Keeva McCullen 7 - Bluthunger (German Edition)
zusammen. Er hatte den Jungen nicht kommen hören. Wie, verdammt nochmal, konnte sich ein Mensch nur so leise bewegen?
Die Begeisterung in der Stimme des jungen Mannes ließ Liekk-Baoth jedoch aufhorchen. Misstrauisch warf er einen unauffälligen Blick auf Gabriels Gesicht. Dieser konzentrierte sich noch immer auf das Gebäude vor ihnen, und die für ihn typische Arroganz beherrschte auch jetzt seinen Ausdruck - aber der alte Gestaltwandler glaubte, auch etwas anderes wahrzunehmen. Eine Art … Wehmut? War der neue Liebling des Erzdämons am Ende doch nicht so höllentreu, wie er es immer vorgab, sondern sehnte sich ein Teil von ihm in seine alte Welt zurück?
„ Wie willst du weiter vorgehen?“, fragte Liekk-Baoth, und beobachtete den jungen Mann dabei genau.
Gabriel wandte sich ihm zu. Der Anflug von Weichheit in seinen Augen wich der gewohnten Gefühlskälte.
„ Früher gab es ein Versteck für einen Schlüssel“, flüsterte er. „Ich werde es zuerst dort versuchen.“
„ Und wenn sich dort kein Schlüssel mehr befindet?“, warf Liekk-Baoth ein.
Gabriel grinste sein schleimiges Grinsen.
„ Dann, mein Lieber, werde ich einfach an der Haustür klingeln“, sagte er. „Ich bin überzeugt davon, dass mein Vater sicherlich hellauf begeistert sein wird, sein geliebtes Söhnchen wieder wohlbehalten vor sich zu sehen ...“
*
„ Wenn ich das also einmal kurz zusammenfassen darf“, sagte Robert Paddock mit rauer Stimme, räusperte sich kurz und atmete tief ein, ehe er weitersprach: „Vor über zehn Jahren hat der Erzdämon meinen Enkelsohn entführt. Was damals nur als Druckmittel gegen meine Familie, speziell gegen meinen Schwiegersohn Liam gedacht war, entpuppte sich durch Zufall als Beginn eines anderen, noch weitaus teuflischeren Plans. Als der Erzdämon nämlich entdeckte, dass Gabriel ein Bruchstück des lange verschollen geglaubten Dämonenauges um seinen Hals trug, galt sein weiteres Handeln und Denken dem Sammeln der übrigen Bruchstücke.“
Er unterbrach sich und dachte einen Moment lang nach.
„ Warum aber hat er sich damit so lange Zeit gelassen?“, fragte er dann die anderen.
Theobald Truax zuckte mit den Schultern.
„ Aus verschiedenen Gründen, denke ich“, antwortete der alte Dämon. „Zum einen hat dein Schwiegersohn während des Kampfes damals ja das letzte noch existierende Portal des Erzdämons zerstört. Es wird eine ganze Weile gedauert haben, ehe er wieder so viel Kraft sammeln konnte, um ein neues zu errichten. Eines, das stabil genug war für mehrere Durchtritte. Aber vor allem musste er Nachforschungen anstellen, wo die noch fehlenden zwei Teile versteckt waren. Ich denke, alleine das hat viele Jahre gedauert. Er hat dafür sicherlich einige seiner Diener verschlissen.“
„ Aber wie konnte er wissen, nach welchen Teilen er überhaupt suchen muss? Ich meine, woher konnte er wissen, dass ich auch so eine Kette besitze - und aus welcher Gegend mein Steinstück stammt?“, warf Keeva ein.
Der alte Dämon und Robert Paddock wechselten einen schnellen Blick. Schließlich antwortete Keevas Großvater mit unbehaglichem Gesichtsausdruck.
„ Ich vermute“, meinte er, „dass er einfach Gabriel danach gefragt hat. Ihr Kinder kanntet ja die Geschichte eurer beiden Glücksbringer.“
Keeva schüttelte heftig den Kopf.
„ Aber Gabriel würde doch niemals diesem teuflischen Monster irgendein Geheimnis über unsere Familie verraten, oder? Lieber würde er sterben!“, rief sie aus, und sah die anderen Anwesenden herausfordernd an. Als sie keine Antwort erhielt, kniff sie die Augen zusammen. „Was ist los?“, fragte sie. „Was verheimlicht ihr vor mir?“
Shane rutschte näher neben sie und legte seinen Arm um ihre Schultern. Sie ließ es zu, sah aber weiter mit bangem Blick auf die beiden alten Männer ihr gegenüber.
„ Jetzt sagt es schon, los!“, forderte sie sie auf.
Robert Paddock hob betrübt die Augenbrauen.
„ Es sieht so aus, als hätte Gabriel irgendwann die Seiten gewechselt“, sagte er ruhig. „Du musst das verstehen. Er war damals schließlich noch ein Kind.“
Keevas Blick wurde abwehrend und sie schwieg einige Sekunden.
„ Ich kenne dich gut genug um zu wissen, dass du solch eine schlimme Behauptung nicht ohne Grund äußern würdest“, sagte sie schließlich, dann verstummte sie erneut. Ihr Blick wanderte zu Shane. „Du wusstest das, nicht wahr?“ fragte sie ihn und rückte dabei ein wenig von ihm weg.
Der junge Mann
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