Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman
Bedürfnis verspürte, mit ihr zu reden. Als er gerade gehen wollte, spürte er, wie ihm jemand energisch auf den Rücken klopfte.
»Darf ich fragen, was Sie damit vorhaben, Sir?«
Will wirbelte herum. Vor ihm stand ein großer Mann um die dreißig mit Stoppelbart und rotbraunem Haar. Sein durchdringender Blick verlangte nach einer Antwort. Das rechteckige Schild an seinem Revers verriet: Restaurant-Manager .
»Ähm, Sie wundern sich jetzt vielleicht über mich«,
murmelte Will und zeigte auf die Pflanze, »aber wissen Sie … meine Freundin Nina …«
»Oh … Sind Sie ein Freund von Nina? Ist sie hier?« Die Augen des Managers leuchteten auf, und die Pflanze war offenbar vergessen.
»Shorey!« , rief Nina vom anderen Ende der Tanzfläche herüber. »Es tut so gut, dich zu sehen, alter Kumpel.«
Der Mann namens Shorey breitete die Arme aus und winkte Nina mit den Fingerspitzen zu sich. »Nina! Du siehst toll aus. Das muss bei euch in der Familie liegen.«
Die beiden liefen aufeinander zu und fielen sich mitten auf der Tanzfläche in die Arme. Will beobachtete amüsiert, wie sie sich anschließend wieder voneinander lösten und musterten.
»Ja, tatsächlich, so umwerfend wie eh und je«, sagte Shorey und betrachtete Nina von oben bis unten.
»Du bist aber auch nicht übel!« Nina lächelte zurück. »Hast ein bisschen zugenommen im Laufe der Jahre - steht dir gut!«
»Na ja!« Shorey winkte verlegen ab. »Wir werden alle älter, nicht wahr? Ich versuche darauf zu achten, dass es im Limit bleibt.«
»Das scheint dir hervorragend zu gelingen«, beharrte Nina. »Warte nur, bis du weißt schon wer dich sieht. Wie lange ist das jetzt her?«
Will sah, dass Shorey rot wurde.
»Nun ja, wir haben mal telefoniert, aber das war … ähm … genug von mir - heute ist dein Abend. Und ich hatte gehofft, dich vorher noch zu erwischen. Ich bin
nämlich gespannt zu hören, was du dir dabei gedacht hast?«
»Was ich mir dabei gedacht habe?«, wiederholte Nina.
Shorey zog die Augenbrauen hoch und sah Nina erwartungsvoll an. »Ganz recht, junge Dame. Ich kenne dich verdammt lange - erzähl mir nicht, dass das keine Absicht war. Soweit ich mich erinnere, hast du solche Streiche schon in der Schule geliebt.«
»Welche Absicht, Shorey? Wovon zum Teufel redest du?«
»Von der Sitzordnung natürlich!«
Nina schob die Unterlippe vor. Plötzlich wirkte sie besorgt. »Was ist damit? Sag bloß nicht, du hast sie verloren. Ich habe verdammt viel Zeit damit zugebracht und mir keine Kopie gemacht.«
»Nein, ich hab sie nicht verloren.« Shorey schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Du weißt allen Ernstes nicht, was du angestellt hast? Willst du mich auf den Arm nehmen? Nina Davies, ich fürchte diese Herumtreiberei in der Welt hat dir den Verstand vernebelt!«
»Schluss damit! Ich will jetzt wissen, was mit meiner Sitzordnung nicht stimmt! Sag’s mir, sonst mache ich mit deinem Arm Brennnessel.«
Shorey drehte sich um und rief eine dicke, ältere Kellnerin, die am oberen Ende des Tisches damit beschäftigt war, aus Servietten Tauben zu falten. »Consuela! Könntest du mir mal die Sitzordnung bringen?«
»Jetzt?« Consuela mochte ihre Faltarbeiten offenbar nicht gern unterbrechen.
»Wenn du bitte so nett wärst.« Shorey seufzte.
Consuela schnappte sich ein lederbezogenes Klemmbrett, kam zu ihnen gewieselt und reichte es Shorey. Er dankte ihr und betrachtete es empört.
»Also gut, wo fang ich an?«
Nina stand vor einem Rätsel und spähte ihm neugierig über die Schulter.
Shorey tippte mit dem Stift auf den Anfang der Seite. »Was hast du dir dabei gedacht, Melanie neben Malcolm zu setzen? Die beiden haben sich vor einem Jahr scheiden lassen! Hoffst du auf die große Versöhnung?«
Nina schlug die Hände vors Gesicht. »Melanie und Malcolm sind geschieden? Das hab ich nicht gewusst!«
»Und - hallooo - Craig zwischen Noreen und Debbie zu setzen, wo er doch mit beiden schläft?«
»Nein!«
»Das weiß die ganze Stadt - abgesehen von Noreen und Debbie. Möchtest du, dass deine Party in eine Massenprügelei ausartet?«
Will war fasziniert. Er überquerte die Tanzfläche, stellte sich neben die beiden und reckte den Hals, um die Liste sehen zu können.
Shorey war jetzt so richtig in Fahrt. »Marjorie Daniels sitzt mit Joanie Kitching an einem Tisch? Nina, die beiden können nicht mal gleichzeitig im selben Land sein.«
»Ups.« Nina wirkte betreten.
»Ups?«, wiederholte Shorey und legte seine freie
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