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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Davee Pettijohn eifersüchtig bist?«
    Smilow, leck mich am Arsch , sagte sie lautlos.
    Dann trank sie ihre Cola aus und stand auf, um die leere Dose in einen Behälter für Metallabfall zu werfen. Das Geklapper ließ jeden im Wartezimmer zusammenzucken, nur die schlafende Frau nicht.
    Steffi sagte: »Frauen wie Davee Pettijohn sind für mich kaum zu ertragen. Bei diesem übertrieben affektierten Gehabe einer Südstaatenschönheit dreht sich mir der Magen um.«
    Er dirigierte sie zur Tür. Sie traten in die feuchtwarme Luft hinaus. Im Osten färbte sich der Himmel allmählich grau-rosa, der
erste Vorbote der Morgenröte. Nach einigem Überlegen meinte er: »Ich gebe dir Recht, dass Mrs. Pettijohn diese Haltung bis zur Künstlichkeit stilisiert hat.«
    »Sie könnte ihre Kunst dazu benutzen, trotz eines Mordes ungeschoren davonzukommen.«
    »Steffi, du bist kaltherzig.«
    »Da redet der Richtige. Wenn du ein Indianer wärst, hießest du Eis im Blut.«
    »Wohl wahr«, sagte er, und es klang nicht beleidigt. »Aber bei dir bin ich mir da nicht so sicher.«
    Sie hatte die Autotür erreicht, stieg aber nicht ein. Stattdessen hielt sie inne und musterte ihn übers Autodach hinweg. »In welcher Hinsicht?«
    »Niemand bezweifelt deinen Ehrgeiz, Steffi. Trotzdem ist mir zu Ohren gekommen, dass derzeit nicht nur die Arbeit dein Blut in Wallung geraten lässt.«
    »Was hast du gehört?«
    »Gerüchte«, meinte er. »Welche Gerüchte?«
    Mit seinem berühmten frostigen Lächeln wiederholte er: »Nur Gerüchte.«
     
    Loretta Boothe hob den Kopf aus ihrer zusammengesackten Stellung und beobachtete, wie Rory Smilow und Stefanie Mundell quer über den Parkplatz zu einem Auto gingen, wo sie für ein paar Worte stehen blieben, ehe sie einstiegen und davonfuhren.
    Energiegeladen und zielstrebig hatten sie die Notaufnahme betreten, zwei Eigenschaften, von denen Loretta wusste, dass beide sie im Übermaß besaßen. Sie erweckten den Eindruck, als saugten sie den ganzen Sauerstoff aus der Atmosphäre für sich selbst ab. Sie mochte beide nicht, allerdings aus unterschiedlichen Gründen.
    Gegen Rory Smilow hegte sie einen persönlichen Groll, dessen Anlass mehrere Jahre zurücklag. Und was Steffi Mundell betraf, die kannte sie nur dem Namen nach. Die junge Staatsanwältin galt allgemein als Erzbiest, das zu glauben schien, seine eigene Kacke duftete nach Rosenwasser.
    Loretta hätte nicht sagen können, warum sie nicht mit ihnen gesprochen oder ihre Anwesenheit zu erkennen gegeben hatte. Irgendetwas hatte sie bewogen, den Kopf gesenkt und das Gesicht nach unten zu halten und so zu tun, als schliefe sie. Nicht, dass sich einer der beiden auch nur einen Deut um sie geschert hätte, so oder so. Smilow hätte sie verächtlich gemustert, und Steffi hätte sie wahrscheinlich sowieso nicht wiedererkannt. Wenn aber doch, hätte sie sich nicht an ihren Namen erinnert. Höchstwahrscheinlich hätten sie etwas einigermaßen Zivilisiertes zu ihr gesagt, statt sie völlig zu ignorieren.
    Warum hatte sie also nichts gesagt? Vielleicht war sie sich überlegen vorgekommen, weil sie ungesehen und unbemerkt ihr Gespräch belauschen konnte, zuerst das mit dem Doktor und dann untereinander.
    Am Abend hatte sie aus dem Fernsehen vom Mord an Lute Pettijohn erfahren. Erst später war ihr übel geworden, sodass sie in die Nothilfe fahren musste. Sie hatte Smilows Pressekonferenz gesehen, die er in seiner typischen Art durchgezogen hatte, effizient und unerschütterlich. Steffi Mundell mischte sich bereits wieder in Dinge ein, bei denen sie weder erwünscht war noch gebraucht wurde, und überschritt ihre Grenzen, was sie offenbar blendend beherrschte.
    Loretta kicherte in sich hinein. Es tat ihrem alten Herzen wohl, mit anzusehen, wie die beiden nach Spuren tasteten und Indizien verfolgten, die in Sackgassen endeten. Um die Ermittlung konnte es nicht besonders gut bestellt sein, wenn ihre einzigen Augenzeugen Leute mit einer Lebensmittelvergiftung waren. Eines stand fest: Smilow hatte keinen brauchbaren Verdächtigen, sonst würde er nicht hinter Patienten in der Notaufnahme herrennen.
    Loretta warf rasch einen Blick auf die Wanduhr. Jetzt wartete sie schon über zwei Stunden und fühlte sich mit jeder Minute schlechter. Sie hoffte auf baldige Hilfe.
    Zum Zeitvertreib und um nicht an ihre persönliche Misere denken zu müssen, starrte sie durchs Glasfenster auf den Fleck, wo das Auto geparkt hatte. Inzwischen war er leer. Rory Smilow und Steffi Mundell. Lieber

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