Kein Alibi: Roman (German Edition)
Einfall von mir«, meinte Hammond verärgert. »Bisher ist die Waffe, mit der Lute Pettijohn getötet wurde, noch nicht aufgetaucht.«
»Zwei .38er-Schüsse in den Rücken.«
»Richtig.«
»Wir haben hier Hunderte von Waffen mit Kaliber .38.«
»Sehen Sie, da liegt mein Problem.«
»Mr. Cross, ich bin stolz darauf, dass hier Zucht und Ordnung herrschen. Meine Personalakte –«
»Ist makellos. Das weiß ich, Sergeant. Ich unterstelle Ihnen doch auch keine Komplizenschaft. Wie schon gesagt, handelt es sich um eine delikate Angelegenheit, bei der mir schon allein die Frage zuwider war. Ich habe mir nur überlegt, ob ein Polizist einen Grund erfunden haben könnte, um eine Waffe herauszunehmen.«
Nachdenklich zupfte Basset an seinem Ohrläppchen. »Schätzungsweise könnte er das, aber er müsste trotzdem dafür unterschreiben.«
Nie und nimmer. »Entschuldigung, dass ich Sie belästigt habe. Danke.«
Hammond nahm die Liste mit, obwohl er nicht annahm, noch die Art Hinweis zu finden, auf den er gehofft hatte. Er hatte Harvey Knuckle in Hochstimmung verlassen, nachdem er ihm das Geständnis abgerungen hatte, dass Smilow und Steffi ihn genötigt hatten, Informationen über Pettijohn zu besorgen.
Aber was bewies das jetzt im Nachhinein? Dass sie, genau wie er, daran interessiert waren, Lute seiner verdienten Strafe zuzuführen.
Wohl kaum ein Durchbruch, nicht einmal eine Überraschung.
Er wünschte sich so verzweifelt, Alex’ Unschuld zu beweisen, dass er bereit war, alles und jeden in Zweifel zu ziehen, sogar Kollegen, die derzeit mehr als er dafür taten, Recht und Gesetz aufrechtzuerhalten.
Niedergeschlagen schloss er seine Wohnung auf, ging direkt ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Soeben kündigte die Nachrichtensprecherin mit den smaragdgrünen Kontaktlinsen die Aufmacherstory an. In einem Anflug von Masochismus schaute er zu.
Mit Ausnahme der Armschlinge war sein Verband durch die Kleidung abgedeckt. Trotzdem hatte er im gleißenden Scheinwerferlicht, das sich wie Blutegel festsaugte, eine wächsernblasse Gesichtsfarbe, von der sein Eintagesbart noch dunkler abstach. Als man ihn zu seiner Verletzung befragte, hatte er den Überfall als unwichtig abgetan und war zum eigentlichen Fall übergegangen.
Er hatte sich politisch korrekt verhalten und der Polizei zu ihrer exzellenten Ermittlungsarbeit gratuliert. Speziellen Fragen zu Alex Ladd war er ausgewichen und hatte lediglich gesagt, Trimbles Aussage sei ein Wendepunkt in der Ermittlung gewesen, der Fall stünde auf sicheren Füßen und eine Anklageerhebung sei praktisch sicher.
Gleich hinter seiner linken Schulter hatte Steffi unterstützend genickt und zustimmend gelächelt. Ihm fiel auf, dass sie fotogen war. In ihren dunklen Augen spiegelten sich die Lichter. Die Kamera hatte ihre lebhafte Art eingefangen.
Die Medien hatten auch Smilow umschwärmt und ihm dieselbe Sendezeit eingeräumt. Im Gegensatz zu Steffi und seiner sonstigen Art hatte er sich zurückgehalten. Seine Aussagen klangen diplomatisch verwässert und spiegelten, mehr oder weniger, die von Hammond wider. Auf Alex’ Verbindung zu Bobby Trimble ging er nur ganz allgemein ein, indem er sagte, der Festgenommene habe wesentlich dazu beigetragen, überzeugende Argumente gegen sie zu finden. Er lehnte es ab, ihre konkrete Beziehung zu Lute Pettijohn zu enthüllen.
Obwohl er mit keinem Wort auf ihre Jugendakte einging, mutmaßte Hammond, dass er dies bewusst unterlassen hatte. Smilow wollte nicht vorab die möglichen Geschworenen belasten und Frank Perkins einen Anlass liefern, den Verhandlungsort zu ändern oder eine Aufhebung des Urteils auf Grund von Verfahrensmängeln zu erwirken. Falls es überhaupt zum Prozess kommen sollte.
Videokameras hielten einen Frank Perkins fest, der Alex mit versteinerter Miene hinausgeleitete. Dieser Teil war für Hammond der schwierigste. Es musste unendlich demütigend für sie gewesen sein, als Hauptverdächtige im berühmtesten Mordfall aus Charlestons jüngster Geschichte im Rampenlicht zu stehen.
Sie wurde als fünfunddreißigjährige angesehene Psychologin mit beeindruckenden Referenzen geschildert. Neben ihren beruflichen Auszeichnungen wurden ihre Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen und ihre großzügigen Spenden für mehrere wohltätige Organisationen gerühmt. Nachbarn und Kollegen, die man um Kommentare gebeten hatte, zeigten sich schockiert, einige sogar empört, und wiesen Spekulationen über ihre Beteiligung als
Weitere Kostenlose Bücher