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Kehraus fuer eine Leiche

Kehraus fuer eine Leiche

Titel: Kehraus fuer eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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bekommen, was Sie wollten?«
    »Mehr als das«, antworte ich ehrlich.
    »Beehren Sie uns bald mal wieder!«
    Ich kann erst richtig durchatmen, als wir auf der Straße stehen. Reden kann ich noch nicht. Marcel scheint es ähnlich zu gehen. Schweigend wandern wir zu meinem Auto, auf dessen Windschutzscheibe natürlich ein Knöllchen klebt. Ich reiche es Marcel.
    »Kannst es ja über Heerlen abrechnen«, sage ich, überrascht, meine Stimme wiedergefunden zu haben.
    Von der ich aber erst einmal keinen weiteren Gebrauch mache. Einsilbig führt mich Marcel durch das Baustellenchaos der Stadt Köln. Ich versuche, mich ganz aufs Fahren zu konzentrieren, kann aber den entsetzlichen Film, der in meinem Kopf abläuft, ebenso wenig stoppen wie mein Auto, das bei einer Baustellenampel vor dem Kölner Dom einfach bei Rot durchrauscht. Reifenquietschen, Hupen. Geht gerade noch mal gut. Der Polizist neben mir sagt nichts. Ursprünglich hatte ich vorgehabt, nach unseren Ortsterminen noch ein wenig zu shoppen. Die Lust dazu ist mir gründlich vergangen.
    Als wir über die Aachener Straße Richtung A 1 fahren, spricht Marcel meine Gedanken laut aus: »Die Eltern müssen das doch gewusst haben!«
    »Vielleicht stecken die sogar dahinter«, flüstere ich. »Als die Kinder vor acht Jahren im Puff aufgegriffen wurden, sah der Vater eine neue Einkommensquelle aufsprudeln. Hat sich gedacht, wenn sie so etwas schon freiwillig machen, kann er ja mit dran verdienen.«
    »Oder er hat selber damit angefangen«, überlegt Marcel. »Vielleicht sind die Mädchen damals überhaupt nicht ausgerissen, sondern er hat sie gezielt an Kinderschänder im Puff verkauft. Und sie als vermisst gemeldet, weil ihm das jemand von der Razzia gesteckt hat. Der Mann hat sich nach allen Seiten hin abgesichert.«
    Die Frage, was zuerst da war, die Henne oder das Ei, stelle ich nicht laut. Das wäre geschmacklos. Zumal ich durch ein Huhn in die ganze Geschichte hineingezogen worden bin.

17_ALLEINGÄNGE
Montagmittag
    Auf meinen Vorschlag, die Pees auf dem Gnadenhof augenblicklich mit unseren Erkenntnissen zu konfrontieren und weiter nachzuhaken, bricht Marcel in bitteres Gelächter aus.
    »Damit würden wir noch ein Limit überschreiten«, sagt er. »Ich bin nur Polizeiinspektor und du bist zu gar nichts befugt. Ich werde der Einsatzleitung weitergeben, was wir herausgefunden haben, und kann nur hoffen, dass man meine Methoden nicht hinterfragt.«
    Das letzte Telefongespräch, das er auf der B 51 kurz hinter der Ausfahrt Baasem führt, hebt seine Stimmung sichtlich.
    »Es lebe die Polizeizone Eifel«, sagt er. »Die ganze Familie Prönsfeldt ist für eine erneute Vernehmung nach Prüm beordert worden. Sie werden gleich abgeholt. Und ich soll dabei sein.«
    »Wann?«, frage ich neidisch und schalte den rechten Blinker ein. Gleich hinter der Kurve müssen wir die Bundesstraße verlassen.
    »Fahr geradeaus«, beantwortet er meine Frage, »nächste Ausfahrt. Du hast doch nichts dagegen, mich bei der Polizei in Prüm abzusetzen?«
    Eigentlich schon. Ich würde zu gern selbst hören, was Eltern und Töchter zu Protokoll geben. Möchte dabei sein, wenn Herr Pee wegen Mordes und Kindesmissbrauchs in Handschellen abgeführt wird.
    »Ich komme mit«, erkläre ich. »Nach allem, was ich herausgefunden habe, muss mich die Polizei schließlich auch vernehmen!«
    Marcels Antwort wirft unsere neue vertrauensvolle Beziehung um Lichtjahre zurück: »Hat sie doch lange schon getan«, sagt er. »Alles, was du weißt, weiß ich auch.«
    Klar, er ist die Polizei. Wie konnte ich das nur vergessen! Mich so vergessen!
    Ich gebe Gas. Achte nicht auf Marcels laute Warnung, mich an die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten. Die B 51 ist hier extrem unfallträchtig. Ich kenne die Strecke gut genug, um kurz vor der nächsten unübersichtlichen Einfahrt das Tempo zu drosseln. Gerade noch rechtzeitig, um dem auf die Bundesstraße zuckelnden Traktor auszuweichen.
    Marcel atmet geräuschvoll aus. Gleich wird der Mann, mit dem ich soeben noch im Puff ein Bett geteilt habe, wieder in die Welt der offiziellen Ermittlungen eintauchen. Mich ausschließen und vermutlich erst sehr viel später über die neuesten Erkenntnisse informieren. Das wurmt. Und bringt mich auf einen Gedanken.
    Ich kann meinen Plan nicht sofort in die Tat umsetzen, da Gudrun und Regine zeitgleich mit mir an der Einkehr eintreffen. Angesichts Gudruns strahlender Miene brauche ich die Frage nach Davids Befinden nicht zu stellen, tue es

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