Kein Alibi: Roman (German Edition)
Blut und dem, das auf Dr. Ladds Bettlaken gefunden wurde.« Hammond öffnete den Mund, aber Smilow schüttelte energisch den Kopf. »Sagen Sie kein Wort. Nehmen Sie ihn und vernichten Sie ihn. Ohne diesen Befund gibt es keinerlei Indizien, durch die sich Steffis Behauptung erhärten ließe, dass Sie mit einer Verdächtigen geschlafen haben. Was sowieso eine reine Formsache wäre, da sich herausgestellt hat, dass Dr. Ladd nicht die Schuldige ist.«
Hammond betrachtete den nichts sagenden Umschlag. Wenn er ihn annahm, wäre er genauso schuldig wie Smilow damals im Fall Das Volk gegen Vincent Anthony Barlow . Obwohl Barlow
hundert Prozent schuldig am Mord seiner siebzehnjährigen schwangeren Freundin war, hatte Smilow irgendwelches Entlastungsmaterial herbeigezaubert, das Hammond gezwungenermaßen widerlegen musste.
Erst nachdem er einen Schuldspruch erreicht hatte, hatte er erfahren, dass der Detective den Fall vermutlich bewusst fehlgesteuert hatte. Ob Smilow wirklich absichtlich entlastendes Material ignoriert hatte, konnte Hammond nicht beweisen, jedenfalls kam es nie zu einem Verfahren wegen Amtsmissbrauchs. Barlow, der mittlerweile lebenslänglich saß, hatte Berufung eingelegt, der stattgegeben wurde. Der junge Mann würde berechtigterweise einen neuen Prozess bekommen, egal, wie schuldig er war.
Aber Hammond hatte Smilow nie verziehen, dass er ihn unwissend in diesen Justizmissbrauch hineingezogen hatte.
»Lassen Sie das Pfadfindergehabe«, sagte der Detective jetzt mit gedämpfter Stimme. »Haben Sie denn nicht alles, was Sie wollten?«
»Es ist falsch.«
Smilow senkte die Stimme noch mehr. »Wir können einander nicht leiden und wissen beide, warum. Wir operieren auf unterschiedlichem Level, arbeiten aber trotzdem auf derselben Seite. Ich brauche in der Bezirksstaatsanwaltschaft einen konsequenten Ankläger im Gerichtssaal und keinen umgänglichen Politiker wie Mason. Sie würden Ihrem Land als oberster Gesetzeshüter einen deutlich besseren Dienst erweisen, als wenn Sie einen sexuellen Fehltritt beichten, um den sich sowieso keiner schert. Denken Sie darüber nach, Hammond.«
»Hammond?«
Man bat ihn wieder zurück aufs Podium, um anzufangen. Ohne sich umzudrehen, sagte er: »Ich komme.«
»Manchmal müssen wir die Regeln beugen, um unsere Aufgabe besser zu erfüllen«, sagte Smilow und starrte ihn unverwandt an.
Dieses Argument war überzeugend. Hammond nahm den Umschlag.
Masons Rede näherte sich dem Ende. Die Reporter bekamen allmählich schläfrige Augen. Einige Kameraleute hatten ihre Geräte abgesetzt. Der Bericht über Steffis Anschlag auf Hammonds Leben und ihre anschließende Verhaftung hatte sie gefesselt, aber bei diesem Teil von Masons Ansprache schwand ihr Interesse.
»Es schmerzt mich, dass sich derzeit ein Mitglied meines Stabs in polizeilichem Gewahrsam befindet und in Bälde wegen eines Schwerverbrechens zur Rechenschaft gezogen wird. Trotzdem erfüllt es mich gleichzeitig mit Stolz, dass Hammond Cross, Staatsanwalt für Sonderaufgaben, einen wesentlichen Beitrag zu ihrer Verhaftung geleistet hat. Er hat heute einen Beweis für außerordentliche Tapferkeit erbracht. Dies ist nur einer der Gründe, weshalb ich ihn als meinen Nachfolger vorschlage.«
Diese Bemerkung erzielte donnernden Applaus. Hammond starrte Masons Profil an, während sein Mentor sein Talent, seinen Einsatz und seine Integrität rühmte. Der Umschlag mit dem belastenden Laborbefund ruhte auf seinen Knien. In seiner Vorstellung strahlte er eine bösartig rote Aura aus, die Masons Lobeshymne Lügen strafte.
»Ich möchte Sie nicht länger langweilen«, donnerte Mason auf seine gutmütig-aufrechte Art, die ihn zum Medienliebling gemacht hatte. »Erlauben Sie mir, Ihnen den Held der Stunde vorzustellen.« Er wandte sich um und forderte Hammond mit einer Geste auf, zu ihm zu kommen.
Die Kameraleute schulterten wieder ihre Geräte, die Zeitungsreporter spitzten die Ohren und zückten fast gleichzeitig ihre Kugelschreiber.
Hammond legte den Umschlag auf das schräge Rednerpult und räusperte sich. Nachdem er Mason für seine Ausführungen und für sein Vertrauen gedankt hatte, sagte er: »Dies war eine bemerkenswerte Woche, die in mancher Hinsicht den Eindruck erweckt, als sei viel mehr Zeit vergangen, seit mir die Ermordung Lute Pettijohns mitgeteilt wurde.
Eigentlich halte ich mich weder für einen Helden, noch bereitet mir das Wissen Vergnügen, dass sich meine Kollegin Steffi
Mundell wegen Mordes wird
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