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Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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noch übrig war, zu einem Taxi. Plötzlich bog Menasche um die Ecke. Er blieb vor Jossele stehen, kniff ihn in die Backe und fragte mit breitem, freundlichem Grinsen:
    »Wo steckst du denn die ganze Zeit, mein Alter?«
    Ich zählte mit: Das Grinsen dauerte 1 - 2 - 3 - 4 volle Sekunden. Jossele begann zu zittern, riß einem gerade vorbeikommenden Zeitungsverkäufer die Morgenausgabe aus der Hand, sah unter »Gestrige Lotterieziehung« nach und stieß einen lauten Schrei aus: Er hatte 4000 Shekel gewonnen.
    »Eines verstehe ich nicht ganz«, brummte er, nachdem er sich vergewissert hatte, daß er tatsächlich das Gewinnlos besaß. »Warum hat mich Menasche nicht geküßt? Bei mehr als 3000 Shekel küßt er sonst immer...« Dann schlug er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Richtig! Ich habe ja noch 1600 Shekel Schulden...«
    Wir machten uns auf den Heimweg. Sicherheitshalber wandte ich mich zu Menasche um und schmetterte ihm ein fröhliches »Gute Nacht« zu.
    Menasche sah durch mich hindurch, als wäre ich Luft. Was ist geschehen? Um Himmels willen, was ist geschehen?
    Morgen habe ich Premiere...
     

Kunstetters Ende
     
    An übernächsten Tag erhob ich mich schon in der Morgendämmerung von meinem Lager, sauste hinunter zum Zeitungsstand und suchte mit zitternden Händen nach I. L. Kunstetters Kritik über mein neues Stück. Noch im Gehen begann ich zu lesen - und lehnte mich aufatmend gegen eine Häuserwand, entzückt über Kunstetters Lobeshymne:
    »Insgesamt fanden wir an der geschmackvollen Komödie Ki-shons großen Gefallen«, hieß es abschließend. »Sein gelegentlich auftretender Hang zu Übertreibungen ändert nichts daran, daß wir in Ephraim Kishon einen witzigen, intelligenten, erfindungsreichen und im höchsten Grad unterhaltsamen Bühnenautor besitzen.«
    Zwei Stunden später, auf dem Weg ins Kaffeehaus, begegnete ich einem meiner Freunde, dessen sauertöpfische Miene mir sofort auffiel.
    »Warum hat Kunstetter dein Stück verrissen?« fragte er.
    »Wieso verrissen?« fragte ich zurück. »Das war doch eine sehr gute Kritik?«
    »Na hör einmal! So etwas Tückisches wie der Seitenhieb mit den Übertreibungen...!«
    Im Kaffeehaus wurde mir diese eher verwirrende Interpretation allenthalben bestätigt:
    »Kunstetter muß verrückt geworden sein«, sagten die Wohlmeinenden, und: »Kümmer dich nicht um ihn!« Aber es gab auch kampflustigen Zuspruch wie: »Warum wehrst du dich nicht... Ich an deiner Stelle würde mir das nicht gefallen lassen... «
    Nach Hause zurückgekehrt, las ich Kunstetters Kritik noch einmal durch. In der Tat: Die Sache mit der Übertreibung war eine Gemeinheit. Erst jetzt fiel mir das so richtig auf.
    Was denkt sich der Kerl eigentlich?
    Ich ging zu Kunstetter in die Redaktion und fragte ihn, ob er mich provozieren wolle. Das könnte ihm schlecht bekommen, fügte ich undurchsichtig hinzu.
    Kunstetter erschrak und versprach mir eine baldige, jeden Irrtum ausschließende Klarstellung. Sie erfolgte bereits am nächsten Tag in Form einer Glosse über den Zustand des hebräischen Theaters; der Schlußsatz lautete: »Einer unserer wenigen wirklich erstklassigen Bühnenautoren ist Ephraim Kishon. Das hat er mit seinem neuen Stück wieder einmal bewiesen. Bravo!«
    Ich fühlte mich vollauf befriedigt - bis im Kaffeehaus einer meiner Freunde auf mich zutrat:
    »Was hat dieser Kunstetter gegen dich?«
    »Wieso?«
    »Er sagt, daß du >einer< unserer erstklassigen Bühnenautoren bist! Wer sind die anderen? Warum nennt er sie nicht?«
    Das leuchtete mir ein.
    »Kunstetter!« rief ich, als ich in seinem Redaktionszimmer vor ihm stand. »Ich habe Ihr Täuschungsmanöver durchschaut! Machen Sie das raschest wieder gut, sonst...«
    Kunstetters »Rückschau«, die immer in der Wochenendausgabe erscheint, enthielt den folgenden Satz: »Aber der bedeutendste Dramatiker der Gegenwart ist zweifellos Ephraim Kishon. Gott segne ihn!«
    »Jetzt möchten wir aber endlich wissen«, sagten meine Freunde, »warum Kunstetter dich mit seinem Haß verfolgt.«
    »Haß? Er hat doch in der letzten Zeit immer sehr gut über mich geschrieben?«
    »Bist du wirklich so naiv, oder tust du nur so? Er hätte schon viel früher gut über dich schreiben müssen!«
    Abermals suchte ich Kunstetter auf. Diesmal ließ ich mich auf keine Diskussion ein, sondern schlug ihn wortlos zusammen.
    Und jetzt fragen mich alle, warum ich ihn zusammengeschlagen habe. Wo er doch immer so gut über mich schreibt.
    Es ist, ich sagte es

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