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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Himmel, was für eine gefährliche
Kombination. Gnade Gott dem glücklosen Mörder, wenn sie ihn fingen.
    »Was machst du hier?«
    Beim Klang der Stimme ihrer Tochter drehte sich Loretta um. Mit kritischem Blick stand Bev über ihr, die Fäuste in die Seiten gestemmt, und war ganz und gar nicht froh, sie zu sehen. Beim Versuch zu lächeln, spürte sie, wie ihre trockenen Lippen aufrissen. »Hallo, Bev, hat man dir erst jetzt gesagt, dass ich hier unten bin?«
    »Nein, aber ich hatte zu tun und konnte erst jetzt weg.«
    Bev arbeitete als Krankenschwester auf der Intensivstation. Trotzdem mutmaßte Loretta, dass sie jemanden für fünf Minuten um Vertretung hätte bitten können, wenn sie es gewollt hätte. Natürlich hatte sie nicht gewollt.
    Nervös benetzte sie ihre schrundigen Lippen mit der Zunge. »Ich dachte, ich komm mal vorbei und schaue … Vielleicht könnten wir zusammen frühstücken.«
    »Bis zum Schichtende um sieben habe ich zwölf Stunden hinter mir. Dann gehe ich heim ins Bett.«
    »O.« Die Sache verlief weitaus schlechter, als Loretta gehofft hatte, obwohl sie sich schon nicht allzu viel erhofft hatte. Sie zupfte an den Knöpfen ihrer schmutzigen Bluse herum.
    »Du bist doch nicht hierher gekommen, damit wir zusammen frühstücken, oder?« Bevs Stimme klang so herrisch, dass die Schwester am Einweisungsschalter aufmerksam wurde. Loretta merkte, wie sie neugierig zu ihnen herüberschielte. »Du hast kein Geld mehr, also kannst du dir keinen Schnaps kaufen. Deshalb kommst du zu mir zum Betteln.«
    Loretta senkte den Kopf, um den wütenden ungnädigen Blicken ihrer Tochter zu entgehen. »Bev, ich hab schon seit Tagen keinen Tropfen getrunken. Ich schwör’s.«
    »Ich riech’s dir doch an.«
    »Ich bin krank. Ehrlich. Ich –«
    »Ach, sei still.« Bev öffnete ihre Brieftasche und nahm einen Zehndollarschein heraus. Aber anstatt ihn ihr zu geben, zwang sie sie, die Hand danach auszustrecken, was die Demütigung
noch verstärkte. »Belästige mich nicht wieder bei der Arbeit. Wenn du’s doch tust, lass ich dich durch den Sicherheitsdienst vom Gelände weisen. Verstanden?«
    Loretta nickte und schluckte Stolz und Scham hinunter. Bev wandte sich zum Gehen. Die Gummisohlen an ihren Schuhen quietschten auf den Fliesen. Als Loretta hörte, wie sich die Aufzugtüren öffneten, hob sie den Kopf und rief klagend: »Bev, geh doch nicht –«
    Noch ehe sie den Satz zu Ende sprechen konnte, waren die Türen zu, aber leider nicht früh genug. Sie konnte sehen, wie Bev den Blick abgewandt hatte, als könnte sie den Anblick ihrer eigenen Mutter nicht ertragen.

SONNTAG

8
    Es ergab einfach keinen Sinn.
    Man begegnet jemandem, unerwartet, aus heiterem Himmel, wie wenn man ohne Anlass ein Geschenk bekommt. Sofort ist da eine starke und wechselseitige Anziehungskraft. Man genießt die Gesellschaft des anderen. Man lacht, man tanzt, isst Maiskolben und Eis. Man geht miteinander ins Bett und fühlt sich danach, als hätte man erst jetzt entdeckt, wie schön das ist. Man schläft eng umschlungen ein und fühlt sich zufriedener als je zuvor. So war’s noch nie.
    Und dann wachst du auf. Allein.
    Sie ist weg. Kein tschüss, kein auf Wiedersehen. Kein hasta la vista , Baby. Einfach nichts.
    Hammond schlug mit der Faust aufs Lenkrad, er war wütend. Auf sie. Aber noch wütender auf sich selbst, weil es ihm etwas ausmachte. Warum sollte es ihn kümmern, dass sie weggelaufen war? Hey, er hatte eine tolle Nacht gehabt. Er hatte mit einer hinreißenden Fremden geschlafen, die im Bett super zu ihm passte und danach ohne Wenn und Aber verschwunden war, was ihm noch mehr zupass kam. Die Traumfrau, stimmt’s? Besser ging’s gar nicht. Frag irgendeinen männlichen Single nach seinem Phantasiewunsch Nummer eins und er würde sagen: das.
    Also, akzeptier’s endlich als das, was es war, du Trottel, wies er sich selbst zurecht. Interpretiere nicht zu viel hinein. Und mal’s dir im Nachhinein nicht schöner aus, als es tatsächlich war.
    Aber er malte es sich gar nicht schöner aus, als es gewesen war. Es war phantastisch gewesen, und genauso hatte er es in Erinnerung.
    Fluchend überholte er einen Autofahrer, dessen Geschleiche seine Geduld schon länger strapaziert hatte. Heute irritierte ihn einfach alles. Seit er aufgewacht war, hatte er seine Enttäuschung und Frustration an leblosen Objekten ausgelassen. Zuerst an der Kommode, an der er sich den großen Zeh angestoßen hatte, als er aus dem Bett geschossen und in den

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