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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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sechs Uhr nachmittags gestorben ist.«
    Der Klinikarzt lächelte grimmig. »Detective, zu diesem Zeitpunkt hatten diese Leutchen entweder hochgradig Durchfall, kotzten sich die Seele aus dem Leib oder beides. Das Einzige, was sie als Augenzeugen gesehen haben, war der Boden der Toilettenschüssel. Jedenfalls die Glücklichen, die es noch rechtzeitig aufs Klo geschafft haben, was meines Wissens nicht bei allen der Fall war.«
    »Ich verstehe, dass sie sehr krank waren –«
    »Nicht waren, sind.«
    Steffi machte einen Schritt nach vorn und stellte sich vor. »Dr. Arnold, meiner Ansicht nach ist Ihnen nicht klar, wie wichtig die Befragung dieser Leute ist. Einige hatten Zimmer im fünften Stock, dem Tatort. Einer von ihnen könnte entscheidende Informationen besitzen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Ihre Befragung ist der einzige Weg, das herauszufinden.«
    »Okay«, meinte er achselzuckend, »melden Sie sich morgen im Besucherzentrum. Ich bin sicher, dass einige dann immer noch hier sein werden, allerdings wird man sie inzwischen auf die Stationen überwiesen haben.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Warten Sie eine Minute«, sagte Steffi. »Wir müssen sie jetzt sehen.«
    »Jetzt?« Dr. Arnold warf beiden einen ungläubigen Blick zu. »Tut mir Leid, unter keinen Umständen. Einige von ihnen leiden noch immer unter extremen Magen-Darm-Koliken. Extremen Koliken«, wiederholte er nachdrücklich. »Wir geben ihnen Infusionen. Die Glücklichen, die die kritische Phase bereits überwunden haben, erholen sich, was sie nach der Tortur, die ihnen ihr Gedärm bereitet hat, auch bitter nötig haben. Kommen Sie morgen wieder, möglichst am frühen Nachmittag. Am besten erst abends. Bis dann –«
    »Das ist nicht früh genug.«
    »Es wird früh genug sein müssen«, konstatierte der Arzt. »Heute Nacht wird niemand mehr mit ihnen reden. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, meine Patienten warten.« Damit drehte er sich um und stieß die Türen auf, die die Halle von den Untersuchungsräumen trennten.
    »Verdammt und zugenäht«, fluchte Steffi. »Willst du ihm das durchgehen lassen?«
    »Möchtest du, dass ich den Notdienst stürme und Patienten schikaniere, die unter extremen… et cetera? Das nenne ich schlechte PR.« Damit begab sich Smilow wieder zur Dienst habenden Schwester und bat sie, Dr. Arnold seine Visitenkarte zu geben. »Sagen Sie ihm, er soll mich anrufen, sobald sich einer der Patienten wieder besser fühlt. Jederzeit.«
    »Ich habe wenig Zutrauen in die Hilfsbereitschaft des Doktors«, bemerkte Steffi, als Smilow wieder bei ihr war.
    »Ich auch nicht. Offensichtlich genießt er seine Rolle als absoluter Herrscher über sein kleines Königreich.«
    Steffi musterte ihn mit einem neckischen Lächeln. »Darin kennst du dich ja aus.«
    »Du etwa nicht?«, gab er zurück. »Glaubst du, ich weiß nicht, warum du so scharf auf diesen Fall bist?«
    Dank seiner Menschenkenntnis war Smilow ein exzellenter Ermittler. Allerdings machte es diese Begabung in seiner Nähe manchmal ungemütlich. »Können wir fünf Minuten Pause machen? Ich brauche ein bisschen Koffein.« Sie ging zu einem Automaten und steckte Münzen hinein. »Soll ich dir ’ne Cola spendieren?«
    »Nein, danke.«
    Vorsichtig zog sie den Verschluss von der Coladose. »Nun, sieh’s mal aus diesem Blickwinkel: Wenn besagte Leute aus Macon so krank sind, hättest du vermutlich sowieso nichts aus ihnen herausgebracht. Wie aufmerksam kann jemand mit einer Lebensmittelvergiftung sein? Es könnte nicht schaden, wenn wir morgen wiederkommen und mit ihnen reden, aber meiner Meinung nach wird’s für dich in einer Sackgasse enden.«
    »Vielleicht.« Er setzte sich auf einen freien Stuhl, stützte die Ellbogen auf die Knie und tippte sich mit gestreckten Zeigefingern gegen die Lippen. Steffi setzte sich auf den Stuhl neben ihm. Als sie ihm einen Schluck zu trinken anbot, winkte er nur ab. »Eine Grundregel der Kriminalermittlung lautet: Irgendeiner hat immer etwas gesehen.«
    »Glaubst du, die Leute halten Informationen zurück?«
    »Nein, sie wissen nur nicht, dass das, was sie gesehen haben, wichtig ist.«
    Einen Moment waren beide still, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Schließlich fragte Steffi: »Was ist deiner Meinung nach in der Penthouse-Suite passiert?«
    »Ich versuche, keine Theorie aufzubauen, wenigstens nicht in einem so frühen Stadium. Damit würde ich nur die Ermittlung beeinträchtigen. Ich würde nach Spuren suchen, die meine Mutmaßungen

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