Keeva McCullen 7 - Bluthunger (German Edition)
her, den Shane verkauft?“
Theobald Truax nickte.
„ Ja, zum Teil“, erwiderte er. „Aber nur ungefähr die Hälfte davon, die andere Hälfte fertigt er selbst. Ich habe es ihm beigebracht. Der Erlös reicht leider nicht, um unser beider Leben zu finanzieren. Daher die Schuhreparaturen. Beides zusammen bringt genügend Geld ein.“
Er deutete auf einen großen Holzschrank im hinteren Teil des Raumes.
„ In diesem Schrank befindet sich meine magische Ausrüstung. Es müsste eigentlich alles vorhanden sein, um den Bannzauber noch einmal zu erneuern. Wann hast du das zum letzten Mal gemacht?“
Robert Paddock legte die kleine Holzschatulle, die er bisher in den Händen gehalten hatte, auf den großen Werktisch neben dem Schrank.
„ Gerade eben erst, ehe ich zu dir gekommen bin. Der Bann sollte noch eine Weile halten.“
„ Ah, in Ordnung“, meinte Theobald Truax. „Dann lass uns zurück ins Wohnzimmer gehen und dort auf unsere Enkelkinder warten. Wir müssen uns noch überlegen, wie wir Keeva am schonendsten beibringen können, was mit ihrem Bruder geschehen ist.“
Robert Paddock nickte düster.
„ Das arme Mädchen“, meinte er dann, während er hinter Theobald zurück in das Wohnzimmer ging. „Es wird nicht leicht werden für sie. Sie hat ihren Bruder vergöttert ...“
*
Nachdem Liekk-Baoth seine Erkenntnisse über die Treulosigkeit der Familie McCullen losgeworden war, verstummt er und sah seinen Meister erwartungsvoll an.
Dieser hatte während seines gesamten Vortrages geschwiegen, seine orangefarben lodernden Augen auf den alten Gestaltwandler gerichtet, und keine Miene verzogen. Das irritierte Liekk-Baoth. Er hatte zumindest Verblüffung, wenn nicht sogar Entsetzen erwartet. Auch Gabriel, der sich wieder auf den Sessel in der Ecke gelümmelt hatte, die Beine erneut über die Seitenlehne geworfen, wirkte vollkommen ungerührt, wie Liekk-Baoth bei einem kurzen Seitenblick feststellen konnte.
Was ist denn hier nur los?, fragte er sich.
Endlich kam Bewegung in das runzelige Gesicht des Erzdämons. Er neigte sein mächtiges Haupt und deutete mit dem Kinn auf sein Gegenüber.
„ Du berichtest mir also, Gabriels Vater hat seinen Schwur gebrochen und kämpft wieder gegen uns?“, knurrte er.
Liekk-Baoth schüttelte den Kopf. Doch ehe er etwas erwidern konnte, mischte sich Gabriel ein.
„ Ihr habt nicht zugehört, Meister!“ - Liekk-Baoth verschlug es kurzzeitig den Atem ob solch einer Respektlosigkeit, doch noch entsetzter wurde er, als er sah, dass Gabriels Ausdrucksweise den Oberdämon nicht im geringsten zu stören schien - „Nicht mein Vater kämpft - sondern meine liebe Schwester.“
Er lachte sein meckerndes Lachen, stand auf und war mit geschmeidigen schnellen Schritten bei ihnen. Er stellte sich neben den Erzdämon, der ihn um einen guten halben Meter überragte, wandte sich Liekk-Baoth zu und lächelte.
„ Aber das wissen wir doch schon lange“, gurrte er und leckte sich mit seiner widerwärtigen Zunge die Lippen. „Das macht den Kampf gegen sie nur umso spannender.“ Er täuschte ein Gähnen vor. „Auch wenn das Endergebnis natürlich von vorneherein feststeht. Schließlich habe ich mit einem normalen Menschen nur noch mein Äußeres gemein.“
„ Aber … ihr wisst das schon?“, stotterte Liekk-Baoth. Er wandte sich dem Erzdämon zu. „Mein Meister, stört es Euch denn nicht, dass man dieser Familie nicht trauen kann? Schließlich hat Liam McCullen sogar das Leben seines eigenen Sohnes aufs Spiel gesetzt, als er den Schwur gebrochen hat. Was ist von so einem Menschen denn nur zu halten?“
Und von einem seiner Sprösslinge, speziell den männlichen, fügte er in Gedanken hinzu.
Der Erzdämon wirkte verständnislos. Er legte gönnerhaft seine riesige Pranke auf Gabriels Schulter.
„ Ja, wir wissen davon. Wir beobachten diese Familie schon seit vielen Jahren. Und was Ehrlosigkeit, die Bereitschaft zum Verrat und die Gleichgültigkeit der eigenen Familie gegenüber betrifft ...“, sagte er und tätschelte den Rücken seines Schützlings, „... nun, das sind doch die besten Eigenschaften für einen zukünftigen Höllenfürsten!“
Liekk-Baoths Mund wurde trocken. Also war es bereits ausgemachte Sache, dass Gabriel an der Seite des Meisters herrschen sollte. Dieser arrogante kleine Dreckskerl hatte es geschafft und ihn, der über fünfzig Jahre treu an der Seite des Oberdämons gedient hatte, ausgestochen.
Liekk-Baoth hatte bisher die
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