Keeva McCullen 7 - Bluthunger (German Edition)
zwei ...“
Sie unterbrach sich, wurde blass und schluckte. Auch Robert Paddock wirkte auf einmal höchst alarmiert. Jetzt war es an Theobald Truax, verständnislos von einem zum anderen zu blicken.
„ Was meint ihr damit?“, fragte er vorsichtig. „Dass es in eurer Familie schon zwei magische Steine gibt?“
Robert Paddock atmete hörbar aus.
„ Keeva hat recht“, sagte der alte Mann. „Und ich ärgere mich über mich selbst, dass ich nicht schon früher daran gedacht habe.“
„ Woran gedacht?“, fragte der alte Dämon beunruhigt.
„ Mein Bruder und ich haben zu unserer Geburt jeweils eine Kette mit einem magischen Anhänger bekommen“, sagte Keeva mit tonloser Stimme. „Sie sollten uns Glück bringen und vor Bösem schützen.“
Tränen traten ihr in die Augen und sie umfasste eines der beiden Amulette um ihren Hals mit den Fingern.
„ Ich trage seit dem Tod meiner Mutter nur noch deren Amulett, die andere Kette liegt in meiner Schmuckschatulle zuhause - aber zu dem Zeitpunkt, als meine Mutter starb … und als mein Bruder in die Höllenwelt entführt wurde ...“ - ihre Stimme wurde so leise, dass man sie kaum noch verstehen konnte - „... da haben sowohl Gabriel als auch ich unsere Glücksbringer ständig um den Hals getragen ...“
Theobald pfiff leise durch die Zähne.
„ Das war also der Auslöser für den Plan des Londoner Erzdämons“, begann er zu begreifen. „Mit der Entführung des Jungens gelangte er durch Zufall in den Besitz des ersten Teils des Dämonenauges. Und sobald ihm klargeworden war, was er da in den Händen hielt, hat er wahrscheinlich angefangen, Pläne zu schmieden. Seit nunmehr zehn Jahren bereitet er sich darauf vor, auch die übrigen Teile in seine Finger zu bekommen.“ Er grinste. „Er wird ziemlich sauer sein, wenn wir ihm diese Pläne vermasseln ...“
*
Emma Wickham, die Haushälterin und gute Seele der Familie McCullen, öffnete leise die Tür zum Wohnzimmer und sah hindurch. Keevas Vater Liam lag auf der Couch und schlief.
Emma musste lächeln. Immerhin war er nicht in das leere Zimmer seines Sohnes zurückgekehrt, um sich mit Selbstvorwürfen zu martern. Robert Paddock hatte Emma vorhin darüber aufgeklärt, welche Geschichte hinter Liams Verhalten steckte - und auch, was für ein Geheimnis Keeva und ihr Großvater in all den Jahren mit sich herumgetragen hatten. Nun, dass der alte Mann und das junge Mädchen heimlich Übungen zur Dämonenjägerei durchgeführt hatten, war Emma natürlich nicht verborgen geblieben. Aber sie hatte es vorgezogen, so zu tun, als bemerke sie es nicht und sich vorhin um ein angemessen überraschtes Gesicht bemüht. Aber dass der Junge, Gabriel, noch am Leben sein sollte …
Emma seufzte und trat in den Raum. Sie war ein praktisch denkender Mensch. Und dass Keevas Bruder, der schließlich mittlerweile über die Hälfte seines Lebens in der Hölle verbracht hatte, nun auf deren Seite stehen sollte, erstaunte sie nicht wirklich. Es erschien ihr nur logisch - auch wenn der Schmerz, den diese Erkenntnis bei Gabriels Familie ausgelöst hatte, nachvollziehbar war.
Sie räumte leise, um Liam nicht zu wecken, das benutzte Teegeschirr auf ein Tablett. Sie konnte sich noch gut an den kleinen Gabriel erinnern. Hauptsächlich deswegen, weil er immer etwas zu ungestüm gewesen ist. Es war viel zu Bruch gegangen, wenn er durch das Haus getobt ist, und nie hatte er gewusst, wann es genug war. Auf mahnende Worte ihrerseits hatte er mit kindlichem, teilweise sehr verletzendem Spott reagiert. Nur wenn sein Vater, den er geradezu vergöttert hatte, in der Nähe war, hatte er sich damit zurückgehalten.
Emma war immer der Meinung gewesen, dass Liam und seine Frau Rachel die Zwillinge zu sehr verwöhnt hatten. Keeva hatte sich trotzdem zu einer wundervollen Erwachsenen entwickelt, aber das Mädchen hatte sich auch damals schon als die deutlich Vernünftigere erwiesen. Sie hatte die Freiheiten, die ihre Eltern ihr gewährten, niemals ausgenutzt. Gabriel hingegen …
Die alte Frau nahm eine gefaltete Decke von einem der Sessel, schüttelte sie auf und deckte sie fürsorglich über den schlafenden Liam. Dann nahm sie das Tablett mit dem Geschirr in die Hand und verließ leise den Raum.
Sie würde es niemals zugeben, falls man sie danach fragte - aber damals hatte sie tatsächlich so etwas wie Erleichterung darüber verspürt, dass Keeva das Kind gewesen ist, das den Kampf überlebt hatte. Und nicht dieser ungezogene Fratz
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