Keeva McCullen 7 - Bluthunger (German Edition)
Abständen wiederholt. Und dabei jedes Mal der Anteil an Dämonenblut erhöht - bis zum Schluss von dem Probanden ein Becher reinen, magisch angereicherten Dämonenblutes getrunken wurde, womit die Transformation des so behandelten Menschen in einen Dämon abgeschlossen war.
Bis es jedoch so weit war, verging im Normalfall fast ein ganzes Menschenleben, denn zwischen den einzelnen Blutritualen brauchten die Menschen, die sich wünschten, zu den Dämonen zu gehören, mindestens ein, besser zwei Jahre Pause. Und die Dosis Dämonenblut konnte nur ganz langsam erhöht werden. Liekk-Baoth hatte im Laufe seines langen Lebens nur zwei Mal miterlebt, dass ein Mensch diese Transformation überstand. Die übrigen - und das waren doch einige gewesen - starben bereits, ehe sie nur die Hälfte der nötigen Schritte hinter sich gebracht hatten.
Nicht jedoch dieser verfluchte Bastard ...
Des Meisters Liebling kam nicht nur mit deutlich geringeren Abständen zwischen den Blutritualen aus, das Mischungsverhältnis zwischen seinem eigenen und dem Dämonenblut konnte auch sehr viel schneller erhöht werden. Liekk-Baoth wusste das so genau, weil er in den ersten Jahren dafür sein eigenes Blut hatte hergeben müssen. Er hatte das mit Freuden getan, denn er war davon ausgegangen, dass dieser Bengel - wie die meisten Dämonenanwärter vor ihm auch - schnell ins Gras beißen würde.
Doch diesen Gefallen hatte der widerwärtige Knabe ihm leider nicht getan - und vor zwei Jahren war der Erzdämon dazu übergegangen, sein eigenes, noch mächtigeres Blut für das Ritual zur Verfügung zu stellen. Jetzt konnte Liekk-Baoth nur noch erraten, wie oft und in welcher Stärke das Menschenbalg jetzt Dämonenblut zu trinken bekam. Es war verdammt gut, dass er jetzt wieder hier war. Er musste diesen kleinen Bastard unbedingt im Auge behalten. Ehe dieser zu mächtig werden würde und ihm womöglich seinen Platz neben dem Oberdämon abspenstig machte …
„ Ah, der Herr Gestaltwandler ist endlich aus London zurückgekehrt“, ertönte eine zynische Stimme hinter ihm, kaum lauter als ein Flüstern - und doch so schneidend wie eine Rasierklinge.
Erschrocken fuhr Liekk-Baoth herum. Er hatte niemanden hereinkommen gehört, trotzdem musste der junge Mann gerade aus dem Nebenzimmer getreten sein, denn die Tür stand jetzt offen. Wie hatte er nur so leise sein können? Entsetzen durchfuhr den alten Gestaltwandler, als er in die höhnisch zusammengekniffenen Augen des Menschen sah. Obwohl nur ein Spalt von ihnen sichtbar war, glühten sie vor dämonischer Energie. Konnte es sein, dass er bereits …
Die Zunge des jungen Mannes schnellte hervor - sie war länger und dunkler als jede Menschenzunge sein durfte - und leckte einen Tropfen Blut, der noch an seinen Lippen hing, ab. Mit fast hypnotischer Faszination beobachtet Liekk-Baoth, wie der Junge den Blutstropfen auf der Spitze seiner Zunge balancierte, während er diese langsam wieder in die Mundhöhle zurückzog. Er schmatzte genüßlich, nachdem sich seine Lippen wieder geschlossen hatten.
„ Ich habe gerade eben den letzten Becher getrunken“, sagte der junge Mann dann mit unerschütterlicher Arroganz. „Und wie du siehst, geht es mir prächtig.“ Seine Augen loderten. Er verzog den Mund zu einem hochmütigen Lächeln und begann, langsam um Liekk-Baoth herumzuwandern. Der alte Metamorph war bemüht, sich seinen Zorn und seine Verunsicherung nicht anmerken zu lassen. „Du weißt, was das bedeutet“, sagte der Junge, die Stimme zu einem Flüstern gesenkt und das unsägliche Grinsen noch immer auf seinem Gesicht. „Deine Tage sind gezählt, alter Mann.“ Dann lachte er laut auf, wie über einen besonders überraschenden Witz, und warf den Kopf nach hinten.
Liekk-Baoth hätte ihm am liebsten die Kehle aufgeschlitzt - doch in diesem Moment trat auch der Erzdämon in den Raum. Der alte Gestaltwandler wirbelte herum und fiel auf die Knie.
„ Ich grüße Euch, mein Meister!“, rief er unterwürfig.
Der Erzdämon nickte gönnerhaft und deutete dann auf den jungen Mann neben Liekk-Baoth.
„ Wir haben das letzte Ritual durchgeführt“, donnerte der riesige Dämon, wie üblich ein bisschen zu laut. „Erweise auch ihm deine Gunst, Liekk!“
Liekk-Baoth kam sich vor, als hätte ihn jemand mit einer Peitsche geschlagen. Die Wut brodelte erneut auf, doch er beherrschte sich. Ohne aufzublicken drehte er sich ein wenig, so dass sein gebeugtes Haupt gerade so in Richtung des Menschenbastards
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