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Kaylin und das Reich des Schattens

Kaylin und das Reich des Schattens

Titel: Kaylin und das Reich des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Sagara
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verschwenden.
    “Ich kenne ihn”, sagte sie schließlich.
    “So weit waren wir bereits.” Die Lippen des Falken bogen sich zu einem kalten Lächeln. “In diesem Turm wird nur selten versucht, jemanden umzubringen, den man nicht kennt. Natürlich nicht”, fügte er hinzu, “niemals.”
    Sie ignorierte diesen Kommentar. “Er ist kein Wolf”, sagte sie zu dem Mann, der die Falken in all ihren Gestalten regierte. “Es ist mir egal, was er Euch erzählt hat – er dient nicht dem Wolflord.”
    Er entschied sich, zu ignorieren, dass sie den umgangssprachlicheren Titel des Lords der Wölfe verwendet hatte. “Ah. Und wem dient er dann, Kaylin?”
    “Einem der Sieben”, sagte sie und spuckte zur Seite.
    “Die Sieben?”
    Sie hatte seine Wortklaubereien verdammt satt. “Die Koloniallords”, sagte sie.
    “Ah. Severn?”
    “Ich war ein Wolf”, antwortete er, als würde es ihn langweilen. Als würde ihn alles langweilen. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, das nur knapp noch die erlaubte Länge hatte. “Ich habe dem Lord der Wölfe gedient.” Jedes Wort betont und korrekt.
    “Du lügst.”
    “Frag den Lord der Falken”, entgegnete er ihr mit einem Schulterzucken. “Er hat die Papiere.”
    “Nein”, antwortete der Falkenlord ruhig. “Die habe ich nicht.”
    Severn blieb stumm und schätzte den Ton der Worte des Falkenlords ab. Nach einem Augenblick zuckte er wieder mit den Schultern. Die Falten seines Umhangs verschoben sich, und Kaylin hörte das unverwechselbare Geräusch von Stoff auf Leder. Er war also nicht vollkommen schutzlos gekommen.
    Schade.
    “Ich war ein Schattenwolf”, sagte er schließlich.
    “Wie lange?” Sie weigerte sich, schockiert zu sein. Weigerte sich, sich von seinem Geständnis einschüchtern zu lassen.
    “Jahrelang”, antwortete er. Nur das.
    Sie glaubte ihm nicht. “Er lügt.”
    “Ich sagte nicht, wie viele”, fügte er leise hinzu. Als ob das alles ein Spiel wäre.
    “Er lügt nicht”, sagte der Falkenlord zu ihr. “Glaube mir, wenn wir einen ungewöhnlichen Antrag auf Austausch zwischen den Türmen erhalten, überprüfen wir alles sehr genau. Wenn der Mann, der den Austausch beantragt, zu den Schatten gehört, macht das unsere Nachforschungen noch gründlicher.”
    “Wie gründlich?”
    “Wir haben die Tha’alani gerufen.”
    Sie erstarrte. Sie hatte schon mit den Tha’alani zu tun gehabt, aber nur ein einziges Mal, und damals war sie dreizehn Jahre alt gewesen. Sie hatte sich danach geschworen, sich niemals wieder von einem von ihnen anfassen zu lassen. Die Tha’alani waren eine Abscheulichkeit; sie berührten keine Körper sondern Gedanken, den Verstand, das Herz, all die Dinge, die im Verborgenen lagen.
    All die Dinge, die verborgen bleiben mussten, wenn man sie beschützen wollte.
    Manchmal nannte man sie auch die Wahrheitssucher. Aber das war eine erbärmliche Umschreibung. Kaylin bevorzugte im Stillen “Vergewaltiger” als die passendere Bezeichnung.
    “Er hat sich den Tha’alani willentlich gestellt”, fügte der Falkenlord hinzu.
    “Und die Tha’alani haben bezeugt, dass er die Wahrheit sagt.”
    “So ist es.”
    “Und welche Wahrheit? Was könnte er sagen, das ihn den Falken würdig macht?”
    Aber die Geduld des Falkenlords war zu Ende. “Für den Lord der Falken reichte es aus”, sagte er ihr. “Willst du meine Entscheidung infrage stellen?”
    Nein. Nicht, wenn sie weiterhin ein Falke bleiben wollte. “Warum? Warum er?”
    “Weil, Kaylin, er einer von zwei Männern ist, die die Kolonien genauso gut verstehen wie du.”
    Sie erstarrte.
    “Der andere wird gleich bei uns sein.”
    Nach etwa zehn Minuten ließ der Falkenlord sie los. Zum größten Teil jedenfalls. Die Barriere, die Kaylins Arme an ihre Seiten fesselte, wurde langsam schwächer, und sie konnte sich bewegen, als wäre sie unter Wasser. Da es wahrscheinlich war, dass sie wieder versuchen würde, Severn umzubringen, sobald sie die Gelegenheit dazu bekam, versuchte sie mit aller Kraft, dem Falkenlord seine Vorsicht nicht übel zu nehmen.
    “Fühlst du dich besser, nachdem du das losgeworden bist?”, fragte Severn leise.
    Sie wollte ihm die Lippen aus dem Gesicht schneiden, damit ihm sein spöttisches Lächeln verging. “Nein.”
    “Nein?”
    “Du bist ja noch nicht tot.”
    Er lachte und schüttelte den Kopf. “Du hast dich überhaupt nicht verändert, oder, Elianne?”
    “Sag ihm, er soll uns losmachen, dann kannst du es selbst herausfinden.”
    “Ich bezweifle,

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