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Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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und Stanislawski.
    Der Dialog zwischen den Sklaven und ihrem Halter beschränkt sich aufs Nötigste:
    »Zwei Grenzsiedlungen im Süden sind noch offen. Was können Sie liefern?«
    »Unterhaltung oder Kultur?«
    »Natürlich Kultur.«
    »Da hätte ich >Existentialismus - wohin?< oder >Samurai-Kult und Harakiri<. Je 70 Minuten.«
    »Kann ich nicht brauchen. Ich brauche aktuelle Themen.«
    »Bitte sehr. 50 Minuten >Krise der hebräischen Lyrik<.
    Mit Beispielen 60 Minuten.«
    »Das hat jeder Mensch im Süden schon gehört. Sogar die Beduinen.«
    »Spinoza?«
    »Zu traurig.«
    »Dann also Skulpturen durch die Jahrhunderte. Mit Lichtbildern. In Galiläa wurden Zugaben verlangt.«
    »Möglich. Aber in den südlichen Grenzsiedlungen haben sie keine Projektionsapparate.«
    »Dann spiele ich je eine Szene aus dem Eingebildeten Kranken< und >Warten auf Godot<. Eine sichere Sache.«
    »Okay. 65 Pfund plus Taxi.«
    »Im allgemeinen bekomme ich 190.«
    »Nicht von mir. Ich zahle einem Steptänzer nur 100.«
    »Mach ich. Ich bin Steptänzer und Kunstpfeifer. Das heißt, daß ich mich zu meinem Steptanz selbst begleite. 180.«
    »120.«
    »150 mit Zugabe.«
    »Gut. Was geben Sie zu?«
    »Euripides.«
    »In Ordnung. 120 mit Taxi und Euripides. Wir treffen uns um 6 Uhr hier im Cafe.«
    »Um sechs. Ich sitze neben dem Fahrer.«
    An einem Tisch in einer Ecke des Kaffeehauses thront in einsamer Würde der König der Unterhaltungsbranche, der meistgefragte Sklave auf dem Markt: der Hypnotiseur. Sein durchdringender Blick garantiert volle Häuser, und seine Gagen erreichen gewaltige Höhen, besonders wenn er aus dem Ausland kommt. Der Text des Reklameplakats, das für sein Auftreten wirbt, ist ebenso einfach wie wirkungsvoll: »Ein Abend hypnotischer Unterhaltung im Mograbi-Theater mit Professor Max aus Amerika. Nur für starke Nerven!«
    Ich für meine Person begreife nicht, wie sich ein Theater für derart minderwertige Unterhaltung hergeben kann. Aber es scheinen sich immer wieder Menschen zu finden, die auf so etwas hereinfallen. Zum Beispiel ich.
     

Hypnotisches Zwischenspiel
     
    Zu meiner Verteidigung möchte ich anführen, daß mir der Impresario für diesen Abend zwei Freikarten in einer der letzten Parkettreihen zur Verfügung gestellt hatte. Ursprünglich hätten es wirkliche Ehrenkarten sein sollen, das heißt, daß er mich und meine Frau auf zwei Mittelsitze in einer der ersten Reihen setzen wollte, aber das lehnte ich ab. Vielleicht würde Maestro Max durch das Loch im Vorhang schauen, seinen durchdringenden Blick auf mich heften und sich mit teuflischem Grinsen an seinen Assistenten wenden:
    »Der dort vorn in der Mitte, der so verkrampft dasitzt... ja, der mit der Brille... den hol ich mir herauf. Den mach ich zur Schnecke. Hehehe.« Mir mißfällt diese Ausdrucksweise schon in der bloßen Vorstellung. Und während sich der Vorhang unter atemloser Stille des Publikums langsam hob, fühlte ich ebenso langsam ein deutliches Unbehagen in mir aufsteigen. Auch des Publikums bemächtigte sich spürbare Erregung, als der Hypnotiseur ans Mikrophon trat. Mein Nebenmann, ein Briefmarkenhändler kroatischer Herkunft, betrachtete ihn durch sein Opernglas. Ich lieh es mir für ein paar Sekunden aus und mußte feststellen, daß von der Erscheinung des Hypnotiseurs tatsächlich ein ganz besonderes Fluidum, etwas Befremdendes und beinahe Erschreckendes ausging. Er trug einen erstklassig geschneiderten Smoking sowie eine kühn vorspringende Nase, und aus tiefen Höhlen starrte uns ein unheimlich schwarzes Augenpaar entgegen. Meine Frau lehnte sich in ihrem Sitz zurück, ihr Atem ging stoßweise, ihre Hand griff konvulsivisch nach der meinen. Mir selbst klopfte das Herz bis in den Hals.
    »Meine Damen und Herren«, begann der Unheimliche in perfektem Hebräisch, »es ist mir ein Vergnügen, Ihnen den bekannten Hypnotiseur Professor Max vorzustellen.«
    Jetzt erst erkannte ich meinen Freund Gideon vom Israelischen Rundfunk, der offenbar als Dolmetscher fungierte (und sich damit einen kleinen Nebenverdienst verschaffte). Aber auch Professor Max sah sehr eindrucksvoll aus, trotz seiner Beleibtheit und seines alltäglichen Gesichts. Mit ein paar kurzen Sätzen in englischer oder doch angelsächsischer Sprache umriß er den Zweck seines Besuchs: Er wollte das israelische Publikum mit den unterhaltenden Aspekten der wissenschaftlichen Hypnose bekanntmachen. Während er sprach, ließ er seine Blicke über die Zuschauer schweifen, und ich schäme

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