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Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Theaterbegeisterten dazu, ihre Omeletten von Leuten beurteilen zu lassen, die an Magengeschwüren leiden?
    Auch hier erhebt sich die ewig unlösbare Frage, was zuerst da war: das Ei oder das Magengeschwür.
     

Wie du dir, so ich mir
     
    INTENDANT: Herr Kunstetter! Herr Kunstetter! Entschuldigen Sie, daß ich Sie auf offener Straße überfalle...
    KRITIKER: Ich bin auf dem Heimweg, Herr Spitz.
    INTENDANT: Darf ich Sie begleiten?
    KRITIKER: Wenn Sie nichts besseres zu tun haben.
    INTENDANT: Danke vielmals. Ich möchte Sie etwas fragen...
    KRITIKER: Reden Sie, in Gottes Namen.
    INTENDANT: Ich möchte Sie fragen... das heißt, ich möchte mich unverbindlich erkundigen, ob Sie schon Zeit gefunden haben, unser neues Stück zu besprechen.
    KRITIKER: Ich habe die Zeit gefunden, Spitz.
    INTENDANT: Und was, wenn ich fragen darf... was haben Sie geschrieben?
    KRITIKER: Das werden Sie morgen in der Zeitung lesen.
    INTENDANT: Schlecht?
    KRITIKER: Sie lesen es morgen in der Zeitung.
    INTENDANT: Also schlecht.
    KRITIKER: Das werden Sie ja sehen.
    INTENDANT: Ich muß Ihnen gestehen, Herr Kunstetter, daß es für mich immer ein ganz besonderes Vergnügen ist, Ihre Kritiken zu lesen. Ein richtiges Fest. Es gibt im ganzen Land nur einen einzigen Theaterkritiker -
    KRITIKER: - und der heißt Kunstetter, nicht wahr? Nun ja. Auch ein paar andere außer Ihnen, Spitz, sind der Meinung, daß ich etwas vom Theater verstehe.
    INTENDANT: Eben. So ist es. Und deshalb liegt mir daran, von Ihren kritischen Bemerkungen zu profitieren.
    KRITIKER: Das werden Sie, Spitz, das werden Sie. Morgen.
    INTENDANT: Könnten Sie mir nicht wenigstens ein paar Andeutungen darüber machen, was Sie vom künstlerischen Niveau der Inszenierung halten?
    KRITIKER: Sagten Sie »künstlerisches Niveau« ?
    INTENDANT: Ojweh.
    KRITIKER: Glauben Sie wirklich, Spitz, daß bei dieser Inszenierung von künstlerischem Niveau die Rede sein kann?
    INTENDANT: Ojweh.
    KRITIKER: Das war überhaupt keine Inszenierung, das war eine Amateurvorstellung.
    INTENDANT: Aber das Publikum -
    KRITIKER: Was der Mann auf der Straße denkt, ist mir nicht maßgebend. Wenn Kunstetter sagt, daß es ein Bockmist ist, was Sie da inszeniert haben, dann, Spitz, ist es ein Bockmist.
    INTENDANT: Schlimm genug, wenn Kunstetter das sagt... Aber wenn Kunstetter das auch noch schreibt, Herr Kunstetter, wenn das mit der Signatur Kunstetter in der Zeitung steht, dann kommt ja kein Mensch ins Theater...
    KRITIKER: Das Theater, Spitz, ist für mich ein Heiligtum, das ich nicht zu schänden gedenke. Ich nicht.
    INTENDANT: Lieber, verehrter Herr Kunstetter, ich appelliere an Ihre Menschlichkeit. Sechsundvierzig Schauspieler sind in meinem Haus beschäftigt, sechsundvierzig Menschen hängen davon ab, ob unser Stück Erfolg hat oder nicht... sechsundvierzig...
    KRITIKER: Dann sollen sie an der Börse spielen und nicht auf der Bühne. Ist es meine Schuld, wenn Sie einen solchen Mist auf Ihren Spielplan setzen?
    INTENDANT: Vielleicht läßt sich noch etwas machen. Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Sagen Sie mir, was geändert werden soll - und ich sause sofort ins Theater, um die von Ihnen gewünschten Änderungen vorzunehmen, Herr Kunstetter. Nur ein paar kleine Ratschläge! Nur ein paar Andeutungen!
    KRITIKER: Morgen. Morgen in der Zeitung.
    INTENDANT: Nein, jetzt, unter vier Augen. Ich flehe Sie an.
    KRITIKER: Na schön. Meinetwegen. Also hören Sie, Spitz. Streichen Sie den ganzen zweiten Akt. Ändern Sie den ersten Akt so, daß keine Musik vorkommt. Besetzen Sie Guttermanns Rolle mit einem anderen Schauspieler. Und lassen Sie im dritten Akt den Nazi-General nicht entkommen, sondern ertrinken. Außerdem müssen alle Dialoge umgeschrieben werden.
    INTENDANT: Goldrichtig, Herr Kunstetter. Sie haben mit jedem Wort recht. Ich verstehe nicht, wieso mir das alles nicht selbst eingefallen ist. Vielen herzlichen Dank, Herr Kunstetter. Ich werde die von Ihnen vorgeschlagenen Verbesserungen sofort durchführen. Nur noch eine kleine Bitte. Ließe sich unter diesen Umständen das Erscheinen Ihrer Kritik nicht ein wenig hinausschieben? Damit wir uns nach Ihren Anweisungen richten können?
    KRITIKER: Hm... na ja. Ich werde es mir überlegen.
    INTENDANT: Ich danke Ihnen, Herr Kunstetter. Ich danke Ihnen tausendmal. Und jetzt muß ich laufen, um sofort alles Nötige zu veranlassen.
    KRITIKER: Gut. Übrigens, Herr Spitz... warten Sie eine Sekunde... ich möchte über eine bestimmte Sache mit Ihnen sprechen.
    INTENDANT:

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