Keeva McCullen 2 - In den Klauen der Sukkubus (German Edition)
schweigend, mit einem prüfenden Gesichtsausdruck, der ihm zunehmend unangenehmer wurde. Doch schließlich schien sie zu einem Entschluss gekommen zu sein, denn von einem Moment zum anderen änderte sich ihr Verhalten.
Jegliche Anspannung wich von ihr, sie lächelte ihn freundlich an und hielt ihm ihre Hand hin.
„Ich bin Keeva McCullen“, sagte sie – und Shane konnte gerade noch verhindern, dass er mit „Ich weiß!“ antwortete.
Schnell ergriff er ihre Hand, schüttelte sie und sagte vorsichtig: „Und ich bin Shane Truax.“
Sie lösten ihre Hände wieder voneinander und für einen weiteren, kurzen Augenblick kehrte die Stille zurück. Keeva wirkte ein klein wenig verlegen, doch dann riss sie sich zusammen. Sie räusperte sich.
„Ich glaube, wir kennen uns bereits?“, sagte sie - und sah ihm fragend in die Augen.
Dieser forschende Blick aus ihren hellgrauen Augen verunsicherte Shane. Welch seltsame Situation, dachte er – und musste plötzlich lächeln.
„Ja“, erwiderte er. Er hatte spontan beschlossen, nicht zu leugnen, dass er beim Kampf mit dem Höllenhund dabei gewesen war. Nur über ein paar andere Details würde er lieber Stillschweigen bewahren.
Ein Ausdruck der Erleichterung und – wie Shane leicht gekränkt feststellte – auch des Erstaunens erschien auf Keevas Gesicht. Offensichtlich hatte sie es ihm nicht so recht zugetraut, gegen einen Höllenhund angetreten zu sein.
„Ohne mich wärst du jetzt schon längst von den zwei Mägen der Bestie verdaut worden“, fügte er daher, in einem Anflug von Arroganz, hinzu.
Keeva lachte laut – unterdrückte das Geräusch jedoch sogleich wieder und sah leicht erschrocken zur Wohnzimmertür, hinter der noch immer das leise Schluchzen des jüngsten Opfers der Sukkubus zu hören war.
„Ich habe nicht genug Zeit, um alles zu erklären“, begann sie und wirkte auf einmal sehr nervös. „Ich muss jetzt sofort von hier verschwinden - und offiziell bin ich auch niemals hier gewesen. Der Typ da drin hat von mir nichts mitbekommen, denke ich. Ich erzähle dir alles später, versprochen. Aber jetzt habe ich eine Bitte an dich...“
Sie zögerte und sah ihn an, als erwartete sie eine Antwort.
„Ich höre?“, erwiderte er misstrauisch. Heute hatten dauernd irgendwelche junge Frauen irgendwelche Bitten an ihn. Hoffentlich endete die von Keeva nicht so katastrophal wie die von Sophie.
„Könntest du behaupten, die Sukkubus getötet zu haben? Und meine Anwesenheit komplett verschweigen? Ich gebe dir meine E-Mail-Adresse...“. Sie sah sich um, entdeckte neben dem Telefon im Flur einen Zettel und einen Stift, ging hin, schrieb etwas darauf und drückte Shane den Zettel in die Hand. „Hier, das ist sie. Melde dich bei mir, wenn alles vorbei ist“, sagte sie.
Shane nickte nur stumm. Er verstand überhaupt nichts.
„Ich werde jetzt gleich von hier verschwinden. Bitte rufe, sobald ich weg bin, bei der Polizei an. Lass dir Edward Skeffington von New Scotland Yard geben. Er ist derjenige, der bei den Morden der Sukkubus ermittelt. Das stand auch in der Zeitung, falls jemand misstrauisch werden sollte. Er ist aber auch jemand, der bereits ahnt, dass es sich bei dem Täter um einen Dämon handeln könnte. Und frag jetzt bitte nicht, warum er das tut.“
Shane fragte nicht.
Keeva nestelte an ihrer Jacke und gab ihm ihre kleine Armbrust, eine Handvoll silberner Bolzen und eine winzige Phiole. Mit Gift, wie Shane vermutete.
„Hier, nimm. Aber ich möchte die Sachen wiederhaben, später.“
Sie lächelte und Shane nickte.
„Also, nochmal: du hast die Sukkubus getötet. Lass dir irgendetwas einfallen, warum du hier warst.“
Sie stutzte.
„Warum warst du überhaupt hier?“, fragte sie dann.
„Eine Freundin hat mich gebeten, mit ihrem Freund zu reden, weil der sich in letzter Zeit komisch verhalten hat. Er wohnt hier“, sagte Shane.
„Ah, das ist wohl der Typ hinter der Couch“, meinte Keeva, mehr zu sich selbst. „Das erklärt einiges.“
Das fand Shane wiederum nicht, aber er verzichtete trotzdem lieber darauf, nach Details zu fragen. Er hätte noch viele andere Fragen gehabt, zum Beispiel, wie sie denn überhaupt hierher gekommen war – aber sie hatte recht. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
Daher nickte er nur knapp.
„Du bist nie hier gewesen, ich habe dich nie gesehen und die Sukkubus habe ich ganz alleine getötet. Das werde ich dem Herrn Edward Skeffington von New Scotland Yard erzählen.“
Keeva lächelte
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