Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman
sind ein Genie. Und dieses Wort benutze
ich normalerweise nur im Zusammenhang mit einem anderen männlichen Mitglied der Thompson Familie.«
»Vielen Dank …«, antwortete Will zögernd und entschied sich dagegen, ihr zu sagen, dass mit dieser Geschenkemischerei die Katastrophe programmiert war. Andererseits fand er es amüsant. Man konnte schließlich nicht erwarten, bei Grabbelsäcken etwas Sinnvolles zu bekommen. Außerdem war es nicht seine Party. Er war nicht einmal eingeladen. Es konnte ihm also egal sein, ob es funktionierte, er würde dann längst wieder zurück in Manhattan sein.
»Warten Sie hier«, sagte er. »Ich werde die Pflanze für Sie aus dem Topf heben.«
Als er über die Tanzfläche auf die ahnungslose Pflanze zumarschierte, begann Christys Handy wieder zu klingeln.
»Hallo?«
»Oh!« Die barsche weibliche Stimme am anderen Ende wirkte überrascht. »Christy?«
»Kann ich ihr etwas ausrichten?«, fragte Will. »Ich bin ihr … Assistent. Was kann ich für Sie tun?«
»Nun ja …« Die Frau mit dem starken Akzent schien zu überlegen. »Also gut. Hier ist Miss Popova von Nifty Naylz.« Sie betonte das Miss , als lege sie gesteigerten Wert auf diesen Umstand. »Sagen Sie Christy, wenn sie Bouvier nicht innerhalb der nächsten halben Stunde hier abholt, sitzt der Hund auf der Straße. Haben Sie verstanden?«
10. Kapitel
Christy
14.00 Uhr
Mrs Dallaglios Sachen aus der Reinigung holen - brauche Hilfe beim Tragen.
- um halb sieben wieder herkommen.
13.00 Uhr Bouvier im Hundesalon abholen - eine Stunde zu spät.
C hristy stand draußen vor dem Clint’s auf dem Bürgersteig gegen die Fensterscheibe gelehnt und schirmte die Augen gegen die blendende Sonne ab. Sie fluchte über ihre Kopfschmerzen und fragte sich, was zum Teufel sie als Nächstes tun sollte.
Gleich werde ich aufwachen und merken, dass das einer dieser Alpträume war, in denen man erfolglos versucht, irgendwo hinzukommen. Ich werde gähnen, lächeln, und alles wird wieder ganz normal sein, weil ich mein Handy zurückhabe.
Mann, war das alles übel! Sie hatte das Gefühl, sich rückwärts statt vorwärts zu bewegen. Dabei hatte sie heute
Morgen beim Aufstehen noch gedacht, dies würde ein ganz normaler Arbeitstag werden. Aber bisher war alles schiefgelaufen.
Von den an ihr vorbeieilenden New Yorkern nahm keiner Notiz von dem Mädchen, das dem Zusammenbruch nahe war. Christy beobachtete die Passanten, bis sie auf der Straße weiter unten plötzlich eine vertraute Gestalt entdeckte.
»Toni?«
Tatsächlich! In seinem Hemd und mit der Sonnenbrille umwerfend wie eh und je, überragte Toni die Menschenmenge. Als er sie entdeckte, winkte er begeistert und begann zu laufen. Christy warf sich ihm entgegen und fiel ihm um den Hals. Sie war selbst überrascht, wie sehr sie sich über die Begegnung freute. »Ist das schön, dich zu sehen!«, rief sie.
»Christy!« Toni strahlte sie an.
Aber dann runzelte sie die Stirn, trat einen Schritt zurück und musterte ihn fragend. Irgendetwas stimmte nicht, sonst wäre er nicht allein auf der Straße unterwegs. »Was tust du hier?«, fragte sie. »Was haben sie in der Agentur gesagt? Haben sie dich unter Vertrag genommen?«
Toni zuckte mit den Schultern. Christy konnte ihm ansehen, dass er durcheinander war.
Er zog ein Blatt Papier aus der Hosentasche seiner Jeans und reichte es ihr. »Besetzt«, sagte er niedergeschlagen. »Keep on running. Don’t stop moving. Don’t stop til you get enough.«
Wovon redete Toni da? Christy schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn und konnte nicht glauben, dass
sie es vergessen hatte: Toni sprach kaum ein Wort Englisch. Er kannte nur ein paar Slogans, Sprüche aus Kinofilmen oder Versatzstücke aus Liedern. Dieser Junge war einsamer als sie dachte.
Und Christy war nun entschlossener denn je, ihm zu helfen. Sie studierte das Blatt, auf dem die Adressen von vier weiteren Model-Agenturen in Manhattan standen. Daneben waren Termine gekritzelt, die als Go-Sees bezeichnet wurden. Alle waren irgendwann nächste Woche.
»So ein Mist!«, wetterte Christy. »Was sollst du denn jetzt tun? Wo sollst du hin? Wo willst du schlafen?«
Tony starrte verständnislos ins Leere.
»Haben sie dir keine Unterkunft besorgt?«
Sie wusste nicht, ob er sie überhaupt verstand. Er schien kaum zuzuhören und bestaunte stattdessen lediglich ebenso überwältigt wie verständnislos seine neue Stadt. Bisher hatte er sich genauso benommen wie ein junger Mensch, der
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