange an, ehe sie durch die Öffnung trat.
    “Sie sind nicht –”
    “Wie die, die dein Kind genommen haben?”
    Sie

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