Keeva McCullen 5 - Kuss der Pandora (German Edition)
Erbe des alten Mannes interessierte, gab ihm sogleich die Adresse der Firma, die sie mit der Verwertung des Wohnungsinhaltes beauftragt hatte. Durch vorsichtiges Nachfragen brachte Robert noch in Erfahrung, dass Malin selbst nichts aus der Wohnung mitgenommen hatte – bis auf ein paar Papiere und eben diesen Brief an ihn.
Gut, dachte Robert erleichtert, als er den Hörer auflegte. Wenigstens wusste er jetzt, dass die Pandora nicht wieder nach Norwegen gelangt war. Sie musste sich also noch irgendwo hier in London, innerhalb seiner Reichweite, befinden.
Er rief bei der Entrümpelungsfirma an, doch es meldete sich lediglich der Anrufbeantworter und erklärte dem Anrufer, dass er außerhalb der Bürozeiten anrief.
Robert hinterließ eine unverfängliche, aber trotzdem dringende Nachricht, legte auf und fluchte. Ächzend stand er auf, ging zu seinem Fenster und sah hinaus auf die Stadt.
Irgendwo dort draußen befand sich ein Gefäß mit einem außerordentlich gefährlichen Dämon. Und Robert Paddock hoffte inständig, dass es noch niemand geöffnet hatte ...
*
Phoebe Ackerman genoss ihren wohlverdienten Feierabend.
Sie hatte sich ein schmackhaftes Abendessen zubereitet, nach dem Essen in aller Ruhe das Geschirr abgespült und aufgeräumt - und sich im Anschluss mit einem Glas leckerem Sherry belohnt.
Jetzt schlenderte sie gemütlich ins Wohnzimmer und überlegte, was sie als nächstes tun sollte. Sie hielt ihr frisch aufgefülltes Sherryglas in der Hand und die hellbraune Flüssigkeit funkelte golden im Licht der untergehenden Sonne, das durch die Fenster in das Zimmer drang.
Phoebes Blick fiel auf ihre Tasche. Sie erinnerte sich an das hübsche kleine Holzkästchen, das sie heute Vormittag aus der Wohnung des alten Norwegers mitgenommen hatte. Sie musste doch gleich einmal ausprobieren, ob es wirklich so gut zu ihrem Schreibsekretär passte, wie sie geglaubt hatte. Falls nicht, so konnte sie es morgen wieder mit ins Büro nehmen und zusammen mit den anderen Gegenständen aus der Haushaltsauflösung versteigern lassen.
Also nahm sie noch einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas, stellte es beiseite und fischte das Kästchen aus der Handtasche. Auf dem Weg zum Schreibtisch in der Ecke des Wohnzimmers suchte sie nach dem Verschluss der Schatulle, konnte ihn aber nicht sogleich entdecken.
Egal, dachte sie, erst einmal testen, ob das Ding überhaupt mit dem Holz des Sekretärs harmonisiert.
Das tat es – ausgezeichnet sogar. Der Farbton des Kästchens war nur ein wenig heller als der des alten Möbelstückes, was einfach wunderbar aussah. Zudem schien die Schatulle geradezu nach Maß gearbeitet zu sein: Sie fügte sich genau in die hintere Ablage ein, und als Phoebe probeweise einen Stift auf den Deckel legte, stellte sie fest, dass sogar die Länge perfekt war.
Jetzt musste sie das Ding nur noch aufbekommen, ohne die schöne Schnitzerei zu zerkratzen ...
Sie setzte ihre Brille auf, setzte sich an den Sekretär, schaltete die Lampe an und begutachtete die Schatulle von allen Seiten. Ein eindeutiger Öffnungsmechanismus ließ sich einfach nicht erkennen. Nach einigem Suchen konnte sie jedoch zwei sorgsam eingearbeitete Scharniere auf der einen Seite identifizieren.
Gut, dachte sie sich. Also muss der Verschluss sich auf der anderen Seite befinden. Sie fuhr mit einem Fingernagel die dünne Rille entlang, an der der Deckel auf dem Unterteil des Kästchens auflag. Erneut staunte sie darüber, wie akkurat und handwerklich hochwertig der Gegenstand gefertigt war. Was für ein schönes Stück! Fast schon bedauerte sie es, sich nicht auch noch das zweite Exemplar gesichert zu haben. Wer weiß, vielleicht würde sie das morgen doch noch tun - und den Wert dafür einfach schätzen.
Doch jetzt musste sie erst einmal dieses hier öffnen. Natürlich hätte sie ein Messer mit einer breiten Klinge unter den Deckel schieben und den Kasten einfach aufbrechen können. Schließlich brauchte er hinterher nicht mehr verschlossen zu werden – sie benötigte das eingebaute Schloss also nicht. Aber sie hatte Angst, dass sie dabei die Außenseite der Schatulle beschädigen könnte, und das wollte sie gerne vermeiden.
Also begutachtete sie die Seite gegenüber der Scharniere noch einmal besonders genau. Sie entdeckte ein winziges Loch, daneben eine Art Schieberegler, der geschickt in die Schnitzerei integriert war, sowie zwei ebenfalls erst auf den zweiten Blick erkennbare kleine Druckknöpfe. Sie drückte und schob eine Weile
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