Keeva McCullen 2 - In den Klauen der Sukkubus (German Edition)
in den Hosenbund, holte Sophies Zettel aus seiner Tasche und ging langsam die Straße entlang. Vor der richtigen Hausnummer blieb er schließlich stehen.
Es war kein allzu gepflegtes Mietshaus und es stank fürchterlich – wohl aus den übervollen Müllcontainern, die direkt neben dem Eingang standen. Irgendwer schien eine ganze Menge altes Fleisch weggeworfen zu haben, denn der Geruch nach Blut und Verwesung war unangenehm deutlich.
Shane bemühte sich, wenig zu atmen, und huschte schnell in das Treppenhaus. Hier drinnen war der Gestank allerdings nicht geringer, sondern eher noch intensiver, wie er angewidert feststellte.
Was war denn das nur für ein Haus? Billige Wohnung hin oder her, aber man musste doch nicht gleich jeglichen Bezug zur Zivilisation verlieren, nur weil man nicht viel Geld hatte...
Er stieg die Treppen in dem alten, weitläufigen Treppenhaus hinauf. Mit ein wenig Renovierung wäre das eigentlich ein ziemlich schönes Haus, stellte er fest.
Die Wohnung des Jungen war im ersten Stock und Shane war erleichtert, dass er weiter nach oben zu gehen brauchte. Der Geruch war ja wirklich ekelhaft! Wenn er hier leben müsste, dann hätte er schon längst den Hausmeister verständigt. Aber die Bewohner dieses Hauses schienen in völliger Gleichgültigkeit versunken zu sein – oder schon so abgestumpft, dass ihnen der Gestank nichts mehr ausmachte.
Shane verzog das Gesicht. Etwas irritierte ihn, und er war sich nicht ganz sicher, ob das nur an dieser fürchterlichen Attacke auf seine Geruchsnerven lag. Als er glaubte, ein leises Geräusch hinter sich zu hören, schnellte er herum, konnte aber niemanden sehen. Die Beleuchtung des Treppenhauses war allerdings auch ziemlich unzureichend, es gab überall dunkle Ecken. Er starrte noch eine ganze Weile in das Dunkel und lauschte.
Nichts.
Shane zuckte mit den Schultern. Er vermied es weiterhin, tief einzuatmen, und wandte sich wieder der Tür vor sich zu. Er verglich ein letztes Mal den Namen neben der Tür mit dem auf seinem Zettel, bewegte seinen Finger schließlich in Richtung Klingel – und zögerte erneut.
Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht! Seine Gedanken rasten. Verwirrt versuchte er, den Grund für seine Irritation zu erkennen. Die Alarmglocken seines Instinktes schrillten wie verrückt, aber er konnte einfach nicht erfassen, woran das liegen mochte!
Er senkte den Finger, schloss die Augen und konzentrierte sich. Was wollte ihm sein Unterbewusstsein so verzweifelt mitteilen?
Es stank fürchterlich.
Nach Tod und Verwesung – und nach Blut.
Der Zeitungsartikel kam ihm in den Sinn, die Beschreibung der Verletzungen. Woran hatte ihn das erinnert? Unzählige kleine Schnittwunden, wie von vielen kleinen, gut geschliffenen Messern...
Er spürte eine unscharfe Präsenz, die erschreckend schnell deutlicher wurde. Etwas näherte sich von der anderen Seite der Tür – etwas, das eigentlich nicht hier sein durfte!
Entsetzt begriff er, was genau sich da, in der Wohnung vor ihm, verbarg. Alle Puzzleteile fielen ineinander - und ergaben ein schreckliches Bild. Das alte Haus, in dem die Freunde von Sophie sich aufgehalten hatten, die Veränderung von Lucas, die Leichen, die in den letzten Tagen aufgetaucht waren, die fremde Frau, die Sophie mit Lucas gesehen hatte, die vielen kleinen Wunden...
Im selben Moment wurde Shane bewusst, dass er noch immer kein zweites Amulett trug - ein Amulett, das ihn eigentlich vor der Entdeckung durch einen Dämon schützen sollte!
Vor ihm wurde die Tür aufgerissen – und der letzte klare Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss, war: „Das sind verteufelt lange und scharfe Fingernägel!“
*
Keevas Herz klopfte ihr bis zum Hals.
Ein drückender Schmerz in Höhe der Hüfte machte ihr bewusst, dass sie sich noch immer mit dem Rücken in einen Türrahmen presste - und sich dabei die Türklinge der anderen Wohnungstür in die Nieren bohrte.
So leise wie nur möglich löste sie sich ein wenig von dem Türblatt, traute sich aber noch immer nicht, aus dem schützenden Dunkel der Nische zu treten. Sie musste erst genau ergründen, was sie gerade gesehen hatte.
Den jungen Mann vom Flohmarkt bis hierher zu verfolgen hatte sich als ziemlich unkompliziert herausgestellt. Er war nicht besonders schnell gegangen, eher geschlendert, und hatte auch nicht sonderlich auf seine Umgebung geachtet, So war sie einfach ganz offen hinter ihm her spaziert.
Als sie bei dem Haus hier angekommen waren, wurde die Sache jedoch ein
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