Kein Alibi: Roman (German Edition)
ihn ohne
Streit einfach hinterrücks erschossen. Jedenfalls konnten wir bisher keinerlei Anzeichen für einen Streit entdecken.« Sie ließ ihre Worte einsinken, dann fügte sie hinzu: »Wir hoffen, dass wir diesen brutalen Killer schnappen, bevor er erneut zuschlagen kann.«
»In dem Fall kann ich Ihnen nicht helfen.«
Alle waren von Mr. Daniels’ unerwarteter Erklärung perplex. Smilow fand als Erster die Sprache wieder. »Woher wissen Sie, dass Sie uns nicht helfen können?«
»Weil Miss Mundell von einem männlichen Killer gesprochen hat. Aber die Person, die ich gesehen habe, war eine Frau.«
Steffi und Smilow wechselten Blicke. »Ich habe das Pronomen ganz neutral gebraucht«, erklärte sie.
»Ach, na ja, ich habe jedenfalls eine Frau gesehen«, sagte Daniels, wobei er sich in sein Kissen zurücklegte. »Außerdem sah sie nicht wie ein Killer aus.«
»Könnten Sie das näher erläutern?«, fragte Steffi. »Sie meinen, wie sie aussah?«
»Fangen Sie ganz von vorne an, und erzählen Sie uns alles der Reihe nach«, schlug Smilow vor.
»Nun, wir – das heißt unser Chor hat gleich nach dem Mittagessen das Hotel verlassen. Nach ungefähr einer Stunde Besichtigung fühlte ich mich allmählich komisch. Zuerst dachte ich, es liegt an der Hitze. Aber nachdem sich bereits ein paar unserer Kids übergeben hatten, nahm ich an, dass mehr dahinter steckte. Von Minute zu Minute habe ich mich mieser gefühlt. Schließlich habe ich meiner Frau gesagt, ich ginge wieder ins Hotel, ein Perenterol oder was Ähnliches nehmen, und käme später nach.«
Mrs. Daniels bestätigte alles mit einem ernsten Nicken.
»Als ich zurückging, war ich kurz davor… wirklich krank zu werden. Ich hatte schon Angst, ich könnte es nicht mehr rechtzeitig bis in mein Hotelzimmer schaffen.«
»Wann haben Sie die Frau gesehen?«, fragte Steffi, die sich inständig wünschte, er würde schneller auf den Punkt kommen.
»Als ich vor unserem Zimmer stand.«
»Das im fünften Stock lag«, verifizierte Smilow.
»Fünf-Null-Sechs«, sagte Daniels. »Ich habe eine andere Person
am Flurende bemerkt und rasch einen Blick in diese Richtung geworfen. Sie stand draußen vor einer anderen Tür.«
»Was tat sie?«, fragte Smilow.
»Nichts. Sie schaute lediglich zur Tür, als ob sie geklopft hätte und nun auf Antwort wartete.«
»Wie weit war sie von Ihnen weg?«
»Hmm, nicht weit, aber doch einiges. Ich habe keinen zweiten Gedanken daran verschwendet. Sie wissen, wie seltsam es ist, wenn man einer Fremden in die Augen schaut und ganz allein mit ihr ist? So war das. Man möchte weder zu distanziert noch überfreundlich wirken. Heutzutage muss man vorsichtig sein bei den Leuten.«
»Haben Sie mit ihr gesprochen?«
»Nein, nein, nichts dergleichen. Hab nur zu ihr hinübergeschaut. In Wahrheit habe ich nur daran gedacht, möglichst schnell ins Bad zu kommen.«
»Trotzdem konnten Sie sie gut erkennen?«
»So gut auch nicht.«
»Gut genug, um ihr Alter zu schätzen?«
»Sie war nicht alt, aber auch kein junges Mädchen mehr. Ungefähr Ihr Alter«, sagte er zu Steffi.
»Farbig?«
»Nein.«
»Groß, klein?«
Daniels zuckte zusammen und rieb sich eine Stelle am Unterbauch. »Schatz?«, rief seine Frau und hielt ihm besorgt den Spucknapf unters Kinn.
Er schob ihn weg. »Nur ein leichter Krampf.«
»Möchtest du ein bisschen Sprite?«
»Einen Schluck.« Mrs. Daniels hielt ihm den Deckelbecher an die Lippen, und er trank durch einen geknickten Strohhalm. »Was wollten Sie wissen… ach, ihre Größe?« Er schüttelte den Kopf. »Hab nicht darauf geachtet. War wohl weder das eine noch das andere. Schätzungsweise guter Durchschnitt.«
»Haarfarbe? War sie blond?«, fragte Steffi.
»Nicht sehr.«
»Nicht sehr?«, wiederholte Smilow.
»Nicht sehr blond. Ist mir nicht als ein Marilyn-Monroe-Typ aufgefallen. Sie wissen, was ich meine? Aber dunkle Haare hatte sie auch nicht. Irgendwie mittendrin.«
»Mr. Daniels, könnten Sie uns generell ihren Körperbau beschreiben?«
»Sie meinen, ob Sie… fett war?«
»War sie’s?«
»Nein.«
»Schlank?«
»Ja, eher schlank. Na ja, so ungefähr, könnte man sagen. Sehen Sie, ich hab sie wirklich nicht besonders beachtet. Hab nur versucht zu verhindern, dass es draußen im Flur zu einem fürchterlichen Unfall kommt.«
»Ich denke, das ist alles, was er Ihnen sagen kann«, meinte Mrs. Daniels zu ihnen. »Wenn Ihnen noch eine weitere Frage einfällt, können Sie ja morgen wiederkommen.«
»Bitte, noch
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