Keeva McCullen 2 - In den Klauen der Sukkubus (German Edition)
allein am Mittagstisch.
„Wo ist Vater?“, meinte sie, warf ihre Tasche auf einen Stuhl und setzte sich ebenfalls an den Tisch. Emma war noch in der Küche und würde bald das Essen servieren.
„Er ist im Keller und stellt eine kleine Ausrüstung für Edward zusammen“, antwortete Robert Paddock.
Keeva fuhr erschrocken hoch, doch ihr Großvater machte beruhigende Gesten.
„Keine Angst, er wird nicht merken, dass du dort dauernd am Arbeiten bist. Ich habe ihm gesagt, dass ich die Räume sauber halte, als ich vorhin mit ihm unten war. Er hat sich allerdings sowieso kaum dafür interessiert.“
Keeva beruhigte sich wieder. Wenn Vater mitbekäme, dass sie inzwischen zu einer vollständig ausgebildeten Dämonenjägerin geworden war, dann wäre der Teufel los. Doch dann wurde ihr bewusst, was Großvater gerade gesagt hatte.
„Wozu braucht Edward eine Ausrüstung?“, fragte sie.
Großvater wirkte besorgt.
„Du hast doch mitbekommen, dass es einen unbekannten Mörder in der Stadt gibt“, begann er – und erzählte ihr, was Edward am Telefon mitgeteilt hatte.
„Daher vermutet dein Vater, dass es sich um eine Sukkubus handelt“, schloss er.
Gleich darauf öffnete sich die Tür zur Küche und Emma kam herein, in den Händen zwei üppig gefüllte Teller. Großvater machte eine schnelle Geste, die besagte, dass jetzt über ein anderes Thema gesprochen werden sollte.
Keeva verstand. Emma wusste zwar, dass Keeva von ihrem Großvater mehr Wissen vermittelt bekommen hatte, als Liam gutheißen würde - aber man musste ihre Loyalität nicht auch noch einer zusätzlichen Zerreißprobe unterziehen, indem man in ihrer Gegenwart unnötig häufig über solche Dinge sprach.
Also redeten Emma und Großvater beim Essen über die üblichen Belanglosigkeiten, während Keevas Gedanken bei der Sukkubus weilten. Schon seit dem Vorfall mit dem Höllenhund vermuteten sie und Großvater – und ihr Vater genauso -, dass es irgendwo in London ein neues Portal zur Dämonenwelt geben könnte. Da das Portal selbst jedoch keine für sie aufspürbare Resonanzen erzeugte, mussten sie darauf warten, dass ein Dämon sie zu dem Ort führte, an dem das Dämonentor möglicherweise versteckt war.
Und vielleicht war diese Sukkubus ja der erhoffte, unfreiwillige Führer...
Sie nahm sich vor, heute Nacht in den Keller zu gehen und schon einmal vorsorglich eine geeignete Ausrüstung für die Sukkubus-Jagd vorzubereiten.
Man wusste ja nie, wie schnell man so etwas brauchen würde.
*
Seine Augen glitten suchend über die Köpfe der Menge hinweg. Bei jedem dunklen Schopf mit blassem Gesicht zuckte er innerlich zusammen – und entspannte sich wieder, sobald er erkannte, dass es sich nicht um Keeva McCullen handelte. Lange würden seine Nerven das nicht mehr aushalten.
Shane sah auf die Uhr. In einer knappen Stunde würde es dämmern und er könnte endlich seinen Stand für heute schließen. Noch nie hatte er das Ende eines Verkaufstages so sehr herbeigesehnt - und dabei war erst Freitag, das ganze Wochenende stand ihm noch bevor.
Er musste sich irgendetwas einfallen lassen, denn so konnte das auf keinen Fall weitergehen. Möglicherweise hatte er sich ja getäuscht und der jungen Dämonenjägerin war an seinem Schmuck überhaupt nichts aufgefallen. Das wäre natürlich die beste aller Lösungen.
Aber wenn doch? Wenn sie nach ihm suchte? Dann würde sie früher oder später zweifellos vor seinem Stand stehen und ihn ausfragen. Und er müsste lügen – oder ausgesprochen unangenehme Wahrheiten eingestehen. Es ging ja nicht nur um den Fehler, den er gemacht hatte – nein, seine gesamte Existenz stand auf dem Spiel, wenn er ihr zu nahe kam. Oder ihrer Familie. Shanes Großvater war ein Dämon – und zwar nicht nur irgendeiner – und in seinen eigenen Adern kreiste immerhin noch zu einem Viertel Dämonenblut.
Keeva wiederum stammte aus einem uralten Dämonenjägergeschlecht. Sie konnte ihn doch nur verachten. Und seinen Großvater womöglich jagen - schlimmer ginge es kaum.
Er könnte natürlich jemanden dafür bezahlen, dass er statt seiner den Schmuck verkaufte. Oder er gab sein Geschäft ganz auf...
„Hi Shane“, sprach ihn jemand an und riss ihn aus seinen Gedanken, bevor diese allzu unsinnig wurden.
Es war Sophie, schon wieder. Und sie sah grauenvoll aus: blass, die Augen rotgeweint, das Haar lieblos zusammengebunden und die Kleider zerknittert. So hatte er das Mädchen noch nie vorher gesehen.
„Was in drei Teufels Namen ist
Weitere Kostenlose Bücher