Keeva McCullen 5 - Kuss der Pandora (German Edition)
ihre Auftraggeberin – eine Abrechnung über die erzielten Erlöse erhalten, abzüglich der Kosten für die Entrümpelung, ihrer eigenen Dienste und einer kleinen Provision.
Normalerweise waren alle Seiten damit zufrieden.
Phoebe rechnete auch diesmal mit einem guten Auktionserlös, denn sie hatte bereits einige schöne Stücke in den Regalen entdecken können. Jetzt stand sie vor einem Tisch im Wohnzimmer – und entdeckte, mitten auf ihm, zwei kleinen Schatullen.
„Na, ihr seid aber hübsch“, murmelte Phoebe verzückt.
Sie nahm eines der beiden Holzkästchen in die Hand und strich bewundernd mit den Fingern über die schönen Schnitzereien. Vor ein paar Tagen erst war die schmale Schale, in der sie immer ihre Stifte aufbewahrte – echtes Muranoglas aus Venedig – vom Schreibtisch gefallen und in tausend Stücke zerbrochen. Diese Schatulle hier hätte genau die richtige Größe, um die zerstörte Schale zu ersetzen. Noch dazu besaß sie einen Deckel, der den Staub fernhielt.
Spontan beschloss Phoebe, das Kästchen für sich selbst zu behalten. Sie überlegte kurz, ob sie nicht gleich beide einpacken sollte, entschied sich jedoch dagegen. Auf ihrem kleinen Sekretär war nicht allzu viel Platz – eine Schachtel würde genügen. Außerdem konnte sie so abwarten, welchen Erlös die andere Schatulle erzielen würde – und dann den gleichen Betrag für das Exemplar, das sie selbst behalten hatte, aus eigener Tasche bezahlen.
Zufrieden nickte Phoebe.
Sie steckte ihre Errungenschaft in ihre überdimensionale Handtasche, klebte ein grünes Etikett auf das zweite Stück und wandte sich schließlich ausgesprochen gut gelaunt den übrigen Möbeln und Kunstgegenständen zu.
*
„Ja?“, rief Robert Paddock, als es an der Tür zu seinem Zimmer klopfte.
Emma, die Haushälterin der Familie, kam herein.
„Post für dich“, meinte sie und hielt Robert einen dicken Briefumschlag entgegen.
„Das ist doch sicher für den Laden“, entgegnete der alte Mann, der schon seit Jahren keine persönliche Post mehr erhalten hatte, doch Emma schüttelte den Kopf.
„Nein, er ist direkt an dich adressiert“, entgegnete sie. „Absender ist eine gewisse Malin Hakonsen.“
Erstaunt sah Robert sie an.
„Das ist die Enkeltochter eines alten Freundes von mir“, sagte er verblüfft. „Ich war am Freitag erst auf seiner Beerdigung – und nun ein Brief von ihr ...“
Verwundert nahm er das Schreiben entgegen und drehte sich zurück zu seinem Schreibtisch, während Emma bereits wieder das Zimmer verließ, um sich ihren übrigen Haushaltspflichten zuzuwenden.
Robert betrachtete den Umschlag. Er war anscheinend am Samstag, also vor zwei Tagen, eingeworfen worden. Was könnte die Enkeltochter seines Freundes denn noch entdeckt haben?
Er riss den Umschlag auf und fand in ihm einen weiteren, ziemlich dicken Umschlag sowie eine kurze Notiz:
Ich habe diesen Brief an Sie bei den Sachen meines Großvaters gefunden. Leider habe ich keine Zeit mehr, ihn persönlich bei Ihnen vorbeizubringen, daher schicke ich ihn per Post. Ich hoffe, dass ist in Ordnung so und wünsche Ihnen alles Gute,
Malin.
Robert legte das Blatt beiseite und widmete sich dem dicken Kuvert. Auch auf ihm stand seine Adresse, doch die Schrift war wesentlich undeutlicher, die einzelnen Buchstaben standen zittrig in alle Richtungen.
Von einem Menschen kurz vor seinem Tode geschrieben, dachte Robert – und ein Schauder lief ihm über den Rücken.
Was konnte Aleksander noch von ihm gewollt haben? Warum hatte er sich in seinen letzten Stunden ausgerechnet an ihn erinnert? Nun – es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Er öffnete den Umschlag.
Heraus fielen ein gefaltetes Blatt Papier und ein kleines, zerfleddertes Büchlein mit abgenutztem Ledereinband. Das war Aleksanders Notizbuch, Robert kannte es von früheren Besuchen! In dem Buch hatte Aleksander alles aufgeschrieben, was ihm irgendwie von Wichtigkeit erschienen war – eine unschätzbar wertvolle Informationsquelle für jeden Dämonenjäger!
Robert freute sich, dass sein alter Mentor ihm dieses Büchlein vermacht hatte ... bis er das einzelne Blatt Papier öffnete und las, was auf ihm geschrieben stand. Seine anfängliche Freude wich der Besorgnis, er las den Brief zu Ende, dann lehnte er sich zurück und dachte nach.
Der Brief stammte von einem Institut, dass sich offiziell mit Geschichtsforschung beschäftigte. Robert wusste aber – genau wie Aleksander es gewusst haben musste -, dass die
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