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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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bestätigen, und dabei diejenigen übersehen, die tatsächlich zur Lösung führen.«
    »Ich dachte, alle Polizisten verlassen sich auf Verdachtsmomente.«
    »Verdachtsmomente schon, aber die beruhen auf Spuren, die mit fortschreitender Ermittlung stärker oder schwächer werden, je nachdem, welche Spuren man findet. Entweder verstärken sie das Verdachtsmoment, oder sie zerstreuen es.« Mit einem tiefen Seufzer lehnte er sich zurück. Es war untypisch für ihn, seine Erschöpfung zu zeigen. »Alles, was ich derzeit habe, ist ein Mann, den viele liebend gern tot gesehen hätten.«
    »Du eingeschlossen.«
    Sein Blick verhärtete sich. »Es wäre gelogen, wenn ich Nein sagen würde. Ich habe diesen Mistkerl gehasst und daraus kein Geheimnis gemacht. Du dagegen –«
    »Ich?«
    »Pettijohn hatte jede Menge Einfluss auf die Lokalpolitik. Das Büro des Bezirksstaatsanwalts bildet da keine Ausnahme. Kurz vor Masons Pensionierung –«
    »Das ist öffentlich noch nicht bekannt.«
    »Wird es aber bald sein. Da er sich nicht noch einmal zur Wahl stellen will und sein Stellvertreter mit Prostatakrebs zu kämpfen hat –«
    »Wallis hat noch circa sechs Wochen.«
    »Also wird das Amt im November zu haben sein. Pettijohn war bekannt dafür, dass er den Ehrgeizigen und Korrupten solche Karotten vor der Nase herumbaumeln ließ. Denk mal, was für ein
Segen es für so einen Hochstapler wäre, wenn ein nettes junges Ding wie du als Bezirksstaatsanwältin dient.«
    »Ich bin nicht nett. Und was das jung betrifft, so rücken die Vierzig bedrohlich nahe.«
    »Seltsam, dass du darauf eingehst und nicht auf den ehrgeizigen und korrupten Teil.«
    »Ersteres gebe ich zu, Letzteres weise ich entschieden zurück. Außerdem, wenn Pettijohn der rote Teppich gewesen sein sollte, der mich ins Büro des Staatsanwalts befördern würde, warum sollte ich ihn dann umbringen?«
    »Gute Frage«, meinte er, wobei er sie mit einem Auge musterte. Das andere war zu.
    »Smilow, du bist ein Riesenarschloch.« Kopfschüttelnd lachte sie. »Trotzdem weiß ich jetzt, was du im Sinn hast. Wenn man sich Pettijohns gesamtes Intrigennetz vor Augen führt, wächst die Liste der Verdächtigen ins Endlose.«
    »Was meinen Job nicht erleichtert.«
    »Vielleicht plagst du dich zu viel.« Nachdenklich nippte sie an ihrem Getränk. »Welches sind die beiden gängigsten Mordmotive?«
    Er kannte die Antwort, sie führte zu einer Person. »Mrs. Pettijohn?«
    »Der Schuh passt, stimmt’s?« Steffi reckte den Zeigefinger. »Sie hatte es satt, von ihrem Mann ständig in aller Öffentlichkeit betrogen zu werden. Seine Weibergeschichten haben sie gedemütigt, auch wenn sie ihn nicht geliebt hat.«
    »Ihr Daddy hat ihrer Mutter das Gleiche angetan.«
    »Das wäre eine mögliche Erklärung für die zweite Kugel, obwohl ihn vermutlich schon die erste getötet hat.« Sie hob den zweiten Finger. »Im Fall von Lute Pettijohns Tod bekommt sie tonnenweise Geld. Schon eines dieser Motive würde genügen. In Kombination…« Sie hob die Schulter, als ob die Schlussfolgerung für sich selbst spräche.
    Nach einem Augenblick Bedenkzeit runzelte er die Stirn. »Das ist fast allzu eindeutig, findest du nicht auch? Außerdem hat sie ein Alibi.«
    Steffi meinte verächtlich: »Die loyale Dienerin der Familie? Ja, Miss Scarlett, nein, Miss Scarlett. Miss Scarlett, warum geben Sie mir nicht noch eine Ohrfeige?«
    »Sarkasmus schmeichelt dir nicht, Steffi.«
    »Ich bin nicht sarkastisch. Diese Beziehung ist ein Spiegelbild archaischer Verhaltensweisen.«
    »Nicht für Mrs. Pettijohn. Und gewiss auch nicht für Sarah Birch. Die beiden sind einander völlig ergeben.«
    »Solange Miss Davee die Herrin bleibt.«
    Er schüttelte den Kopf. »Um das zu verstehen, müsste man hier aufgewachsen sein.«
    »Gott sei Dank bin ich das nicht. Im Mittleren Westen –«
    »Wo die Leute aufgeklärter und alle Menschen von Geburt an gleich sind?«
    »Das hast du gesagt, Smilow, nicht ich.«
    »Nicht nur sarkastisch, sondern auch noch herablassend und selbstgerecht. Wenn du schon so verdammt viel Verachtung für uns und unsere vorgeblich archaische Attitüde hast, warum bist du dann hierher gezogen?«
    »Wegen der Möglichkeiten, die sich hier bieten.«
    »Um unsere Fehler gerade zu biegen? Um uns arme rückständige Südstaatler aufzuklären?«
    Finster musterte sie ihn.
    »Oder findest du unseren Lebensstil beneidenswert?« Um sie noch mehr zu ködern, fügte er hinzu: »Bist du sicher, dass du nicht auf

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