Keeva McCullen 7 - Bluthunger (German Edition)
Überlegenheit zu lächeln ...
Irgendwann wische ich ihm dieses Grinsen von seinen schleimigen Lippen, dachte Liekk wütend, während sie jetzt leise, um die Bewohner nicht zu wecken, ins oberste Stockwerk schlichen. Dort lag das Zimmer von Gabriels Schwester, hatte dieser behauptet. Zumindest war es damals, als er in die Hölle kam, so gewesen - und als Liekk-Baoth an den Schlüssel zur Hintertür dachte, war er überzeugt davon, dass sich auch daran bis heute nichts geändert hatte.
Sie gelangten ohne Zwischenfälle ins oberste Stockwerk. Etwas zu einfach für Liekks Geschmack, doch im Haus blieb alles still und dunkel, niemand schien ihr Eindringen bemerkt zu haben. Vor dem Zimmer seiner Schwester zögerte der Wechselbalg, lauschte einen Moment am Türblatt, drückte anschließend die Türklinke geräuschlos nach unten und stieß die Tür mit einem schwungvollen Ruck auf. Ein verärgerter Ausdruck erschien auf Gabriels aristokratischen Gesicht, nachdem er das Zimmer überblickt hatte.
„ Leer“, murmelte er enttäuscht und trat in den Raum.
Liekk-Baoth warf einen aufmerksamen Blick hinunter in das dunkle Treppenhaus. Er hatte gerade geglaubt, ein leises Geräusch gehört zu haben - aber er hatte sich offensichtlich getäuscht, denn alles blieb still. Der alte Gestaltwandler zuckte mit den Schultern, folgte dem jungen Halbdämon in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
In dem Raum war es stockfinster - und jetzt wurde auch besonders deutlich, wie weit die dämonische Verwandlung bei dem ehemaligen Menschensohn schon fortgeschritten war. Wo die Augen eines normalen Menschen versagt hätten, begannen Gabriels Pupillen nun in einem rötlichen Orange zu glühen, und er schien nicht die geringsten Probleme zu haben, sich in dieser Dunkelheit zu orientieren.
„ Schade, dass der Vogel ausgeflogen ist“, schnarrte er, während er leicht geduckt durch das Zimmer huschte und alles einer oberflächlichen ersten Durchsuchung unterzog. „Ich hätte mich sehr gefreut, mein Schwesterchen wiederzusehen und ein wenig mit ihr zu … plaudern. Aber wir sind wegen der Kette da. Unseren Informanten zufolge hat Keeva sie in den letzten Jahren nicht getragen. Also muss sie sich irgendwo hier im Zimmer befinden.“
Liekk-Baoth überlegte gerade, ob er dem jungen Mann bei seiner Suche helfen sollte, als erneut ein leises Geräusch hinter ihm erklang. Hatte er sich also draußen im Treppenhaus doch nicht getäuscht, jemand war auf sie aufmerksam geworden! Er duckte sich und schnellte herum, während im gleichen Augenblick die Tür nach innen aufschwang - und Liekk-Baoth in die ungläubig geweiteten Augen eines Mannes mittleren Alters sah.
Das muss Liam McCullen sein, konnte der Gestaltwandler gerade noch denken, ehe sein Gegenüber den Schreck überwand - und blitzschnell reagierte …
*
Nachdem Liam im Dunkeln die Treppe hinauf geschlichen und kurz an der Tür zu Keevas Zimmer gelauscht hatte, war er sich sicher, dass tatsächlich jemand dort drinnen war. Und zwar jemand, der nicht menschlich war … jedenfalls nicht ganz.
Er fühlte noch immer diese etwas schwächere dämonische Präsenz, die so gut auf Shane passen würde. Und eine ungleich mächtigere Dämonenaura, die eigentlich nur von dessen Großvater, dem abtrünnigen Dämon, ausgehen konnte. Doch langsam kamen Liam Zweifel an seiner Annahme. Er glaubte nicht, dass sowohl Keeva als auch sein Schwiegervater sich so sehr in dem Dämon und seinem Enkel getäuscht haben sollten. Keeva möglicherweise schon - aber niemals Robert.
Aber wer hatte dann jetzt in Keevas Zimmer etwas zu suchen? Mitten in der Nacht und so leise, wie sich normalerweise nur Diebe bewegen?
Nun, er würde es gleich herausfinden ...
Er griff an die Türklinke, riss sie auf - und befand sich Auge in Auge mit einem zwar etwas unangenehm riechenden, aber ansonsten extrem harmlos wirkenden älteren Mann. Liam war kurzzeitig verwirrt. Noch eine dritte Person …?
Er konzentrierte sich auf die dämonische Aura und durchschaute die Täuschung. Vor ihm stand kein älterer Herr, sondern ein mächtiger Dämon in Menschengestalt. Und ohne genau sagen zu können, warum, war Liam sich jetzt vollkommen sicher, dass es sich dabei nicht um Shanes Großvater, sondern irgendeinem anderen Dämon handeln musste. Wut stieg in ihm hoch. Wie konnte dieses Monster es wagen, in sein Haus einzudringen?
Mit einem zornigen Schrei warf sich Liam auf den Dämon. Jetzt bereute er seine Entscheidung,
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