Keeva McCullen 2 - In den Klauen der Sukkubus (German Edition)
an. „Schlechte Laune?“
Sie zuckte mit den Schultern.
„Hm“, meinte sie unbestimmt. „Scheint so, als wäre ich mal wieder auf den falschen Mann hereingefallen.“
Shane hoffte, dass er nicht auch mit dem mal wieder gemeint war. Sophie gehörte zu den ganz wenigen Mädchen, bei denen er als junger Bursche Annäherungsversuche gestartet hatte. Sophie war damals wenigstens nicht gleich schreiend weggelaufen, als sie seine – nun – Eigenart entdeckt hatte. Sie waren zwar danach auch kein Paar geworden - aber immerhin Freunde geblieben. Seither hatte Shane keinem Mädchen mehr die Gelegenheit gegeben, über ihn entsetzt zu sein. Lieber blieb er allein. War auch wesentlich stressfreier.
„Was hat er denn getan?“, fragte er.
Sophie wirkte verlegen.
„Es klingt wahrscheinlich lächerlich. Aber wir hatten uns für heute auf dem Flohmarkt hier verabredet – und er ist nicht gekommen“, meinte sie.
„Vielleicht ist ihm etwas dazwischengekommen“, sagte Shane, „und er konnte dich nicht erreichen? Oder er hat es vergessen, ohne böse Absicht?“
Doch Sophie schüttelte mit dem Kopf.
„Das kann ich mir nicht so recht vorstellen“, erwiderte sie so leise, dass Shane Mühe hatte, sie zu verstehen. Sie grinste schief und hob ihr Handy hoch, das sie anscheinend die ganze Zeit in der Hand hielt. „Ich bin immer erreichbar. Und vergessen? Nein, so ist er nicht.“
Shane hob die Augenbrauen und wollte gerade ein paar tröstliche Worte sagen, als zwei weitere Mädchen neben Sophie traten und sie ihm daraufhin einen warnenden Blick zuwarf. Also hielt er den Mund und begrüßte die Neuankömmlinge mit einem knappen Nicken.
Er kannte die beiden ebenfalls, zumindest oberflächlich: eine kühle, in seinen Augen viel zu eingebildete Blondine namens Isabella, und eine etwas pummelige, aber wesentlich sympathischere junge Frau, deren Namen er vergessen hatte.
Die beiden Mädchen begutachteten sofort die von ihm angebotenen Waren und stießen beim Anblick des exotisch geformten Schmuckes Laute der Entzückung aus.
Shane verkaufte den selbstgemachten Silberschmuck schon seit Jahren und konnte davon recht gut leben. Auch wenn er manchmal das Wetter verfluchte, so war er im Allgemeinen doch ganz zufrieden mit seiner Arbeit. Die Atmosphäre auf den Flohmärkten Londons war eine ganz eigene - und er war ein Teil davon.
Sophie und ihre Freundinnen verabschiedeten sich gleich darauf und zogen weiter. Er nickte ihnen freundlich hinterher und ließ dann seine Augen entspannt über die Nachbarstände und die zahlreichen Besucher des Flohmarktes schweifen – doch plötzlich erstarrte er.
Panik ergriff von ihm Besitz und für wenige Sekunden war sein Denkvermögen komplett blockiert. Angstvoll suchten seine Augen nach einem Platz, an dem er sich verstecken konnte - aber gleich darauf gewann seine Vernunft wieder die Oberhand und er machte sich klar, dass das junge Mädchen, das gerade in Begleitung zweier alter Herrschaften auf seinen Stand zugeschlendert kam, gar nicht wissen konnte, wer er war.
Er sandte seinem wild klopfendem Herzen beruhigende Gedanken und versuchte, möglichst unbeteiligt auszusehen, während er die näher kommende Gruppe aus den Augenwinkeln genau beobachtete.
Ja, das war das Mädchen, das vor einem Monat gegen den Höllenhund gekämpft hatte. Und dessen Leben er auf so unverantwortliche Weise aufs Spiel gesetzt hatte.
Sie war noch genauso hübsch, wie er sie in Erinnerung hatte: das schulterlange, schwarze Haar hatte sie achtlos hinter die Ohren geklemmt und das schmale Gesicht war völlig ungeschminkt. Sie war für eine Frau sehr groß und trug eher nach praktischen, als nach modischen Gesichtspunkten ausgewählte Kleidung, was den burschikosen Gesamteindruck noch verstärkte.
Als sie seinen Stand fast erreicht hatte, konnte er erkennen, dass sie ungewöhnlich helle, graue Augen besaß. Ihr Gesicht wirkte dadurch sehr blass - und jedes andere Mädchen hätte dem wohl mit viel Schminke entgegengewirkt. Aber nicht so dieses hier. Sie war niemand, nach dem sich ein Junge auf dem Schulhof umdrehen würde, dafür wirkte sie zu einschüchternd, zu wenig weiblich. Aber Shane gefiel genau das – und er ertappte sich dabei, wie er sie ungeniert anstarrte.
Sofort riss er sich zusammen. Er wollte unbedingt verhindern, dass die junge Frau von seinem Versagen erfuhr - also brauchte er auch gar nicht darauf zu hoffen, sie irgendwann einmal näher kennenzulernen. Und abgesehen davon: spätestens wenn sie
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