Kein Alibi: Roman (German Edition)
Fall seiner Karriere zum Narren stempeln.
Trotz seiner Anspielung auf Alex Ladds unbestätigtes Alibi
hatte er nichts Konkretes gesagt. Irgendwas über… was war das doch gleich?
»Little Bo Peepshow«, sagte Loretta mechanisch und löste damit das Wortpuzzle im Glücksrad , obwohl noch alle Ts, Ps und das W fehlten.
Ein Jahrmarkt am Rande von Beaufort. Das war es gewesen.
Plötzlich schoss sie hoch und ging in die Küche, wo Bev die Zeitungen stapelte, bevor sie sie ganz umweltbewusst fürs Recycling bündelte. Zum Glück war erst morgen wieder Sammeltag, und die Zeitungen der ganzen Woche lagen noch da. Loretta wühlte sich durch den Stapel, bis sie die Ausgabe vom letzten Samstag fand.
Sie zog den Veranstaltungskalender heraus und blätterte ihn rasch durch, bis sie das Erhoffte fand. Auf der viertelseitigen Anzeige für den Jahrmarkt war alles angegeben: Zeit, Ort, Lageplan, Eintritt, Attraktionen und – warte mal!
»Jeden Donnerstag-, Freitag- und Samstagabend im August«, las sie laut.
Binnen Minuten saß sie in ihrem Auto und war schon auf dem Weg zur Stadt hinaus, Richtung Beaufort. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun würde, sobald sie dort war. Vermutlich ihrer Nase nachgehen. Sollte es ihr aber – durch einen glücklichen Zufall oder ein echtes Wunder – gelingen, ein Loch in Alex Ladds Alibi zu schießen, stünde Hammond für immer in ihrer Schuld. Sollte das Alibi der Psychologin tatsächlich halten, wäre er wenigstens vorgewarnt. Dann gäbe es für ihn im Gerichtssaal keine unliebsamen Überraschungen. So oder so wäre er ihr etwas schuldig. Sogar ’nen ordentlichen Brocken.
Bis er sie nicht offiziell entließ, arbeitete sie, rein technisch gesehen, immer noch auf Vorschuss. Sollte sie für ihn in dieser Sache einen Durchbruch erzielen, wäre er ihr ewig dankbar und würde sich fragen, was er ohne sie getan hätte. Vielleicht würde er sie sogar für eine Daueranstellung bei der Staatsanwaltschaft empfehlen.
Zumindest würde er es zu schätzen wissen, dass sie die Initiative ergriffen und ihrem eigenen messerscharfen Instinkt gefolgt
war, den nicht einmal ein ganzes Meer von Alkohol hatte trüben können. Er wäre ja so stolz auf sie!
»Sergeant Basset?«
Der uniformierte Polizist bog eine Ecke der Zeitung um, die er gerade las. Als er Hammond auf der anderen Seite seines Schreibtisches stehen sah, schoss er hoch. »Hallo, Herr Staatsanwalt, Ihren Ausdruck habe ich schon da.«
Der Beweisfundus des Charlestoner Polizeipräsidiums war Sergeant Glenn Bassets Reich. Er war klein, rundlich und zurückhaltend. Ein dichter Schnauzbart kompensierte seine Glatze.
Da es ihm an Aggressivität fehlte, war er auf Streife kläglich gescheitert, aber seinen jetzigen Schreibtischjob erledigte er perfekt. Er war ein netter Kerl, der nie klagte und mit seinem Rang zufrieden war, ein umgänglicher Kumpel, der zu jedem freundlich war und keine Feinde hatte.
Hammond hatte für seine Bitte schon vorher angerufen, und der Sergeant hatte sie gerne erfüllt. »Sie haben mir ja nicht viel Zeit gegeben, aber es ging ja auch nur darum, die Listen vom letzten Monat anzuklicken und auszudrucken. Ich könnte noch weiter zurückgehen –«
»Noch nicht.« Hammond überflog das Blatt in der Hoffnung, ihm würde ein Name auffallen, was aber nicht geschah. »Hätten Sie eine Minute Zeit, Sergeant?«
Er verstand, dass Hammond unter vier Augen mit ihm sprechen wollte, und wandte sich deshalb an die Sachbearbeiterin am Schreibtisch nebenan: »Diane, könntest du die Sachen mal ’ne Minute im Auge behalten?«
Ohne die Augen von ihrem Bildschirm zu nehmen, nickte sie: »Lass dir Zeit.«
Der korpulente Polizist schob Hammond auf einen kleinen Pausenraum fürs Personal zu und bot ihm einen Becher trüben Kaffees aus der Kaffeemaschine an.
Hammond lehnte dankend ab und sagte dann: »Sergeant Basset, es handelt sich hier um eine höchst delikate Angelegenheit, die ich bedauerlicherweise erkunden muss.«
Er musterte Hammond fragend. »Was müssen Sie erkunden?«
»Liegt es im Bereich des Möglichen – nicht des Wahrscheinlichen, sondern nur des Möglichen –, dass ein Polizist sich… ohne Ihr Wissen eine Waffe aus dem Fundus … borgen … könnte?«
»Nein, Sir.«
»Das ist nicht möglich ?«
»Mr. Cross, ich führe strikt Buch.«
»Ja, das sehe ich«, sagte er, wobei er nochmals rasch den Computerausdruck überflog.
Allmählich wurde Basset nervös. »Worum geht’s denn?«
»War nur so ein
Weitere Kostenlose Bücher