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Kehraus fuer eine Leiche

Kehraus fuer eine Leiche

Titel: Kehraus fuer eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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das Gekritzel quasi in die Augen sprang und ich sofort eine Idee hatte. Möglicherweise habe ich mich der Verschleppung der Ermittlungen schuldig gemacht – ich konnte und wollte das Naheliegende einfach nicht glauben.«
    Marcel holt tief Luft.
    »Und was ist das Naheliegende?«, frage ich, jetzt sehr beunruhigt.
    »Deine Plaquennummer«, antwortet er leise. »Die hat er aufgeschrieben. Jetzt verrate mir bitte, Katja, wann hast du Steffen Meier deinen Wagen verliehen?«
    Zu verdattert, um zu antworten, bleibe ich mit weit geöffnetem Mund wie angewurzelt stehen. Ich kann nur eins denken: wie verlogen dieser Polizist ist. Ist eine ganz miese Nummer. Kommt hierher, heuchelt Besorgnis wegen meiner verbrannten Hand, scherzt mit allen herum, tut so, als habe der tote Bauarbeiter nichts mit uns zu tun, schwadroniert von Essiggürkchen und von Ermittlungen, über die er nichts sagen darf, und lauert nur darauf, dass ich mich irgendwie verrate.
    Ohne es zu ahnen, stand ich den ganzen Tag über unter polizeilicher Beobachtung. Ein perfider Missbrauch von Freundschaft. Warum hat dieser Mann seine Karten nicht schon heute Mittag auf den Tisch gelegt und mit einer einzigen Frage die Sache aus der Welt geschafft? Er hat sich wohl schon am Morgen die Erlaubnis von deutscher Seite erteilen lassen, hier zu ermitteln.
    Er tippt mich leicht an, als wolle er überprüfen, ob ich zur Salzsäule erstarrt bin. Oder einen katatonischen Schock erlitten habe.
    Wieder seufzt er.
    »Ich probier ja nur, es dir so leicht wie möglich zu machen, Katja. Aber wenn du nicht sprechen willst, wird dich eben Erwin Hannen befragen.«
    »Ich weiß nicht mal, wer Steffen Meier ist«, flüstere ich. »Und warum der mein Kennzeichen notiert hat. Was der überhaupt mit meinem Auto zu tun hat.«
    »Das wollen wir auch herausfinden. Deshalb wird es gerade abgeschleppt.«
    »Was?«, rufe ich und stürze zur Tür. »Von wem?«
    »Von uns, der FKP, der Föderalen Kriminalpolizei in Eupen.«
    Ich funkele ihn an.
    »Ihr Belgier könnt nicht einfach auf deutschem Gebiet Autos abschleppen …«
    »Natürlich nicht«, erwidert er seelenruhig. »Dafür sind die Euskirchener Kollegen ja hier. Sie haben ihre Erlaubnis gegeben, weil es unser Fall ist. Tut mir leid.«
    Wie blöd von mir zu denken, Marcel habe für mein Restaurant bei der Euskirchener Polizei geworben!
    Ich würdige ihn keines Blickes mehr, renne durch den Gastraum und rempele Hein an, der an der Tür mit Erwin Hannen diskutiert und wild gestikuliert.
    »Wieso wird dein Wagen abgeschleppt?«, fragt Hein aufgeregt und deutet auf den Tieflader, der soeben mein Automobil immobil macht. »Auf bundesdeutschem Gebiet? Das dürfen die Belgier nicht!«
    Hinter mir ertönt eine andere verwunderte Stimme: »Was ist das denn? Ich wusste gar nicht, dass man hier falsch parken kann!«
    »Keine Sorge, Sie sind doch bestimmt zu Fuß hier«, schnauze ich Herrn Pee an, wiewohl ich genau weiß, dass der Eifeler grundsätzlich nicht zu Fuß geht.
    Ich lasse die Männer stehen, marschiere in die Küche und entreiße Gudrun einen Teller mit Rührei und Speck.
    »Moment!«, ruft sie, »den kannst du nicht einfach wegholen. Der ist bestellt!«
    Plötzlich werden ihre Augen riesengroß. Mit zitternden Fingern nimmt sie mir den Teller ab und flüstert heiser: »Mein Gott, Katja, das kann doch nicht wahr sein; was ist denn das …«
    Ich folge ihrem Blick. Mein Herzschlag setzt einen Augenblick aus.
    »Ein Krokodil«, quetsche ich hervor. »Was sonst?«

4_SPUREN
     
     
    Ein Irrtum ist ausgeschlossen; die bräunlichroten Konturen sind scharf gezeichnet. Aus dem weit aufgerissenen Maul des Krokodils ragt sogar ein einziger Zahn empor. Wie ist diese etwa drei Zentimeter große Echse auf meinen Handrücken geraten? Den ich mir am Morgen zwar verbrannt habe, der aber bis soeben noch von beinahe makelloser Haut bedeckt war?
    Gudrun nimmt meine Hand in ihre und streicht ehrfurchtsvoll über die Markierung.
    »Ganz klar, ein Zeichen«, flüstert sie. »Was es wohl bedeutet?«
    Hokuspokus kann ich jetzt gar nicht vertragen. Ich verdränge alle Gedanken über die seltsame Wundheilung. Über ein einzahniges Krokodil, das mit unerklärlicher Verspätung den Tiefen des heißen Kaffeesatzes entstiegen ist.
    »Dass ich mir die Hand verbrüht habe«, ersticke ich Gudruns Deutungsversuche schon im Keim.
    Das Reptil juckt. Ich atme tief durch. Ein ganz normales Brandmal, das auf ganz normale Weise verschwunden sein wird, wenn sich die Haut

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