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Kehraus fuer eine Leiche

Kehraus fuer eine Leiche

Titel: Kehraus fuer eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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direkt und offenbar verärgert ins Gesicht und scheint etwas Heftiges zu antworten. Hein macht eine wegwerfende Handbewegung. Es sieht so aus, als ob er ihr eine Standpauke halte. Hoffentlich nicht; mit Gardinenpredigten dürfte das Mädchen überversorgt sein. Patti schüttelt den Kopf. Ich fürchte um meine Eier; das Tablett in ihren Händen zittert bedenklich.
    »Was will er nur von ihr?«, murmelt mir Marcel ins Ohr. Ich schrecke kurz zusammen, habe ihn nicht heranschleichen hören. Vielleicht sollte ich mir nach der Lesebrille jetzt auch noch ein Hörgerät zulegen.
    Patti will an Hein vorbeigehen. Er versperrt ihr den Weg, hebt die linke Hand mit erhobenem Zeigefinger, zieht mit der anderen so etwas wie ein Stück Pappe aus der Gesäßtasche und hält es ihr hin.
    Patti versteinert. Dann bricht sie in Tränen aus, knallt das Tablett so auf den Gartentisch, dass die Eier wackeln, und rennt davon.
    »Raus!«, fordert mich Marcel flüsternd auf.
    Wir passen Hein auf den Stufen der Einkehr ab.
    »Was war das denn?«, frage ich ihn.
    »Was?«, fragt er unschuldig zurück.
    »Na das, was du gerade wieder in deine Hosentasche gesteckt hast. Womit hast du das Mädchen denn so erschreckt, du Unhold?«
    Hein schluckt und sieht uns ernst an.
    »Darüber wollte ich gleich mit euch sprechen«, sagt er, geht die beiden Stufen rückwärts runter und stellt das Eiertablett vorsichtiger auf den Tisch als Patti soeben. »Aber erst wollte ich sehen, wie sie darauf reagiert.«
    »Auf was?«, fragt Marcel scharf.
    »Auf dieses Foto«, erwidert Hein und holt das Papier wieder hervor. Er hält es aber zunächst so, dass wir nur die Rückseite sehen können.
    »Ihr wisst doch, dass ich mich in Köln ganz gut auskenne«, sagt er langsam.
    Migränestäbchen, denke ich und sage scharf: »Offenbar auch in gewissen Kreisen.«
    »Blieb mir in meinem alten Job nicht ganz erspart«, antwortet der Ex-Eventmanager leichthin. »Jedenfalls habe ich ein bisschen recherchiert. Irgendwie fühlte ich mich dazu verpflichtet, weil du ja diesen Mann auf dem Poster bei uns erkannt hast, Marcel. Und weil ich das Messer, mit dem er umgebracht wurde, auf Katjas Fenstersims gelegt habe. Und weil dieser Gnadenhof …«
    »Steffen Meier«, unterbreche ich. Er soll nicht in seinen Gedankengängen herumpopeln, sondern uns sagen, was er herausgefunden hat.
    »Genau. Darum geht es ja. Ich habe mir mal die Website dieser Modelagentur angesehen. Schaut selbst, was ich da heute früh entdeckt habe.«
    Mit beiden Händen hält er sich ein kleines Foto vors Gesicht und schaut uns darüber aus glänzenden Augen an.
    »Das hätte nicht jeder gebracht«, bemerkt er stolz. »Ihr müsst schon zugeben, dass man einen so scharfen Blick wie ich fürs Detail braucht, um sie darauf zu erkennen.«
    Dafür verdient er tatsächlich Anerkennung. Dieses Bild wäre an mir vorbeigegangen. Obwohl ich mir auf meine Beobachtungsgabe auch etwas zugutehalte. Aber genau die wäre mir hier im Weg gestanden: Ich hätte das Mädchen nicht als Lolita in schwarzen Spitzendessous gecastet, sondern als Madonnenmodel. Vor der gestrigen Verbalattacke gegen Daniel.
    »Wer ist das?«, fragt Marcel.
    »Pia«, antworte ich, das einzahnige Krokodil heftig reibend. »Pia Prönsfeldt …«
    »… die als Désirée van Buyten für dieselbe Agentur wie Steffen Meier modelt«, sagt Hein triumphierend.
    »Der gnadenlose Gnadenhof«, flüstert Marcel. »Da haben wir die Verbindung! Nichts wie hin.«

13_EINSICHTEN
Sonntagmorgen
    Ich bestehe darauf, erst zu frühstücken. Außerdem müssen wir uns über eine Strategie einig werden. Wir können nicht einfach bei den Pees reinplatzen, das Foto auf den Eichentisch des Hauses knallen und Aufklärung verlangen.
    »Wer weiß, was der Alte dem Mädchen antut, wenn ihr wieder weg seid«, äußert Hein das gleiche Bedenken, das mich auch quält. »Deshalb habe ich das Foto ja nur der Schwester gezeigt. Für zu sehen, ob die was davon weiß. Sie selbst habe ich in der Kartei nämlich nicht gefunden.«
    »Und?«, fragt Marcel.
    »Sie war geschockt. Sie hatte keine Ahnung. Aber sie hat ihre Schwester voll erkannt. Und den Namen Steffen Meier schien sie auch nicht zum ersten Mal gehört zu haben.«
    »Rührei mit Speck?«, fragt Gudrun und stellt mir einen Teller hin. Ich verfeinere den elenden Renner des Hauses mit einem Löffel der einzig wahren Orangenmarmelade, nämlich Koo aus Südafrika, und lege diese Komposition auf eine Scheibe frisch geröstetes Dinkelbrot. Meine

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