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Kehraus fuer eine Leiche

Kehraus fuer eine Leiche

Titel: Kehraus fuer eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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sei dank meines Hundes heute Morgen darin entdeckt worden. Als könne ein solches Glück abfärben, will jeder Linus streicheln. Marcel und Daniel sehen ausnahmsweise großzügig über die nicht artgerechten Häppchen hinweg, mit denen die Gäste den gefräßigen Hund belobigen. Der wieder eine Nacht bei Daniel in Prüm verbringen darf. Darauf hat Marcel bestanden.
    Obwohl es noch sehr früh am Abend ist, sind alle Tische besetzt. Nicht nur deshalb kommentiere ich Regines Auftritt als Servierhilfe nicht. Ihr Sohn hat mir schließlich das Leben gerettet. Da darf sie bei mir natürlich jederzeit gern Gläser und Teller abräumen. Über das Honorar sprechen wir später.
    Während ich darauf warte, dass sich Marcel zu mir setzt, schnappe ich Gesprächsfetzen auf. Natürlich sind außer meinem diffusen Abenteuer die beiden so kurz hintereinander verübten Morde Thema des Tages. Der Trierische Volksfreund und Das Grenz-Echo hatten heute jeweils eine ganze Seite der Sorge gewidmet, ob die Eifeler nun neben Angriffen von Wildschweinen und Bussarden auch die von Kölner Gangstern in ihren Wäldern befürchten müssten. Die Kölnische Rundschau und Der Kölner Stadt-Anzeiger beschäftigten sich in ihrem Eifeler Lokalteil hingegen mit der Frage, ob Ausflüge in das benachbarte Mittelgebirge für Bewohner der Domstadt generell lebensgefährlich wären oder nur für Herren aus dem Milieu wie Steffen M. und Reinhold W.
    Obwohl die Prümer Polizei diskret vorgegangen sein soll, hat sich ebenfalls herumgesprochen, dass die Leute vom Gnadenhof in Zusammenhang mit den beiden Morden vernommen worden sind. Für die Kehrer ist das eher ein Grund zum Feiern als zur Besorgnis. Die Fremden waren ihnen von Anfang an nicht geheuer. Gut, dass man sie endlich dingfest gemacht hat. Verstörend sei allerdings, dass man sie nach der Vernehmung wieder nach Hause gebracht habe. Das überrascht mich auch. Aber ich übe mich in Geduld. Marcel hat mir Aufklärung versprochen.
    Ich schnappe Gesprächsfetzen auf: Demnach hat Paul Prönsfeldt beim Frühschoppen in Ormont noch nie eine Runde ausgegeben, Petra Prönsfeldt dem Caritas-Sammler die Tür vor der Nase zugeschlagen und keines der beiden Mädchen dem Kirchenchor in Hallschlag eine Aufwartung gemacht. Obwohl sie angeblich Gold in der Kehle haben sollen. Ihre Mitschülerinnen in Prüm verstünden nicht, weshalb sich die beiden nie für ein Superstar-Casting bewerben. Derartige Auftritte würde sie ihrer Tochter auch nicht erlauben, wendet eine rheinland-pfälzische Kehrerin ein, aber solche Zauberstimmen dürfe man nicht auf einem Gnadenhof einsperren. Man habe sie dem Kirchenchor zur Verfügung zu stellen.
    Dem Gespräch der beiden Frauen am Nebentisch kann ich mühelos folgen. Und entnehme ihm eine hochinteressante Information. Aufgeregt winke ich Marcel zu mir her.
    Er kommt sofort. Immer noch ziemlich zerknirscht, dass er mich allein gelassen hat.
    »Das war unverzeihlich«, sagt er, als er sich setzt. »Aber wie sollte ich wissen, dass du dich in Gefahr begibst?«
    »Wie letztes Jahr«, gebe ich ungerührt zurück. »Als du mich auch nicht in deine Erkenntnisse eingeweiht hast.«
    »Da war die Lage komplett anders«, fährt er auf.
    »Und ich verhalte mich jetzt auch gänzlich anders«, sage ich versöhnlich und fordere ihn auf, näher heranzurücken, weil ich wegen des Nachbartisches leise sprechen muss. »Ich habe soeben eine Information erlauscht, die sehr aufschlussreich ist und die ich gern mit dir teile.«
    Mit dem Daumen deute ich hinter mich. Flüsternd sprudelt es aus mir heraus: »Die junge Frau da, die von der Cafeteria im Grenzmarkt, die hat gesagt, Frau Pee wollte beim Einholen Plunder haben, stell dir das vor!«
    Marcel sieht verwirrt in mein triumphierendes Gesicht. Er streichelt begütigend meine Hände und flüstert zurück: »Es geht dir wirklich nicht gut, Katja, wieso sollte ein belgisches Bäckermädchen dabei sein, wenn Frau Prönsfeldt irgendeinen Krempel einholt? Schlimm genug, dass ihre Tochter das Zeugs eingeholt und sich daran vergiftet hat. Was willst du mir eigentlich sagen?«
    Ich schlage die Hände vors Gesicht. Babylonische Sprachverwirrung in der Eifel. Im Schnelldurchlauf übersetze ich für mich alles hin und her.
    »Oh Gott!«, hauche ich, als ich begreife, was er nicht begriffen hat, weil er es nicht begreifen kann.
    »Ich rufe Dr. Knauff an«, drängt Marcel. »Die Nacht im Bunker hat dich fertiggemacht. Du redest dummes Zeug, Katja.«
    »Nein, nein, du

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