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Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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schreiben, daß - ich zitiere wörtlich - daß >Podmanitzkis Begabung für die Nuancen der Hink-Szene leider nicht ausreichte Man sollte es nicht für möglich halten.«
    »Wer liest schon Kritiken von Schmirkowitz?« versuchte ich den ergrimmten Mimen zu trösten; aber er brauste von neuem auf:
    »Darum geht es nicht, Herr. Die Sache ist die, daß Schmirkowitz mich seit siebzehn Jahren unversöhnlich haßt, weil ich ihn einmal auf einer Party - na ja, ich war damals etwas angeheitert - und da habe ich ihn also gewarnt. Ich sagte ihm: Wenn er noch einmal schreibt, daß ich nicht weiß, was ich auf der Bühne mit meinen Händen machen soll, dann bekommt er sie in seinem Gesicht zu spüren. Das sagte ich ihm. Und seither verfolgt er mich mit seinem Haß.«
    »Über derlei sind Sie erhaben, Herr Podmanitzki. Ihre Leistung in den >Kosaken< war ein neuerlicher Beweis dafür, daß Sie zu den Giganten des zeitgenössischen Theaters zählen.«
    »So? Und wie kommt es dann, daß I. L. Kunstetter nur zweieinhalb Zeilen über mich geschrieben hat? Über Honigmann hingegen, über diesen jämmerlichen Patzer, schreibt er einen ganzen Absatz. Und zum Schluß nennt er seinen Namen auch noch unter denjenigen, die den Durchfall des Stückes verschuldet haben. Verdiene ich eine solche Behandlung?«
    Jarden Podmanitzki zog aus seiner Rocktasche ein in roten Velours gebundenes Skizzenbuch hervor und begann darin zu blättern.
    »Mir können Sie nichts erzählen«, sagte er. »Ich führe genauestens Buch über jede Kleinigkeit. Ich sammle alle Kritiken und klebe sie hier in alphabetischer Reihenfolge ein. Warten Sie... Kellermann... Kubowsky... Kunstetter. Seite 29. Welche Kritik interessiert Sie?«
    »Im Augenblick keine, danke vielmals.«
    »Und das ist noch nicht alles. Auf meine Klageszene vor dem Altar folgt in der Regel ein Abgangsapplaus oder wenigstens ein beifälliges Gemurmel. Aber was schreibt Dov Schlofer? >Podmanitzkis Selbstgefälligkeit wirkt in dieser Szene nur störend. Er sollte weniger Text haben .< Es ist kaum zu fassen!«
    »Kümmern Sie sich nicht um Kritiken, Podmanitzki.«
    »Ich bemühe mich ja, aber es geht nicht. Und da ist auch noch die Sache mit dem Stotterer...«
    »Den fand ich nicht schlecht.«
    »Wovon reden Sie? Der Stotterer ist einer aus dem Publikum. Ein regelmäßiger Premierenbesucher. Nach jeder Premiere kommt er zu mir in die Garderobe, umarmt mich und sagt: >Wirklich... wirklich...< Aber nach der >Kosaken<-Premiere... «
    »Ist er nicht gekommen?«
    »Doch. Aber er hat nicht >Wirklich, wirklich< gesagt, er hat mich nur umarmt. Warum? Warum?«
    »Vielleicht war er heiser.«
    »Kann sein. Aber das ist noch kein Grund für Rappaport, mich im >Theatermagazin< zu attackieren. Angeblich ist meine Darstellung >glaubhaft in ihrer Schwäche, aber schwach in ihrer Glaubhaftigkeit<. Was sagen Sie dazu?«
    »Nichts«, antwortete ich wahrheitsgemäß, benützte ein rotes Verkehrslicht, um aus dem Taxi zu schlüpfen, und sprang in ein anderes, das in die entgegengesetzte Richtung fuhr.
    Als ich am nächsten Tag vor dem Cafe Noga mit Podmanitzki zusammenstieß, teilte er mir mit schuldbewußtem Lächeln mit, daß er von dieser dummen Gewohnheit mit dem Skizzenbuch und den eingeklebten Ausschnitten abgekommen sei. Von jetzt an arbeite er nur mit Mikrofilm.
     

Der Erfolgsmesser
     
    An einem trüben, regnerischen Abend saßen Jossele und ich auf unserem Beobachtungsposten im Cafe, als der Dichter Tola'at Shani sich den Weg an unseren Tisch bahnte und seine Nägel zu beißen begann.
    »Ich bin fürchterlich nervös«, sagte er. »Das erweiterte Dramaturgenkomitee des Nationaltheaters berät gerade über das Schicksal meines Stücks.«
    Wir wandten ihm unsere aufrichtige Anteilnahme zu. Die Situation war ja auch wirklich spannungsgeladen. Wurde sein Stück abgelehnt, dann hatte er's hinter sich. Wurde es aber angenommen, dann ließ sich die Möglichkeit, daß es infolge eines technischen Versehens auch zur Aufführung käme, nicht gänzlich ausschließen. Wir versuchten den hartgeprüften Autor zu beruhigen, aber er hörte uns kaum zu, brach von Zeit zu Zeit in ein hysterisches Kichern aus und drohte zu emigrieren.
    Plötzlich geschah etwas Merkwürdiges. Ein großer hagerer Mensch kam vorbei, grüßte Jossele mit einem freundlichen Winken seiner Hand, hielt direkt vor Tola'at Shani inne, legte den Kopf schräg und schien in die Luft zu schnuppern, wobei seine Nasenflügel sich blähten und sein Gesicht den

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