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Kehraus fuer eine Leiche

Kehraus fuer eine Leiche

Titel: Kehraus fuer eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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ist. Als einstige Journalistin und ziemlich dicke Frau ist für mich das Recht aufs eigene Bild ein Naturgesetz. Deswegen hängen in meinem Restaurant auch nur Bilder von verschneiten Feldern, Herbstwäldern, Frühlingswiesen und sonnengebräunten Weiden mit Eifeler Gestrüpp.
    Sie habe auf allen Wegen versucht, David ausfindig zu machen, sagt sie. Über die Air Base Spangdahlem, der die Radarstation unterstand, auch über die Homepage der Prüm Air Station, wo sich ehemalige Soldaten der Schneifelstation virtuell tummelten, aber niemand habe ihr auch nur das Geringste über einen David Kirk sagen können.
    »Also muss er dort undercover gearbeitet haben«, schließt sie flüsternd.
    »Kuh«, sage ich automatisch und setze eilig hinzu: » Qu irk. Nicht Kirk.« Bevor sie sich von ihrer Überraschung erholen kann, frage ich, wie sie ihn denn jetzt ausfindig gemacht habe.
    »Das war ich«, meldet sich Daniel stolz. »Ich habe meiner Mutter immer gesagt, dass ich meinen Dad finden werde, wenn ich alt genug dafür bin. Und jetzt habe ich ihn gefunden.«
    »Wie?«, will ich wissen.
    Er wird rot.
    »Über eine Klassenkameradin«, antwortet seine Mutter für ihn und nickt nach Nordosten. »Die von dem Gnadenhof da drüben.«
    »Ich habe da zwei Patenhunde«, sagt Daniel eilig. »Und als ich die gestern besuchte, hat die Pia mir erzählt, dass hier ein Amerikaner arbeitet, der David heißt und wie der Vater meines Vaters aussieht.« Er ist immer noch rot. »Weil doch das Foto schon so alt und er darauf so jung ist«, setzt er entschuldigend hinzu.
    Ich bin erstaunt. Dabei verblüfft mich die Verbindung des jungen Hundefutter-Advokaten zum Gnadenhof wenig. Wer sensibel genug ist, die Harmlosigkeit meines Hundes zu erkennen, kann auch einen Blick für verborgene Schönheit entwickeln und dieser huldigen. Aber die Anspielung, dass Pia irgendetwas – und noch dazu solche Details – in meinem Restaurant beobachtet haben soll, haut mich um. Ich hätte geschworen, dass die beiden Pee-Mädchen bei der Eröffnung der Einkehr den Blick nicht ein einziges Mal von der Tischplatte gehoben haben.
    »Jetzt sind Sie dran«, fordert mich Regine Seifenbach auf.
    »Das hat auch mit dem Gnadenhof zu tun«, fange ich an, weil der mich im Moment mehr beschäftigt als David. »Bevor er einer war …«
    Da ich keine Lust habe, die ganze Geschichte von unserer monatelangen Fahndung nach David zu erzählen, sage ich forsch: »Sie wissen sicher, dass Davids Vorfahren von der Kehr stammen.«
    Regine Seifenbachs erschreckten Augen nach ist diese Information für sie neu, aber sie stellt keine Frage. Wahrscheinlich gönnt sie mir die Genugtuung nicht, mehr über Davids Vergangenheit zu wissen als sie selbst. Ich erlaube mir eine unzulässige Verkürzung der ganzen furchtbaren Geschichte: »Davids Familie gehörte der Hof. Er hat ihn geerbt und an Herrn Prönsfeldt verpachtet.«
    »Warum hat er ihn nicht behalten?«, fragt Daniel. Sehnsucht schwingt in seiner Stimme mit. Ich ahne, um was er sich betrogen fühlt. Was ihn bewegt. Etwas anderes als das hinter der Stirn seiner Mutter. Die fühlt sich von David betrogen. Ist ja auch erschreckend, wenn 007 aus den USA binnen Sekunden zu 08/15 aus der Eifel mutiert.
    »War ihm zu viel Arbeit. Außerdem will er irgendwann nach Texas zurückkehren.«
    »Was macht er dann noch hier?«, fragt Daniel, als sei es unsinnig, sich hoflos in der Eifel aufzuhalten.
    »So etwas wie Urlaub. Außerdem macht er sich hier nützlich«, erwidere ich ausweichend und reiche ihm den Teller. »Probier mal seine Brownies!«
    »Wo ist er zusammengeschlagen worden?«, fragt Regine Seifenbach.
    »Auf dem Gericht.«
    »Was?«
    »So heißt der Platz, wo diese hässliche Baracke steht, nicht weit vom Gnadenhof.«
    »Wann?«
    »Gestern.«
    Gestern. Das Wort ist gerade erst gefallen. Ich hole tief Luft. Es wäre nicht das erste Familiendrama, das ich auf der Kehr erleben würde. Zudem sind Geschichte und Mythologie voller Söhne, die ihren Vätern mit Gewalt begegnen. Vor allem, wenn Letztere wegen anderweitiger Verpflichtungen längere Zeit aushäusig gewesen sind. Ich greife Linus am Halsband und ziehe seinen Kopf von Daniels Schoß.
    »Wann warst du gestern auf dem Gnadenhof?«, frage ich den Jungen scharf.

8_SORGEN
     
     
    »Nach der Schule«, stottert Daniel. »Pias Vater hat mich mitgenommen. Warum ist das wichtig?«
    »Weil die Frau denkt, dass du es warst«, sagt Regine Seifenbach mit mühsam unterdrückter Verachtung. »Dass du

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