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Kein Alibi: Roman (German Edition)

Kein Alibi: Roman (German Edition)

Titel: Kein Alibi: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Mitarbeiterstab mitgeteilt, dass er in Kürze in Pension gehen werde. Sein Stellvertreter Wallis war todkrank und würde sich für den kommenden November nicht zur Wahl stellen. Hammond war der Dritte in der Hackordnung. Er hatte Masons Segen als sein Nachfolger praktisch in der Tasche.
    Trotzdem war Hammond nicht ganz wohl dabei, dass Davee sich bei Mason für ihn verwendet hatte. Einerseits schätzte er ihre Empfehlung. Sollte man ihr aber später tatsächlich wegen Gattenmordes den Prozess machen, könnte das in einen Interessenkonflikt für ihn münden.
    »Davee, ich bin verpflichtet, dich zu fragen … Wie gut ist dein Alibi?«
    »Ich glaube, der Fachausdruck dafür lautet ›felsenfest‹.«
    »Gut.«
    Lachend warf sie den Kopf zurück. »Hammond, Liebling, du bist einfach zu niedlich! Du befürchtest doch tatsächlich, mich wegen Mordes anklagen zu müssen, stimmt’s?«
    Sie rutschte vom Massagetisch und ging auf ihn zu, wobei sie das Tuch gegen die Brust drückte und es wie eine Schleppe hinter sich herzog. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Brauchst dich nicht länger zu sorgen. Wenn ich Lute hätte erschießen wollen, hätte ich’s nicht von hinten getan. Wo wäre da der Spaß geblieben? Wenn ich den Finger am Abzug gehabt hätte, hätte ich diesem Mistkerl in die Augen gesehen.«
    »Davee, diese Verteidigung ist nicht besser als eine wegen Faulheit.«
    »Ich werde keine Verteidigung brauchen. Ich habe Lute nicht getötet. Ehrenwort.« Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, zeichnete sie sich ein unsichtbares Kreuz auf die Brust. »Ich würde nie jemanden töten.«
    Es erleichterte ihn, dass sie dies so überzeugend bestritt.
    Doch dann machte sie den ganzen Eindruck durch ihre nächste
Bemerkung wieder zunichte. »Diese Gefängnisuniformen haben keinen Funken Schick.«
     
    Davee lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken, ganz entspannt von Sandros Massage, der ein Beischlaf gefolgt war. Sie hatte nichts weiter tun müssen, als ihren Orgasmus zu genießen. Obwohl sie den Druck seiner Erektion an ihren Hüften spürte, beachtete sie seinen unbefriedigten Zustand nicht weiter. Sachte streichelte er ihre Brustwarze mit seiner Zunge. »Seltsam«, murmelte er in seinem gebrochenen Englisch.
    »Was?«
    »Dass dein Freund hat Andeutung gemacht, aber nie gefragt, ob du deinen Mann umgebracht.«
    Sie schob ihn weg und schaute zu ihm auf. »Was meinst du damit?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Weil er dein Freund ist, er will nicht genau wissen, dass du warst es.«
    Davees Blicke starrten ein Loch in die Luft hinter seiner Schulter. Unabsichtlich sprach sie ihren Gedanken aus: »Vielleicht weiß er auch schon ganz sicher, dass ich’s nicht war.«

11
    Als Hammond vom Anwesen der Pettijohns wegfuhr, hoffte er inständigst, Davee nie im Zeugenstand ins Kreuzverhör nehmen zu müssen, aus zwei triftigen Gründen:
    Erstens waren er und Davee Freunde. Er hatte sie gern. Obwohl sie alles andere als tugendhaft war, respektierte er sie, denn sie nahm das auch nicht für sich in Anspruch. Ihre Behauptung, sie sei nicht scheinheilig, war frei von Angeberei – es stimmte einfach.
    Er kannte Dutzende Frauen, die sich auf übelste Weise über sie das Maul zerrissen, ohne selbst auch nur einen Funken Moral mehr im Leib zu haben. Der einzige Unterschied bestand darin,
dass sie insgeheim sündigten. Davee sündigte ungeniert vor aller Augen. Sie galt als eitel und selbstsüchtig, was sie auch war. Aber diesen Ruf hegte und pflegte sie mit Hingabe. Bewusst fütterte sie ihre Kritiker löffelweise mit Gründen, sich über ihr Benehmen zu erregen. Keiner begriff, dass die von ihnen zensierte Person nicht die echte Davee war.
    Davee hielt die besseren Aspekte ihres Charakters verborgen. Hammond nahm an, dass diese Scharade ihr Selbstverteidigungsmechanismus war, mit dem sie sich gegen jede Verletzung wehrte, die die Erfahrungen ihrer Kindheit überstieg. Sie stieß Menschen ab, ehe diese eine Gelegenheit hatten, sie abzulehnen.
    Maxine Burton war eine lausige Mutter gewesen, die Davee und ihren Schwestern nicht einen Hauch von Aufmerksamkeit und Zuneigung hatte angedeihen lassen. Sie hatte nichts getan, womit sie sich die Liebe oder das Pflichtgefühl ihrer Töchter verdient hätte. Trotzdem besuchte Davee jede Woche brav ihre Mutter in dem vornehmem Pflegeheim, in dem sie eingesperrt war.
    Aber Davee kümmerte sich nicht nur finanziell und ideell um die Pflege ihrer Mutter, sie

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