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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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–” Sie sah den Gesichtsaudruck des Falkenlords und wechselte schnell die Richtung. “Aber die vier, die bei Catti geblieben waren, hätten in der Lage sein müssen, sie umzubringen, ehe Severn sie erreicht hatte.”
    “Stimmt. Aber ich glaube, das ist nicht die Antwort, die wir suchen.”
    “Ich weiß auch nicht”, sagte sie abwehrend. “Ich habe schon früher tote Barrani gesehen – zugegeben, nicht sehr oft – und nein, diese hier sahen nicht wie Leichen aus. Sie sahen nur einfach auch nicht … lebendig aus.”
    “Verstehst du, Grammayre? Kaylin”, fügte er hinzu, “hast du je einen Barrani geheilt?”
    Sie runzelte die Stirn. “Nein.”
    “Ah.”
    “Was soll das nun wieder heißen?”
    “Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube allerdings, dass ein Teil der Gabe, die du zum Heilen verwendest, dich auf eine Art einfühlsam gemacht hat, die du anderen voraus hast. Wenn ich Severn gefragt hätte, er hätte eine andere Antwort gegeben. Für ihn waren sie vielleicht langsam, aber nicht tot.”
    “Aber du wusstest es.”
    “Ja”, sagte er leise. Und grimmig. “Ich wusste es.”
    “Das muss doch besser sein als lebendige Barrani. Schon, weil wir alle hätten sterben müssen, wenn sie am Leben gewesen wären.”
    “Es ist nicht besser”, entgegnete Lord Grammayre.
    “Das habe ich mir schon gedacht. Ich weiß nur nicht, warum.”
    “Ich bin mir selbst nicht sicher. Elantra ist nur wenige Jahrhunderte alt, und natürlich ist die Geschichte aus der Zeit vor ihrem Aufstieg absichtlich ins Dunkel gerückt worden.”
    “Tiamaris?”
    “Die Barrani können sterben”, sagte er ruhig. “An Altersschwäche. Das passiert, aber nur sehr selten. Ihr Alter findet in ihren Körpern keinen Ausdruck – der Tod kann an allen außer den Barrani selbst unbemerkt vorübergehen. Aber wenn es passiert – und mir fällt in den letzten dreihundert Jahren kein solcher Fall ein – dann wird der Körper von seinen Angehörigen zerstört.”
    “Also … du willst sagen, sie haben keine Seele?”
    Er verzog das Gesicht. “Ich werde dich jetzt
nicht
fragen ob du während deiner Ausbildung etwas über die Religionen gelernt hast.”
    “Ich habe alle praktischen Sachen gelernt.”
    “Deine Definition von praktisch bedarf offensichtlich einer Überholung.”
    Sie zuckte mit den Schultern. Er hatte natürlich recht, und auch ihre Streitlust reichte nicht ewig weit.
    “Nur ein solcher Toter gäbe den Barrani schon Anlass zu großer Sorge.”
    “Warum? Ist das so eine Seuche oder was?”
    “Genau das ist es tatsächlich.”
    Ihr offener Mund blieb so stehen. Ihr fehlten buchstäblich die Worte.
    “Allerdings noch heimtückischer. Bei den Menschen gibt es Legenden von Kreaturen, die zwar äußerlich jeden Anschein erwecken, tot zu sein, selbst aber noch mehr Tote schaffen. Archiv?”
    “Vampir”, antwortete der Spiegel knapp und unbetont.
    “Ah. Ja, das ist das Wort, nach dem ich gesucht habe. Anders als die unter uns wandelnden – oder strauchelnden – Leichen, können die Vampire selbst denken.”
    “Und sie sind stark und schnell und können sich in Fledermäuse oder Wölfe oder Ratten verwandeln”, schnaubte Kaylin verächtlich.
    “Die toten Barrani sind dem nicht unähnlich. Wir glauben zwar nicht, dass sie sich in eine andere Form wandeln können, aber sie behalten ihre Erinnerungen, und sie bieten den Lebenden etwas im Tausch für ihren Tod.”
    “Was? Was könnten sie jemandem zu bieten haben, der sowieso ewig lebt?”
    “Das, Kaylin, wissen wir nicht. Und es gibt keinen einzigen Barrani, der diese Frage willentlich beantworten wird. Wegen deines impertinenten Kommentars weiß Lord Evarrim, dass wenigstens eine solche Kreatur existiert. Es wäre kein großer Sprung anzunehmen, dass es noch mehr gibt.”
    “Es
gab
noch mehr.”
    “Und sie könnten tatsächlich sehr alt sein, wenn sie sich mit der Magie der Alten auskennen.”
    Sie schwieg und sprach erst nach einem Augenblick weiter. “Du verschweigst mir doch irgendetwas.”
    “Sie war keine gute Schülerin”, sagte der Falkenlord trocken, “aber es gab einen Grund, warum wir sie trotzdem ihren Abschluss haben machen lassen.”
    “Ja”, sagte Tiamaris, ohne den Falkenlord zu beachten. “Ich verschweige dir etwas.”
    Sollte heißen, dabei blieb es auch. Sie verdrehte die Augen, schob ihre Hände in die Taschen und sah die beiden Männer an. “Wir gehen zurück nach Nightshade”, sagte sie zu ihnen.
    “Da du während deiner Suspendierung so

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