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Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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eine Vormerkung für den nächsten Mittwoch: »15.-15.30 Uhr schlafen«.

Ein literarischer Marathon
     
    Die Sache begann mit dem Brief eines anonymen Rundfunkhörers, der seiner Befriedigung darüber Ausdruck gab, daß die »Stimme Israels« nicht immer nur zweitklassige Unterhaltungssendungen wiederhole, sondern gelegentlich auch Lesungen aus Werken von literarischem Rang wie etwa aus dem jüngsten Buch von Tola'at Shani: >Grußbotschaft<. Die Direktion des Israelischen Rundfunks nahm die Lobesworte dankend zur Kenntnis und gab sie an den Schauspieler Jarden Podmanitzki weiter, der, man erinnert sich, jeweils am Montag und Donnerstag von 10.20 Uhr bis 10.40 Uhr im Rahmen des literarischen Programms aus dem Buch gelesen hatte.
    Die allgemeine Hochstimmung erlitt jedoch eine empfindliche Einbuße, als sich herausstellte, daß niemand eine Wiederholungssendung des in Rede stehenden Werks angesetzt hatte. Eine sofort durchgeführte Kontrolle der gesamten Programmgestaltung ergab, daß die »Grußbotschaft«, deren Umfang 203 Druckseiten betrug, während der letzten dreieinhalb Jahre ununterbrochen von Jarden Podmanitzki gelesen worden war, ein Zeitaufwand, der sich um so weniger erklären ließ, als Podmanitzki pro Lesung durchschnittlich 20 Seiten zu bewältigen pflegte. Selbst wenn man alle Unterbrechungen in Rechnung zog, die bei Podmanitzkis Lesungen aus emotionellen oder anderen dilettantischen Ursachen häufig auftraten, ergab sich für einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren ein LeseUmfang von rund 8000 Seiten. Wie war das möglich?
    Podmanitzki, mit dem zu Tage geförderten Sachverhalt konfrontiert, legte vor dem Untersuchungsausschuß ein volles Geständnis ab:
    »Ich begann die >Grußbotschaft< im Herbst 1970 zu lesen, machte schöne Fortschritte und hatte nach wenigen Monaten das Schlußkapitel erreicht. Aber ich konnte mich nicht damit abfinden, daß nun alles zu Ende sein sollte. Ich bin ein großer Literaturliebhaber und bekam außerdem für jede Sendung ein Honorar von 23,15 Shekel, gewiß nicht sehr viel in Anbetracht des bedeutenden Gegenstands und seiner noch bedeutenderen Wiedergabe. Aber für einen unabhängigen Schauspieler fallen auch kleine Summen ins Gewicht. Aus all diesen Gründen widerstrebte es mir, die Sendung zu beenden, und ich begann das Buch noch einmal von Anfang an zu lesen. Das drittemal las ich es von hinten nach vorn, begann mit Kapitel 18 und schloß mit Kapitel 1. Es war ein interessantes Erlebnis, wenn auch nicht ganz so interessant wie die vierte Lesung, wo ich nur die Seiten mit ungeraden Ziffern berücksichtigte. So vergingen die Jahre, und die Geschichte begann mich allmählich zu langweilen. Um sie ein wenig aufzufrischen, flocht ich von Zeit zu Zeit kleinere Skizzen ein, die ich selbst verfaßt hatte, und einmal, wirklich nur ein einziges Mal, las ich aus purer Zerstreutheit das Budget des Finanzministeriums vor. Aber ich lege Wert auf die Feststellung, daß mir keine wie immer geartete Beschwerde zugegangen ist...«
    Jarden Podmanitzki erhielt eine strenge Rüge und den Auftrag, die letzte Lesung des Buchs mit Ende des Jahres abzuschließen. Ungeklärt blieb, wer jener Hörer war, dessen Brief die Angelegenheit ins Rollen brachte und wie er überhaupt entdeckt hatte, daß Podmanitzki sich wiederholte.

Sklavenmarkt
     
    Überflüssig zu sagen, daß auch die Unterhaltungs-Industrie, wie jede andere, ohne Zwischenhändler nicht auskommt. Der Zwischenhändler heißt »Impresario« (manchmal auch »Agent« oder »Manager«) und verkauft den »Kulturkomitees« der kleineren Städte, größeren Dörfer und mittleren Kibbuzim jede Art von Unterhaltung bis zu zwei Stunden: »Freu dich mit...«, »Lachen mit...«, »Gesang und Tanz mit...« und alles sonst noch Verkäufliche zwischen Telepathie und Tolstoj.
    Wenn der Impresario sein Programm für die kommende Woche zusammengestellt hat, begibt er sich ins Cafe Noga, dem Sammelplatz der sowohl auftrittsgierigen als auch zweitrangigen Künstler, und begutachtet die ausgestellte Ware. Von Zeit zu Zeit hält er bei einem Schauspieler oder einem Zauberer an, wechselt einige Worte mit ihm, betastet seine Muskeln und prüft seine Zähne. Über Gagen wird kaum gesprochen, sie sind von vornherein fixiert. Ganz oben auf der Rangliste stehen die Popmusiker, die Anspruch auf Beförderung mit einem eigenen Taxi haben, ganz unten auf dem Grund vegetiert Jarden Pod-manitzki mit Vorlesungen aus dem Briefwechsel zwischen der Witwe Sigmund Freuds

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